Erdüberlastungstag am 2. August Weltbevölkerung hat Ressourcen für 2023 verbraucht
Die Menschheit verbraucht seit Jahrzehnten mehr natürliche Ressourcen, als der Planet pro Jahr zur Verfügung stellen kann. In diesem Jahr fällt der Erdüberlastungstag auf den 2. August. Deutschland trägt vor allem mit hohen CO2-Emissionen dazu bei.
Vom 2. August an lebt die Menschheit wieder ökologisch auf Pump. Dann sind die erneuerbaren Ressourcen der Erde für ein ganzes Jahr verbraucht. Das teilte die Umweltorganisation Germanwatch in Bonn unter Berufung auf aktuelle Ergebnisse des Global Footprint Network (GFN) mit. Damit lebten die Menschen derzeit so, als stünden ihnen 1,7 Planeten zur Verfügung. Gehe der Ressourcenverbrauch so weiter, würden bereits 2030 zwei Erden verbraucht sein.
Deutsche Erdüberlastung schon Anfang Mai erreicht
"Seit mehr als 50 Jahren werden die natürlichen Ressourcen der Erde ununterbrochen jedes Jahr übernutzt", erklärte Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch. "Immerhin ist es erfreulich, dass die Überlastung seit einigen Jahren kaum noch zunimmt und in diesem Jahr sogar ganz leicht abnimmt."
Der sogenannte Erdüberlastungstag hat sich in diesem Jahr laut den Berechnungen des GFN zwar um fünf Tage verschoben. Das in den USA ansässige Wissenschaftlernetzwerk weist aber darauf hin, dass vier der fünf Tage allein auf eine veränderte Datengrundlage zurückzuführen seien. Der deutsche Erdüberlastungstag war bereits Anfang Mai.
Wie viele Erden benötigen wir?
Der ökologische Fußabdruck ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. Würden alle Menschen so leben wie in den USA, bräuchte es 5,1 Erden. Bei einem Lebensstil wie in China bräuchte die Weltbevölkerung 2,4 Erden. Eine deutsche Lebensweise würde hochgerechnet drei Erden erfordern. "Das unterstreicht die besondere Verantwortung der Industrienationen und stark emittierenden Schwellenländer", sagte Bals.
In Deutschland tragen laut Netzwerk vor allem die hohen CO2-Emissionen in den Bereichen Strom, Verkehr und industrielle Landwirtschaft sowie der große Flächenbedarf zur Überlastung der Erde bei. Handlungsbedarf sieht Germanwatch vor allem bei Emissionen aus dem Verkehr und beim Flächenverbrauch durch Importe für Tierfutter, Tropenholz und Biokraftstoffe. Das Flugzeug sei das klimaschädlichste Verkehrsmittel - und Bahnfahren bis zu 28-mal klimafreundlicher als Fliegen, aber bisher oft doppelt so teuer, heißt es in der Studie.
"Die unfairen Steuerausnahmen für den Luftverkehr zu streichen, würde schon heute jährlich vier Milliarden Euro in den Bundeshaushalt spülen", erklärte Jacob Rohm, Referent für klimafreundliche Mobilität bei Germanwatch. "Damit könnten Bahnnetz und -angebote in Europa massiv ausgebaut werden."
Germanwatch fordert verbindliche Sorgfaltspflichten
Als entscheidende Treiber für die weltweite Abholzung der Wälder bezeichnete Germanwatch die europäische Nachfrage nach Futtermitteln wie Soja für die industrielle Tierhaltung oder Biokraftstoffe. So trügen die deutschen Importe jährlich zur Abholzung von rund 43.000 Hektar Tropenwald bei - das entspricht etwa der Größe einer Millionenstadt wie Köln, sagte Katharina Brandt, Referentin für Agrarpolitik bei Germanwatch. Sie forderte verbindliche Sorgfaltspflichten für den EU-Finanzsektor, um die Finanzierung von Entwaldung verursachenden Projekten zu beenden.
Erdüberlastungstag rückt immer weiter vor
Das Datum des Erdüberlastungstags ist laut Global Footprint Network in den letzten 20 Jahren um knapp zwei Monate vorgerückt. Nur das Jahr 2020 stellt eine leichte Trendwende dar. Der Erdüberlastungstag fiel damals auf den 16. August, weil die Weltwirtschaft durch die Wirtschaftskrise und den damit verbundenen geringeren Energieverbrauch ins Stocken geraten war. In den 1970er-Jahren lag der Tag noch im Dezember.
Das Global Footprint Network stellt für seine jährliche Studie zwei rechnerische Größen gegenüber: zum einen die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Müll und Emissionen. Dem werden Wälder, Flächen, Wasser, Ackerland und Fischgründe entgegengestellt, die die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen.