Einsatz der Bundeswehr Erste Evakuierte aus dem Sudan in Berlin gelandet
Die erste Militärmaschine der Bundeswehr mit Evakuierten aus dem Sudan ist in Berlin gelandet. Zwei weitere Flüge erreichten sicher Jordanien. Auch Rettungsmissionen anderer Staaten laufen. Bisher wurden mehr als 1000 EU-Bürger ausgeflogen.
Die erste Militärmaschine der Bundeswehr mit Evakuierten aus dem Sudan ist nach Angaben des Auswärtigen Amts am Morgen in Berlin gelandet. An Bord seien 101 Deutsche, ihre Familien und Angehörige weiterer Partnerstaaten gewesen. Die Maschine landete demnach um 6.15 Uhr. Weitere Evakuierungsflüge seien geplant, solange die Sicherheitslage es zulasse, hieß es vom Auswärtigen Amt weiter.
Ein zweiter Transporter mit 113 Evakuierten sei inzwischen sicher bei einem Zwischenstopp in Jordanien angekommen. Die Evakuierten wurden zunächst mit Militärtransportern vom Typ Airbus A400M nach Jordanien gebracht, um dann von dort nach Deutschland zurückzukehren. Auch eine dritte deutsche Militärmaschine mit Evakuierten aus dem Sudan sei inzwischen in Jordanien gelandet, teilte die Bundeswehr mit. Insgesamt seien damit bisher 311 Menschen ausgeflogen worden.
Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr zeigt sich mit der Operation zufrieden, die Evakuierungen hätten "gut funktioniert". Die Weiterreise der evakuierten Staatsbürgerinnen und Staatsbürger anderer Nationen werde nun mit den betreffenden Staaten abgestimmt.
Mehr als 300 Deutsche auf Krisenliste
Deutschland hatte wie andere Staaten in dem Land am Horn von Afrika am Sonntag einen Evakuierungseinsatz gestartet. Insgesamt waren drei Maschinen vom Typ Airbus A400M der Bundeswehr in den Sudan geflogen, um Personen aufzunehmen. Es sollten mehr als 300 auf einer Krisenliste registrierte Deutsche über den jordanischen Militärflugplatz Al-Asrak ausgeflogen werden. Auch "weitere zu schützende Personen überwiegend aus europäischen Staaten ohne eigene Evakuierungsmöglichkeiten" nahm die Bundeswehr an Bord, darunter 42 Niederländer. Zudem wurde eine einstellige Zahl Staatsangehöriger aus Australien, Bulgarien, Großbritannien, Belgien, Norwegen, Tschechien, Irland, Schweden und Portugal ausgeflogen.
Der Einsatz, an dem insgesamt mehr als 1000 Männer und Frauen der Bundeswehr beteiligt sind, wurde über mehrere Tage hinweg vorbereitet. Ob es weitere A400M-Flüge der Bundeswehr in den Sudan geben wird, ist unklar. Das hänge davon ab, ob noch weitere Menschen vor Ort seien, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth (SPD), im Deutschlandfunk. Er verwies aber zugleich auf die Zusammenarbeit mit anderen Staaten bei den Evakuierungen. "Wir helfen uns da gegenseitig", sagte Roth.
Mehrere Länder haben Evakuierungen begonnen
Zuvor hatten bereits die USA und mehrere europäische Länder begonnen, ihre Staatsangehörigen wegen der zunehmend angespannten Lage aus dem Sudan zu evakuieren. Frankreich vermeldet inzwischen 388 gerettete Personen und will den Einsatz im Sudan fortsetzen. Auch Schweden hat erste Botschaftsmitarbeiter und ihre Familien in das Nachbarland Djibouti ausgeflogen, nannte aber keine genauen Zahlen. Ein niederländisches Flugzeug hat ebenfalls Menschen unterschiedlicher Nationalität nach Jordanien gebracht. China ließ verlauten, Botschaftspersonal zu evakuieren.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock reiste wegen der Lage im Sudan nicht zu einem Treffen mit ihren EU-Kollegen. Sie werde sich in Luxemburg von Botschafter Michael Clauß vertreten lassen, hieß es aus dem Auswärtigen Amt.
Mehr als 1000 EU-Bürger ausgeflogen
Die Europäische Union hat ihre Mitarbeiter indes aus dem umkämpften Sudan ausgeflogen. Es sei eine komplizierte, aber erfolgreiche Operation gewesen, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell bei dem Treffen. 21 Mitarbeiter seien bereits zurück in Europa. Insgesamt seien seit Beginn der Evakuierungen mehr als 1000 EU-Bürger in Sicherheit gebracht worden.
Borrell bedankte sich bei den daran beteiligten EU-Staaten für die Evakuierung. Er hoffe, dass die Zusammenarbeit unter den EU-Staaten so funktioniere, dass jeder EU-Bürger in Sicherheit gebracht werden könne. Nach Angaben eines EU-Vertreters befanden sich am vergangenen Freitag noch ungefähr 1500 EU-Bürger in Khartum.
Lage für Bevölkerung prekär
Die Lage für die Bevölkerung im Land ist weiterhin prekär. "Es fehlt an Strom, an Wasser, an Essen", berichtete ARD-Korrespondentin Vera Rudolph im Morgenmagazin. Stromabschaltungen und Internetausfälle behinderten zunehmend die Kommunikation. Auch in den Krankenhäusern vor Ort fehle es an Ausstattung und Medikamenten, insbesondere Blutkonserven. "Das Personal ist weg, denn viele Menschen fliehen", so Rudolph.
Für Sudanesinnen und Sudanesen gebe es nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios hingegen noch keine sicheren Fluchtkorridore. In Khartum habe sich die Sicherheitslage drastisch verschlechtert.
Kämpfe zwischen mächtigen Militärs
Im Sudan kämpfen seit gut einer Woche die zwei mächtigsten Generäle des Landes und ihre Einheiten um die Macht. Die zwei Männer führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohnern seit zwei gemeinsamen Militärcoups 2019 und 2021. De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Dabei hat es bereits zahlreiche Tote gegeben.