Corona-Impfungen Was für Probleme gibt es mit AstraZeneca?
Der Impfstoff von AstraZeneca sei "sicher und wirksam", betonte gerade erst die EU-Arzneimittelbehörde. Doch nun soll es neue Beschränkungen geben. Ein Überblick über die Probleme mit dem Impfstoff.
Warum soll AstraZeneca wieder beschränkt werden?
Das Paul-Ehrlich-Institut berichtet mittlerweile von 31 Fällen sogenannter Hinrvenenthrombosen - das sind Blutgerinsel im Hirn. In 19 Fällen sei zusätzlich eine Thrombozytopenie gemeldet worden. Das heißt, dass die Zahl der Thrombozyten - also der Blutplättchen - bei den Betroffenen zu niedrig war.
Mit Ausnahme von zwei Fällen seien Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren betroffen gewesen. Bei den beiden Männern handelt es sich um einen 36-Jährigen und einen 57-Jährigen.
Um welche Art Thrombose handelt es sich?
Sinusvenenthrombosen sind Blutgerinnsel in Venen im Gehirn, die Blut aus dem Gehirn abführen. Symptome können Kopfschmerzen, aber auch epileptische Anfälle, Lähmungen oder Sprachstörungen sein.
Die Blutgerinnsel in den Hirnvenen sind laut Mitteilung des Paul-Ehrlich-Instituts zusammen mit einer Thrombozytopenie aufgetreten, also einem Mangel an Blutplättchen. Blutplättchen sind für die Blutgerinnung mit zuständig. Ein Mangel an Blutplättchen führt zu einer erhöhten Blutungsneigung. Als Symptome treten unter anderem punktförmige Einblutungen in die Haut oder Schleimhäute auf, auch starkes Nasenbluten ist möglich.
Gibt es einen Zusammenhang mit der Impfung?
Die Europäische Arzneimittel Agentur (EMA) kam nach dem Bekanntwerden der Hirnvenenthrombosen zu dem Schluss, der Impfstoff sei sicher und wirksam. Ein Zusammenhang zwischen dem Mittel und den schweren Erkrankungen könne aber weder bestätigt noch ausgeschlossen werden.
Wodurch werden die Thrombosen ausgelöst?
Diese Frage haben Wissenschaftler aus der Universitätsmedizin Greifswald versucht zu klären. Bei der Untersuchung von Blutproben haben sie offenbar die Ursache für die Blutgerinnungsstörungen nach einigen Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff gefunden.
"Bei allen Patienten mit der Komplikation, die wir bislang untersuchen konnten, haben wir das Gleiche gefunden", erklärte Andreas Greinacher, Leiter der Transfusionsmedizin der Universitätsmedizin Greifswald. Offenbar hat der Impfstoff bei den Probanden eine Abwehrreaktion der Blutplättchen aktiviert. Das habe zu einer Bildung von Blutgerinseln im Gehirn geführt. Das passiere normalerweise etwa, wenn Gefäße beschädigt seien.
Ob die Reaktion auf den Impfstoff selbst oder den Vektor - also die Verpackung des Wirkstoffes - zurückgehe oder es sich um eine allgemeine Entzündungsreaktion handele, müsse noch untersucht werden. Diese Forschungshypothese muss noch weiter geprüft und begutachtet werden.
Wie breit ist die Datenlage?
Für ihre Forschung haben die Greifswalder Experten mit dem Paul-Ehrlich-Institut zusammengearbeitet. Dieses stellte ihnen Blutproben von Menschen zur Verfügung, die nach einer Impfung mit dem AstraZeneca-Vakzin schwerwiegende Thrombosen entwickelt hatten. Da diese Komplikation sehr selten ist, ist die Stichprobe sehr klein. Das Blut von vier Betroffenen sei intensiv untersucht worden, so die Forscher.
Was bedeutet das für die Impfstrategie?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Altersempfehlung geändert: Sie empfiehlt Corona-Impfungen mit AstraZeneca nur noch für über 60-jährige Frauen und Männer. Grund sei das Auftreten "seltener, aber sehr schwerer thromboembolischer Nebenwirkungen" beim Impfstoff von AstraZeneca, die vier bis 16 Tage nach der Impfung ganz überwiegend bei Geimpften in der Altersgruppe unter 60 aufgetreten seien.
Und was ist mit Zweitimpfungen mit AstraZeneca?
Ob nach einer Erstimpfung mit AstraZeneca auch eine Zweitimpfung mit einem anderen Wirkstoff möglich ist, ist noch nicht sicher. Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts kann man sich momentan nicht mit einem anderen Impfstoff impfen lassen - das entspreche nicht den geltenden Zulassungsbestimmungen.
Tatsächlich aber wird in mehreren Studien genau das untersucht. Ergebnisse liegen aber noch nicht vor. Was bei jüngeren Personen mit der zweiten Impfstoffdosis nun in Deutschland nach dem AstraZeneca-Stopp passieren soll, dazu will die Stiko laut Medienberichten bis Ende April Stellung nehmen. Bis dahin sollen die entsprechenden Impfstoff-Studien ausgewertet werden.