Protest gegen Israel beim ESC "Gängiges antisemitisches Muster"
Beim ESC-Finale musste die 20-jährige Eden Golan viele Pfiffe ertragen - weil sie Israel vertrat. Der Antisemitismusbeauftragte Klein kritisiert das als "antisemitisches Muster" und auch Zentralratspräsident Schuster findet klare Worte.
Etwa acht Millionen Menschen verfolgten gestern allein in Deutschland vor den Bildschirmen das Finale des Eurovision Song Contest im schwedischen Malmö - das war ungefähr der Wert des Vorjahres. Vieles war dieses Jahr aber ganz anders, vieles passte nicht zum Motto "United by Music".
Bereits im Vorfeld hatte es Kritik an der Teilnahme der israelischen Sängerin Eden Golan gegeben, die sich vor Ort in Malmö in lautstarkem Protest entlud - vor und in der Veranstaltungshalle. Dabei wurden die erst 20-jährige Künstlerin, ihr Heimatland, die israelische Regierung und der Krieg im Nahen Osten nur selten voneinander getrennt betrachtet.
Eden Golan hatte vor dem Finale unter verstärktem Polizeischutz gestanden, ihr Auftritt wurde von Pfiffen begleitet - ebenso wie die Punktevergabe-Schalte nach Israel.
Negative Folgen für die Künstlerszene
Klare Worte fand dazu der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein. "Es entspricht einem gängigen antisemitischen Muster, Israelis kollektiv in Haftung für Handlungen ihrer Regierung oder ihrer Armee zu nehmen, die sie oftmals selbst verurteilen", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Hierunter leidet gerade die progressive israelische Kulturszene bereits jetzt erheblich und sieht sich zunehmender internationaler Isolation ausgesetzt."
Dabei kritisierte Klein auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg, die in Malmö bei einem Protest vor der Arena abgeführt worden war, für ihre Teilnahme an "den fehlgeleiteten Demonstrationen". Diese "sollte sich ebenso wie die Protestierer hierzulande klarmachen, dass sie an absolut falscher Stelle angreift," so Klein.
Schuster sieht "erschreckende" Entwicklung
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte der Zeitung Tagesspiegel: "Dass eine israelische Künstlerin sich mitten in Europa nicht frei bewegen kann, in ihrem Hotel bleiben muss und nur unter Polizeischutz zum Auftritt kann, ist bezeichnend." Es sei erschreckend, dass sie dort auch noch ausgepfiffen worden sei. "An dem ESC wurde leider deutlich, wie weit wir in Europa schon gekommen sind", sagte Schuster.
Gleichzeitig sprach er von einem "großartigen Signal", dass Israel nach Kroatien die zweitmeisten Publikumsstimmen bekommen habe. Bei Eden Golan waren die Bewertungen von Jury und dem Publikum sehr unterschiedlich ausgefallen. Nach den Bewertungen der Expertenjurys aller ESC-Staaten landete sie auf Platz zwölf, beim Televoting auf dem zweiten Platz.
Pfiffe begleiten Eden Golan
Eden Golan war während des Finales auch in der Halle angefeindet worden. Beim Einzug der Nationen waren Pfiffe in der Halle zu hören, als sie die Bühne betrat. Beim Vortragen ihres Liedes "Hurricane" musste die 20-Jährige Pfiffe und Buh-Rufe über sich ergehen lassen. Die Buh-Rufe wurden noch lauter, als zur Punktevergabe der israelischen Jury geschaltet wurde.
Vor der Arena und in der gesamten schwedischen Stadt wurde das ESC-Finale von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet. Zeitweise wurden der Platz vor der Arena abgesperrt, nachdem die Polizei eine aufgeheizte Stimmung ausgemacht hatte. An Demonstrationen nahmen mehrere Tausend Menschen teil, meist friedlich, aber oft lautstark.