Eine Schülerin der ersten Klasse übt in einem Klassenzimmer das Subtrahieren

Internationale Studie Deutsche Grundschüler in Mathe im Mittelfeld

Stand: 04.12.2024 12:51 Uhr

Rechenkünstler oder Zahlenmuffel? Deutsche Grundschüler liegen in Mathematik und Naturwissenschaften im internationalen Vergleich im Mittelfeld, wie eine Studie zeigt. Große Abstürze gab es dieses Mal nicht.

Deutschlands Grundschüler liegen im internationalen Kompetenzvergleich in Mathematik und Naturwissenschaften im breiten Mittelfeld. Im alle vier Jahre vorgelegten Vergleichstest Timss (Trends in International Mathematics and Science Study) schlugen sich Viertklässler aus Deutschland besser als der internationale Durchschnitt und lagen teils unter, teils aber auch über dem Durchschnitt der EU-Staaten. 

Wie bei der Vorgängerstudie schnitten Kinder in Asien, etwa aus Singapur, Taiwan, Südkorea oder Japan bei den Tests deutlich besser ab. In Europa lagen Grundschüler aus England, Polen oder Litauen weit vorn. Durchgeführt wurden die Tests im vergangenen Jahr.

4.400 Grundschüler aus Deutschland im Test

Die Aufgaben kamen aus den Bereichen Rechnen, Geometrie, Biologie, Physik, Chemie und Geografie. Knapp 360.000 Viertklässler aus mehr als 60 Staaten und Regionen, darunter 22 EU-Länder, nahmen teil. In Deutschland waren gut 4.400 Schülerinnen und Schüler dabei.

Sie mussten beispielsweise beantworten, wie oft ein Rechteck einer bestimmten Größe in ein Quadrat einer bestimmten Größe passt oder die Frage beantworten, warum Gegenstände aus Plastik im Meer für Tiere wie Schildkröten gefährlich sind.

Leistungen in Mathematik bleiben konstant

Anders als andere Schulleistungsvergleiche der jüngsten Vergangenheit zeigt diese Studie keine erschreckenden Einbrüche bei den Leistungen. Das erreichte Niveau in Mathematik (524 Punkte) unterscheidet sich demnach nicht signifikant von der Vorgängererhebung im Jahr 2019 (521) und auch kaum im Vergleich zur Timss-Studie 2007 (525), als Deutschland erstmals daran teilnahm.

Dennoch bestätigt auch diese Untersuchung wieder: Vielen Kindern fehlen die Grundlagen. 25 Prozent der Viertklässler erreichen demnach in Mathematik nur die untersten Kompetenzstufen. Sie haben demnach allenfalls "elementares mathematisches Wissen", wie es heißt und können nur einfachste Aufgaben lösen. "Mathematisches Lernen in der Sekundarstufe wird dieser Schülergruppe erhebliche Schwierigkeiten bereiten", heißt es in der Studie. Am oberen Ende der Skala hat sich allerdings etwas im positiven Sinne getan: Der Anteil der Kinder, die fortgeschrittene Leistungen in Mathematik erreichen, stieg von 6 auf 8,3 Prozent.

Jungen und Mädchen in Naturwissenschaften gleichauf

In den Naturwissenschaften verschlechterten sich Viertklässler in Deutschland im Vergleich zur Erhebung 2019 (518 Punkte) mit 515 Punkten leicht, in der Langzeitbeobachtung deutlicher: 2007 kamen sie noch auf einen Gesamtwert von 525 Punkten.

In Mathematik zeigten sich dabei wie im Jahr 2007 und 2019 geschlechterspezifische Unterschiede zugunsten der Jungen. Für die Naturwissenschaften bestehen 2023 dagegen keine signifikanten Unterschiede mehr. Dies ist allerdings auf ein Absinken des Leistungsniveaus der Jungen zurückzuführen.

Kein Leistungsabfall trotz Schulschließungen

Die Studie weist auch darauf hin, dass die Teilnehmer der aktuellen Testreihe Teile ihrer Grundschulzeit unter dem Einfluss von Corona verbracht haben. Laut Cem Özdemir, Bundesminister für Bildung und Forschung, habe die Pandemie aber nicht zu einem leistungsabfall geführt. Laut Özdemir sind die Studienergebnisse im Bereich Mathematik und Naturwissenschaften "eine gute Nachricht und ein Erfolg der engagierten Lehrkräfte in Deutschland, die während der pandemiebedingten Schulschließungen ihr Bestes gegeben haben. Ihnen ist es zu verdanken, dass die Leistungen keinen generellen COVID-Effekt erkennen lassen."

Bildungserfolg bleibt abhängig von sozialer Herkunft

TIMSS 2023 zeige auch, wie abhängig der Bildungserfolg noch immer von der sozialen Herkunft ist, so der Minister. Es gebe nach wie vor signifikante Leistungsunterschiede zwischen Kindern ohne und mit Migrationsgeschichte. "Das können wir uns als Einwanderungsland nicht leisten und müssen noch mehr dafür sorgen, dass das Bildungssystem unserer heterogenen Einwanderungsgesellschaft gerecht wird", fordert Özdemir.

Vor diesem Hintergrund sei es richtig, dass Bund und Länder eine Trendwende in der Kompetenzentwicklung hin zu mehr Chancengerechtigkeit eingeleitet hätten, sagt Rainer Schulz, Amtschef der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung als Vertreter der Kultusministerkonferenz. "Mit dem Startchancen-Programm investieren wir gemeinsam seit diesem Jahr zehn Jahre 20 Milliarden Euro und unterstützen insbesondere Grundschulen in sozial schwierigen Lagen. Mit dem Ziel, den Anteil der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards nicht erreichen, zu halbieren.“

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 04. Dezember 2024 um 13:11 Uhr.