Schülerin liegt mit dem Oberkörper auf einem Tisch in der Schule.

Deutsches Schulbarometer 2024 Kriege, Krisen, Klima - was Schülern Sorgen macht

Stand: 20.11.2024 07:08 Uhr

Viele Schülerinnen und Schüler klagen laut dem Schulbarometer über Sorgen - etwa durch Kriege und Krisen. Die eigene Lebensqualität bewertet jeder vierte Befragte als niedrig und weit unter dem Niveau von vor der Corona-Pandemie.

Kriege, die Klimakrise und Leistungsdruck in der Schule bereiten vielen Schülerinnen und Schülern in Deutschland oft Sorge. Das geht aus dem Deutschen Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung hervor.

Mehr als jeder Dritte sorgt sich über Kriege

Demnach sorgte sich im Befragungszeitraum zwischen dem 26. April und 20. Mai 2024 mehr als jeder dritte Befragte (39 Prozent) in letzter Zeit oft oder sehr oft über die Kriege in der Welt - etwa in der Ukraine, Syrien oder Israel und Gaza. 

Dazu befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa 1.530 Schülerinnen und Schüler zwischen acht und 17 Jahren sowie jeweils ein Elternteil. Kooperationspartner ist die Universität Leipzig.

Leistungsdruck für ein Viertel der Befragte belastend

An zweiter Stelle der Belastungen stand bei den befragten Schülerinnen und Schülern der Leistungsdruck in der Schule. Ein Viertel der Befragten machte sich demnach in letzter Zeit Sorgen, in der Schule keine guten Leistungen zu erbringen. Besonders betroffen waren den Autoren zufolge Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren.

Ebenfalls ein Viertel der Befragten gab an, sich oft oder sehr oft Gedanken darüber zu machen, dass Klima und Umwelt von Menschen kaputt gemacht werden. 

Die Sorgen der Schülerinnen und Schüler haben Auswirkungen auf deren allgemeine Lebensqualität: Der Studie zufolge bewertet mehr als jeder vierte Befragte diese als niedrig (27 Prozent). Ein Fünftel der Befragten bezeichnete sich selbst als psychisch belastet (21 Prozent). In Familien mit einem niedrigen Einkommen trifft das laut Umfrage sogar auf jeden dritten Befragten (33 Prozent) zu. 

Befragung: Unterstützung durch Lehrkräfte fehlt

Ebenfalls jeder Fünfte klagt laut der Befragung über ein geringes schulisches Wohlbefinden (20 Prozent). Unter den Kindern und Jugendlichen aus Familien mit niedrigem Einkommen tut dies wiederum fast jeder Dritte (30 Prozent).

Zentral für das schulische Wohlbefinden sind laut Studie die konstruktive Unterstützung durch die Lehrkräfte und eine gute Klassenführung. 83 Prozent der Kinder und Jugendlichen berichteten demnach von häufigen Unterrichtsstörungen. 41 Prozent gaben bei der Befragung an, dass die Mehrheit der Lehrkräfte nicht nachfrage, was die Schülerinnen und Schüler schon verstanden hätten und was nicht.

28 Prozent erhalten demnach keinerlei Rückmeldung, was sie besser machen könnten. 35 Prozent gaben zudem an, nur selten die Möglichkeit zu haben, Probleme im Klassenverbund mit der Lehrkraft zu besprechen.

Studienautoren sind alarmiert

"Es muss uns alarmieren, wenn ein Viertel der Schülerinnen und Schüler die Schule als druckvoll erlebt, die eigene Lebensqualität niedrig bewertet und angibt, unterschiedlichen existenziellen Ängsten ausgesetzt zu sein", sagte Dagmar Wolf von der Robert Bosch Stiftung.

Zwar habe sich die Lebensqualität seit der Corona-Pandemie ständig verbessert, sie liege aber weiter unter dem Niveau von vor der Pandemie und habe sich weniger schnell verbessert als in anderen Ländern. Laut Wolf braucht es daher mehr Forschung, wie sich Druck und Ängste in den Schulen auf die Kinder und Jugendlichen auswirken.

Psychische Erkrankungen Hauptgrund für Arbeitsunfähigkeit

Auch der wissenschaftliche Projektleiter der Studie von der Universität Leipzig, Julian Schmitz, beobachtet einen weltweiten Anstieg psychischer Belastungen von Kindern und Jugendlichen nach der Pandemie. Das sei auch gesellschaftlich ein Thema, da psychische Erkrankungen in Deutschland der Hauptgrund für Arbeitsunfähigkeit seien und drei Viertel aller psychischen Erkrankungen bis zum 24. Lebensjahr begännen.

Der Schülervertreter und Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Fabian Schön, nannte die Ergebnisse schockierend. Weil viele Schülerinnen und Schüler über Leistungsdruck klagten, forderte er einen anderen Leistungsgedanken an Schulen. Noten allein seien nicht aussagekräftig genug und sollten so spät wie möglich erteilt werden. Stattdessen brauche es mehr individuelles Feedback und Zeugnisse mit Beurteilungen in Textform.

Deutsches Schulbarometer seit 2019

Mit dem Deutschen Schulbarometer lässt die Robert-Bosch-Stiftung seit 2019 regelmäßig repräsentative Umfragen zur aktuellen Situation der Schulen in Deutschland erheben. Seit 2024 werden neben Lehrkräften auch Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern befragt. Ein Schwerpunkt der Ausgabe der Studie lag auf dem Zusammenhang zwischen Unterricht und psychischer Gesundheit.