Robert Habeck steigt in aus dem Regierungsflieger in Shanghai

Im Regierungsflieger mit Habeck Vegetarisch oder vegan?

Stand: 28.06.2024 15:15 Uhr

Wenn Wirtschaftsminister Habeck auf Reisen ist, wird den Mitreisenden an Bord vegetarisches oder veganes Essen serviert. "Auf Weisung des Ministeriums", wie es heißt.

Von Oliver Sallet, ARD-Hauptstadtstudio

Wind Südwest, Startbahn 25. Es dröhnen die Triebwerke der "Theodor Heuss", des neuen Airbus A350 der Luftwaffe. An Bord: Bundeswirtschaftsminister Habeck, Mitarbeiter des Wirtschaftsministeriums, eine Wirtschaftsdelegation, Sicherheitspersonal, Flugbegleiter, Piloten und auch die mitreisende Presse.

Ziel der Reise ist das südkoreanische Seoul und später Peking, Shanghai, Hangzhou in China. Diplomatie in Zeiten geopolitischer Spannungen. Der Wirtschaftsminister will einen möglichen Handelskrieg zwischen der EU und China verhindern.

Dass die Freiheit über den Wolken wohl grenzenlos sein muss, weiß man spätestens seit Reinhard Meys Hit im Jahr 1974. Für die Flüge der Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministeriums, die viele Flüge der Bundesregierung durchführt, gilt das für gewöhnlich auch.

Kein "Huhn oder Pasta"

Das Anschnallzeichen erlischt, doch statt dem üblichen "Huhn oder Pasta?" fragt die freundliche Flugbegleiterin, die eigentlich Soldatin ist: "Vegetarisch oder vegan?" "Auf Weisung des Wirtschaftsministeriums" sei das so, erklärt die Flugbegleiterin auf Nachfrage. Dabei sei Habeck nicht der einzige Vegetarier in der Bundesregierung. Gesundheitsminister Lauterbach (SPD) etwa bestelle auch gerne Fisch, die mitreisende Delegation aber lasse er frei wählen, was in 30.000 Fuß auf den Teller kommt.

Bei Habeck sieht das jedoch anders aus: Hauptmahlzeiten: Gemüsecurry, Frikadellen aus Sojaschnetzel, gegrilltes Gemüse. Frühstück: Aufschnitt aus Sojawurst und Käse.

Flugzeugessen in einer Aluschale.

Frikadellen auf Sojabasis und Gemüse: Im Regierungsflieger geht es fleischlos zu.

Streitthema "Veggie Day"

Die Grünen haben eine kleine Geschichte mit Vegetarismus, ihre einstige Forderung nach einem fleischlosen "Veggie Day" in deutschen Kantinen sorgte entweder für Applaus oder Entsetzen. Vielleicht auch deshalb betonen Parteimitglieder immer wieder mantraartig: Eine Verbotspartei wollen die Grünen nicht sein.

Freie Wahl für freie Bürger. Eine Haltung, die eigentlich auch Habeck gerne für sich beansprucht: Seine Wähler müssten nicht wie er Vegetarier sein und dürften auch ein anderes Lebensmodell wählen, sagte der damalige Grünen-Chef in einem Zeit-Interview aus dem Jahr 2018. 

Die Forderung nach einem vegetarischen Tag in Kantinen habe in seiner Partei "etwas kaputt gemacht". Über den Wolken des Jahres 2024 sieht die Welt jedoch anders aus. 

Özdemir: Jeder in Deutschland kann frei entscheiden, was er oder sie isst

Das Thema polarisiert, vielleicht halten sich auch deshalb Habecks grüne Kabinettskollegen davon lieber fern. So lässt etwa der grüne Landwirtschaftsminister Özdemir über einen Sprecher ausrichten: Er sei zwar auch Vegetarier, eine Anweisung was zu essen sei, gebe er jedoch nicht. Im Gegenteil: Özdemir betone immer wieder, "dass jeder in Deutschland frei entscheiden kann, was er oder sie esse."

Und der Bundeskanzler? Alle Mitreisenden könnten im Vorfeld der Reise frei entscheiden, was sie essen wollen, erklärt eine Sprecherin des Bundespresseamts auf Nachfrage. Der stellvertretende Regierungssprecher Büchner ergänzt: Pläne, eine ähnliche Regelung auf Reisen des Bundeskanzlers einzuführen, seien ihm nicht bekannt.

Auch Fleisch ist noch möglich

Wann und warum sich Wirtschaftsminister Habeck für das fleischfreie Fliegen entschieden hat, ist im Bundeswirtschaftsministerium niemandem mehr konkret in Erinnerung. Es sei "als Standard einmal so etabliert" worden, sagt ein Sprecher.

Es lasse sich aber nicht mehr nachvollziehen, da es dazu keine schriftliche Regelung gebe. Versöhnlich heißt es: "Wenn Teilnehmende unbedingt Fleisch auf ihrem Flug wollen, dann lässt sich das auch ändern."