Maul- und Klauenseuche Bauern befürchten monatelange Einschränkungen
Bauernpräsident Rukwied befürchtet, dass die Landwirte die Folgen der Maul- und Klauenseuche noch monatelang spüren werden. Um die Schäden so gering wie möglich zu halten, hat die Eindämmung des Virus höchste Priorität.
Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg überschattet die Grüne Woche, die an diesem Freitag in Berlin beginnt. Die dadurch ausgelösten Handelsbeschränkungen könnten die Agrarbranche noch Monate einschränken, befürchtet Bauernpräsident Joachim Rukwied vor dem Start der Messe.
Viele Ställe in der großen Tierhalle, in denen sonst Lämmer oder Zuchtbullen standen, werden auf der großen Landwirtschaftsmesse gar nicht erst aufgebaut. Die Veranstalter kündigten an, dass aufgrund des Ausbruchs in diesem Jahr keine Paarhufer - also etwa Rinder, Schafe oder Alpakas - zu sehen sein werden.
Restriktionen "im realistischen Szenario sechs Monate"
Zu groß ist die Angst vor der Maul- und Klauenseuche. Überall ist Eindämmung das erklärte Ziel, um die Folgen so gering wie möglich zu halten. Oberste Priorität müsse sein, die Seuche letztlich auszumerzen, sagte auch Rukwied. "Im Best Case, wenn das gelingen würde, wären die Restriktionen in drei Monaten weg. Im realistischen Szenario eher sechs Monate."
Auch Bundesagrarminister Cem Özdemir setzt auf die strikte Eindämmung. Es müsse alles daran gesetzt werden, einen weiteren Ausbruch zu verhindern, sagte der Grünen-Politiker.
Zugleich gelte es schnell herauszubekommen, was die Eintragsquelle für das Virus gewesen sei. Bisher ist nur der eine Fall bekannt, bei dem drei Wasserbüffel in Brandenburg an MKS verendeten. "Aber das ist kein Grund zur Entwarnung", betonte Özdemir.
Sorge vor Exporteinbußen
Die Folgen machen den Tierhaltern schon jetzt Sorgen. Großbritannien hatte gestern die Einfuhr von deutschen Rindern, Schweinen, Schafen und deren Frischfleisch untersagt. Allein nach Großbritannien belaufe sich das Exportvolumen im Jahr auf 850 Millionen Euro, erklärte Rukwied. Hier könne sich jeder selbst ausrechnen, was eine sechsmonatige Exportsperre wirtschaftlich bedeuten würde.
"Es ist jetzt schon ein gewaltiger Schaden für die Landwirtschaft, für die Ernährungswirtschaft", sagte der Bauernpräsident. Der Verband der Fleischwirtschaft rechnet mit Einbußen im dreistelligen Millionenbetrag.
Auch Mexiko und Südkorea kündigten Beschränkungen an. Polen hat die Grenzkontrollen zu Deutschland wegen des Ausbruchs jetzt ebenfalls verstärkt. Es seien "strenge Kontrollen bei Transporten von Tieren, die für die Krankheit empfänglich sind," eingeführt worden, erklärte das Landwirtschaftsministerium in Warschau.
Handel in EU weiter erlaubt
Rukwied äußerte sich erleichtert darüber, dass der Handel mit Fleisch aus Deutschland zumindest innerhalb der EU grundsätzlich möglich bleibt.
Die EU-Kommission bestätigte laut Bundeslandwirtschaftsministerium inzwischen die in Brandenburg eingerichteten Sperrzonen rund um die Ausbruchsstelle. Die Zone wurde nicht erweitert - ein Lichtblick für die ansässigen Landwirte. "Fleisch und auch Milchprodukte, die außerhalb der Sperrzone erzeugt wurden, können damit weiter in der EU gehandelt werden", betonte Özdemir.
Transportverbot verlängert
Die zuständigen Veterinärämter hatten alle Betriebe im Umkreis von einem Kilometer zum betroffenen Hof untersucht und richteten eine Schutzzone und eine Überwachungszone ein. Zudem wurden Tiere weiterer Betriebe getötet, weil ein Kontakt mit dem Ausbruchsbetrieb nicht ausgeschlossen werden konnte.
Außerdem wurde ein Tiertransportverbot in Brandenburg heute von der Landesregierung bis Freitag verlängert. Durch das Transportverbot kann der Platz in den Ställen knapp werden, wenn etwa Ferkel nicht in die Mastbetriebe transportiert werden können.
Der brandenburgische Fall der Maul- und Klauenseuche, eine hochansteckende Viruserkrankung, war der erste Ausbruch in Deutschland seit 35 Jahren. Für Menschen ist die Seuche ungefährlich. Allerdings können sie das Virus übertragen.