Serie von Drohschreiben Moschee-Gemeinden werden weiter bedroht
Schon seit Jahren werden muslimische Gemeinden in rechtsextremen Briefen bedroht. Jüngster Vorfall ist ein Brief an eine Osnabrücker Gemeinde. Viele Schreiben sind mit "NSU 2.0" unterschrieben oder nehmen Bezug auf den Attentäter von Hanau.
Muslimische Gemeinden in Deutschland werden weiterhin mit rechtsextremistischen Schreiben bedroht, von denen viele mit "NSU 2.0" unterzeichnet sind. In der vergangenen Woche sei ein weiterer so unterschriebener Brief bei einer Gemeinde in Osnabrück eingegangen, sagte ein Sprecher der dortigen Polizeiinspektion.
Neben rechtsextremen Symbolen wie Hakenkreuzen und Verweisen auf die rechtsextremistische Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU), beziehen sich viele Briefe laut dem Moscheeverband Ditib Hessen auch auf die Anschläge von Hanau, wie die "Frankfurter Rundschau" berichtete.
Dort hatte ein Attentäter 2020 aus rassistischen Motiven neun Menschen mit Migrationshintergrund und anschließend seine Mutter und sich selbst erschossen. Die Neonazis des NSU hatten zwischen 2000 und 2007 neun türkisch- und griechisch-stämmige Kleinunternehmer sowie eine Polizistin ermordet.
"Lage ist akut und besorgniserregend"
Der Leiter der Ditib-Antidiskriminierungsstelle, Fatih Bahadir Kaya, sagte der "Frankfurter Rundschau": "Die Lage ist akut und besorgniserregend." Die Drohungen hätten "ein Potenzial, das ganz leicht und schnell in eine physische Gewalt umschlagen kann - wie Hanau."
Dem Osnabrücker Polizeisprecher zufolge haben vor allem muslimische Gemeinden in Niedersachsen, Hessen und NRW solche Briefe erhalten. Fälle gebe es aber auch in Bayern und Baden-Württemberg. Die Serie halte seit 2018 an, insgesamt seien bislang 34 Drohschreiben gezählt worden, von denen 18 Bezüge zum "NSU" aufwiesen.
Die Osnabrücker Polizei sei zuständig, weil als Absender stets eine Osnabrücker Familie angegeben werde. Diese habe den Ermittlungen zufolge aber nichts damit zu tun, sondern ihr Name solle in Verruf gebracht werden.
Verurteilung brachte kein Ende der Serie
2022 war ein Mann zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden, weil er nach Überzeugung des Gerichts für etliche der seit 2018 versandten "NSU 2.0"-Schreiben verantwortlich war. Die Serie ging jedoch auch danach weiter.
Auch Polizisten gerieten bei der Suche nach den Tätern bereits unter Verdacht, weil von Polizeirechnern Privatadressen späterer Opfer abgerufen worden waren.