Mohammad Rasoulof in Cannes (Archiv)

Kategorie Internationaler Film Iraner Rasoulof soll Oscar für Deutschland holen

Stand: 22.08.2024 21:54 Uhr

Erst vor wenigen Monaten floh er nach Deutschland - nun ist er die deutsche Oscar-Hoffnung: Der iranische Regisseur Mohammad Rasoulof. Sein Film zeigt die iranische Protestbewegung in einer Familiengeschichte.

Der iranische Regisseur Mohammad Rasoulof soll mit "Die Saat des heiligen Feigenbaums" für Deutschland ins Rennen um den Oscar für den besten internationalen Film gehen. Das teilte German Films, die Auslandsvertretung des deutschen Films, in München mit. Rassoulofs Drama setzte sich gegen ein Dutzend weitere Bewerberfilme durch.

"Die Saat des heiligen Feigenbaums" handelt von den Auswirkungen der politischen Proteste im Iran auf eine Familie. Er sei "das Psychogramm der auf Gewalt und Paranoia aufgebauten Theokratie des Iran", hieß es in der Jurybegründung. Rasoulof erzähle "auf subtile Weise von den Rissen innerhalb einer Familie, die stellvertretend sind für die Risse innerhalb der iranischen Gesellschaft."

Najmeh (Soheila Golestani), Sana (Setareh Maleki) und Rezvan (Mahsa Rostami - von links nach rechts) in einer Szene des Films "Die Saat des heiligen Feigenbaums" (Foto: Films Boutique/Alamode Film/German Films/dpa)

Mutter Najmeh (Soheila Golestani, links) mit ihren Töchtern Sana (Setareh Maleki, Mitte) und Rezvan (Mahsa Rostami, rechts) in "Die Saat des heiligen Feigenbaums". (Foto: Films Boutique/Alamode Film/German Films/dpa)

Rasoulofs Film wurde hauptsächlich in Deutschland produziert und kann deswegen für das Land ins Rennen gehen. Die Dreharbeiten im Iran fanden heimlich statt - und behandeln die Proteste nach dem Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini im September 2022.

Auf der einen Seite in Rasoulofs Geschichte stehen der streng gläubige Vater namens Iman (Missagh Sareh), der seit Kurzem als Ermittler beim Islamischen Revolutionsgericht arbeitet, und seine Frau Najmeh (Soheila Golestani) - auf der anderen ihre beiden Töchter, die mit den Protesten sympathisieren.

Verurteilung im Iran

Rasoulof, der 2020 den Goldenen Bären der Berlinale für seinen Film "Es gibt kein Böses" erhalten hatte, gilt im Iran als äußerst kritischer Filmemacher. In der Vergangenheit war er in seinem Heimatland bereits inhaftiert worden. Kürzlich wurde er im Iran zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt und verließ daraufhin heimlich das Land.

Er lebt laut Angaben von Produzent Mani Tilgner bereits seit 2012 hauptsächlich in Hamburg, pendelte aber nach Teheran, bis er bei einer dieser Reisen an der Ausreise gehindert wurde und daraufhin einige Jahre im Iran festsaß.

"Kraftvoller Austausch in einer freien Gesellschaft"

Bei den Filmfestspielen in Cannes gewann Rasoulof den Spezialpreis der Jury. Rasoulof und die Produzenten des Films zeigten sich erfreut darüber, von der Jury nun auch als Oscar-Beitrag ausgewählt worden zu sein.

"Dieser Film, der die Geschichte von Unterdrückung, aber auch von Hoffnung und Widerstand erzählt, ist das Ergebnis einer einzigartigen Zusammenarbeit von Menschen unterschiedlichster Lebensrealitäten und Migrationsgeschichten. Er zeigt, wie kraftvoll der interkulturelle Austausch in einer freien und offenen Gesellschaft wirken kann", teilten sie mit.

Die Wahl des deutschen Beitrags ist nur eine von mehreren Vorstufen. Es folgen Shortlist und Nominierungen. Die 15 Titel umfassende Shortlist für die Kategorie des Auslands-Oscars wird am 17. Dezember 2024 verkündet. Aus dieser Shortlist werden die fünf nominierten Filme ausgewählt und am 17. Januar 2025 bekanntgegeben. Die Oscar-Verleihung findet dann am 2. März 2025 statt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am 23.08.2024 um 06:05 Uhr.