Weitere Wohnung in Berlin durchsucht Ex-RAF-Terroristen bleiben auf der Flucht
Die Polizei hat am Morgen in Berlin ihre Suche nach den mutmaßlichen Ex-RAF-Terroristen Staub und Garweg fortgesetzt. Eine weitere Wohnung wurde durchsucht, festgenommen wurde niemand.
Bei der Fahndung nach zwei früheren mutmaßlichen RAF-Terroristen hat die Polizei am Morgen eine weitere Wohnung im Berliner Stadtteil Friedrichshain durchsucht. Bei der Aktion in der Corinthstraße gab es keine Festnahmen. Das sagte eine Sprecherin des federführenden Landeskriminalamts Niedersachsen. Die Ermittler hätten einen Menschen angetroffen, von den Gesuchten sei aber niemand dort gewesen.
Informationen des rbb zufolge wurde außerdem eine zweite Wohnung im selben Stadtteil ein weiteres Mal durchsucht. Bereits am Sonntag waren in Berlin-Friedrichshain eine Wohnung und ein Bauwagengelände durchsucht worden.
Die Einsätze sind Teil der Fahndung nach Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Beide sollen früher der Rote-Armee-Fraktion angehört haben und sind seit mehr als 30 Jahren untergetaucht. Vor einer Woche war die frühere mutmaßliche RAF-Terroristin Daniela Klette festgenommen worden.
Ermittler: Garweg soll sich stellen
Angaben des Landeskriminalamtes Niedersachsen zufolge soll Garweg eine Zeit lang auf dem linksalternativen Bauwagen-Gelände in Friedrichshain gelebt haben. Ein Sprecher des Landeskriminalamtes Niedersachsen sagte, während der Durchsuchung des Geländes "konnte mit hoher Wahrscheinlichkeit die mutmaßliche Unterkunft des Burkhard Garweg festgestellt werden". Der Wohnwagen sei beschlagnahmt worden und werde nun zu weiteren Untersuchungen abtransportiert.
Keine Angaben machte der Sprecher dazu, in welchem Zeitraum sich Garweg dort aufgehalten hat - es sei aber ein "aktuellerer Zeitraum". Bei einem Großeinsatz auf dem Gelände wurde er allerdings nicht mehr angetroffen.
Die Ermittler appellierten an Garweg, sich zu stellen. Der 55-Jährige sei nach den Durchsuchungen in Berlin "richtig auf der Flucht", der Druck auf ihn steige, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden. Das sei ein guter Zeitpunkt, sich zu stellen, um eine mögliche Eskalation zu vermeiden. "An einer Eskalation hat niemand Interesse."
Grundsätzlich gelte, dass es sich strafmildernd auswirke, sich zu stellen. Der Sprecher der Anklagebehörde geht davon aus, dass die Ermittler dem Gesuchten nahegekommen sind: "Wir sind ganz gut dabei", sagte er.
Zehn Menschen zwischenzeitlich festgesetzt
Auf der Suche nach den beiden flüchtigen früheren RAF-Terroristen waren die Berliner Polizei, das LKA und das Bundeskriminalamt mit zahlreichen Einsatzkräften mehrere Stunden auf dem Bauwagen-Gelände im Einsatz. Während des Großeinsatzes nahm die Polizei zwischenzeitlich zehn Menschen in Gewahrsam, um deren Identität festzustellen. Anschließend wurden alle festgesetzten Personen wieder entlassen.
Trio soll Raubüberfälle verübt haben
Das LKA hatte zuletzt die Fahndungsmaßnahmen um die gesuchten früheren RAF-Mitglieder Garweg und Staub deutlich intensiviert. Hintergrund ist die Festnahme der mutmaßlichen RAF-Terroristin Klette am vergangenen Montag in Berlin. Garweg, Staub und Klette sollen gemeinsam bewaffnete Überfälle verübt haben, unter anderem auf Geldtransporte, um ihr mehr als 30 Jahre dauerndes Leben im Untergrund zu finanzieren. Erst am Samstag waren neue Fahndungsfotos veröffentlicht worden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Burkhard Garweg zeigen sollen.
Die Ermittler gehen davon aus, dass sich auch die beiden gesuchten Männer in Berlin aufhalten könnten. Die mit sechs Haftbefehlen gesuchte Klette war in ihrer Wohnung in Berlin-Kreuzberg festgenommen worden und kam nach einer Identifizierung durch Fingerabdrücke in Untersuchungshaft. Die mittlerweile 65 Jahre alte Frau soll jahrelang unerkannt in Berlin gelebt haben.
Mitglieder der dritten RAF-Generation
Alle drei gesuchten Personen sollen der dritten Generation der früheren linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee-Fraktion angehören. In ihrer aktiven Zeit wurden der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991) ermordet, sowie Herrhausens Fahrer schwer verletzt.
Die RAF war über Jahrzehnte der Inbegriff von Terror und Mord im Westen des noch geteilten Deutschland. 1998 erklärte sie sich für aufgelöst.