Diskriminierung in Deutschland Rassismus erhöht Armutsrisiko
Schwarze Menschen, Asiaten und Muslime sind in Deutschland häufiger von Armut betroffen als andere Menschen. Laut einer Untersuchung gilt das auch dann, wenn sie gut ausgebildet und erwerbstätig sind.
Schwarze, asiatische und muslimische Menschen in Deutschland sind öfter von Armut bedroht als Menschen ohne Migrationshintergrund. Das ist das Ergebnis einer Befragung des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung.
Bei Muslimen seien es sogar bis zu 40 Prozent. Bei asiatischen Männern und Frauen seien es 30 Prozent und bei schwarzen Menschen etwa 26 Prozent. Demgegenüber liege das Armutsrisiko in Deutschland durchschnittlich bei 14,8 Prozent. Wie die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, gilt dies auch dann, wenn die von Rassismus Betroffenen ein hohes Bildungsniveau haben und arbeiten.
Bei den Vollzeiterwerbstätigen sei die Wahrscheinlichkeit, unter der Armutsschwelle zu leben, zwar geringer, "es sind jedoch weiterhin deutliche Unterschiede zwischen rassistisch markierten und nicht rassistisch markierten Personen erkennbar", stellen die Forscher fest.
Während das Armutsrisiko für in Vollzeit erwerbstätige deutsche Männer und Frauen ohne Migrationshintergrund bei jeweils fünf Prozent liege, sei die Wahrscheinlichkeit, von Armut betroffen zu sein, bei muslimischen Männern in Vollzeitbeschäftigung mit 21 Prozent wesentlich höher. Schwarze Frauen mit Vollzeit-Job hätten mit 22 Prozent ein sehr hohes Armutsrisiko.
Für in Deutschland geborene Menschen mit Migrationshintergrund, die ihre Ausbildung im Inland absolviert haben, sei das Armutsrisiko zwar geringer als für Zuwanderer, die ihre Qualifikation im Ausland erworben haben. Die Chancen auf ein gutes Einkommen seien jedoch auch für diese Gruppe geringer als für Deutsche ohne Migrationsgeschichte mit vergleichbarem Bildungsabschluss.
Forscherin: Pass hat Auswirkungen auf Einkommen
Die Migrationsforscherin Zerrin Salikutluk, Autorin des Berichts und Leiterin des Rassismusmonitors, hob den Zusammenhang zwischen Staatsbürgerschaft und Armutsrisiko hervor. Ein deutscher Pass habe langfristige Auswirkungen auf das Einkommen. Bestimmte Berufe beispielsweise im öffentlichen Dienst könnten nur deutsche Staatsbürger bekommen.
In der freien Wirtschaft seien Arbeitgeber verunsichert, wenn der Aufenthaltsstatus eines Bewerbers nicht geklärt sei oder sie scheuten den Aufwand für die Personalabteilung, erläuterte Salikutluk.
Hürden bei Anerkennung von Abschlüssen
Außerdem gingen viele Zuwanderer einer Arbeit nach, für die sie eigentlich überqualifiziert seien, sagte sie. Das liege daran, dass es Hürden gebe, die es erschweren, ausländische Abschlüsse in Deutschland anerkennen zu lassen.
Der Präsident des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, sagte, der Bericht beweise, dass es in Deutschland "gewisse Mythen" gebe, etwa die Versprechen, dass sich Leistung und Investition in Bildung lohne. "Das stimmt für bestimmte Gruppen nicht", sagte er. Auch aus wirtschaftlicher Perspektive müsse sich das mit Blick auf fehlende Arbeitskräfte ändern. Der Bericht deute darauf hin, "dass da ein riesiges Potenzial liegt".
Die Studie basiert nach Angaben des Instituts auf einer Erhebung des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors, für den seit 2022 rund 13.000 Menschen regelmäßig befragt werden. Die repräsentative Online-Befragung soll Einblicke in die Einstellungen und Erfahrungen verschiedener Bevölkerungsgruppen ermöglichen.
Für die Analysen waren die Teilnehmenden der Befragung gefragt worden, ob sie sich einer dieser Gruppen zugehörig fühlen:
- Sogenannte "nicht rassistisch Markierte". Laut Studie handelt es sich um Personen, die sich selbst als Deutsche ohne Migratonshintergrund identifizieren und sich sonst keiner weiteren Gruppe zugehörig fühlen.
- schwarze Menschen
- asiatische Menschen
- muslimische Menschen
- Deutsche mit Migrationshintergrund. Diese Kategorie umfasst der Studie zufolge Menschen, die sich selbst nur als Deutsche mit Migratonshintergrund identifizieren.