Von der Leyen besucht Polen Opfer der Hochwasser hoffen auf Hilfen der EU
Während sich Brandenburg und Sachsen auf Überflutungen vorbereiten, beginnen in Mittel- und Osteuropa die Aufräumarbeiten. Um mögliche EU-Hilfen geht es heute beim Besuch von Kommissionspräsidentin von der Leyen in Polen.
Das Wasser der Elbe steigt in Sachsen weiter leicht. Der Hochwasserscheitel soll laut Vorhersagen am Nachmittag erreicht werden. Am Pegel Schöna an der Grenze zu Tschechien werden in der Spitze 6,71 Meter erwartet, wie aus aktuellen Daten des Landeshochwasserzentrums hervorgeht. Am Morgen wurden 6,58 Meter gemessen - normal sind dort 1,58 Meter. In Dresden werden 6,12 Meter erwartet bei einem Normalstand von 1,42 Meter. Für beide Pegel gilt Alarmstufe 3.
Am nächsten Messpunkt in Riesa liegt der Wasserstand bei 6,65 Metern (Alarmstufe 2). Das Wasser wird laut der Prognose sehr langsam abfließen. Hydrologen gehen davon aus, dass das Elbe-Hochwasser möglicherweise bis Ende September anhält.
Vorbereitungen in Brandenburg
Vorsichtige Entwarnung gibt es entlang anderer Flüsse im Osten und Süden Deutschlands. Weiter nördlich blickt dagegen Brandenburg sorgenvoll auf die Oder, die in den kommenden Tagen mehr Wasser bringen dürfte.
In Frankfurt (Oder) und weiteren Kommunen in Brandenburg wollen Hochwasser-Krisenstäbe zusammenkommen. Am Mittwoch wurde für Flussabschnitte Hochwasseralarm der Stufe 1 ausgerufen. Es sei mit einer beginnenden Überflutung von Auen und ufernahen Wiesen zu rechnen, teilte das Landesamt für Umwelt mit.
Betroffen sind die Bereiche des Oder-Ortes Ratzdorf bis Eisenhüttenstadt. Nach der Prognose des Landesamtes wird bei Ratzdorf, wo die Oder brandenburgisches Gebiet erreicht, in den kommenden Tagen die höchste Alarmstufe 4 mit einem Wasserstand von um die sechs Meter erreicht.
Fünftes Todesopfer in Tschechien
In den Hochwassergebieten von Polen über Tschechien bis nach Österreich haben mittlerweile die Aufräumarbeiten begonnen, doch die Lage entspannt sich nur langsam. Die Einsatzkräfte haben an vielen Orten noch mit den Wassermassen zu kämpfen. In Polen und Tschechien unterstützen auch Soldatinnen und Soldaten. Allerdings geben die Behörden noch keine Entwarnung.
Bislang kamen in Mittel- und Osteuropa mehr als 20 Menschen ums Leben. In Tschechien wurde ein fünfter Todesfall bestätigt, sagte Innenminister Vit Rakusan. In dem Land gelten mindestens acht Menschen als vermisst, darunter die Insassen eines Autos, das von einem reißenden Fluss mitgerissen wurde.
Präsident Petr Pavel besuchte inzwischen die Flutgebiete, darunter den stark betroffenen Kurort Jesenik im Altvatergebirge. Die Beseitigung der Schäden dürfte nach seiner Einschätzung noch Jahre dauern. In Jesenik stand zeitweilig die gesamte Innenstadt meterhoch unter Wasser. Häuser stürzten ein oder müssen wegen statischer Probleme abgerissen werden. An der Elbe in Nordböhmen unweit der Grenze zu Sachsen entspannte sich die Lage.
Hochwasserwelle erreicht Breslau
In der Nacht erreichte die Hochwasserwelle die niederschlesische Stadt Breslau. Der Wasserstand an der Messstation Trestno vor den Toren der Stadt betrage 6,31 Meter, sagte der Leiter des Meteorologischen Instituts bei einer Sitzung des Krisenstabes vor Ort. "Hier sehen wir bereits eine Stabilisierung."
Ein Pegelstand von 6,30 bis 6,40 Meter werde sich aber länger halten. Normal ist ein Wasserstand von etwas mehr als drei Metern. Die jetzige Flutwelle ist deutlich niedriger als beim Oderhochwasser 1997, als der Wasserstand 7,24 Meter erreichte. Ministerpräsident Donald Tusk warnte bei einer Sitzung des Krisenstabs jedoch davor, die Situation zu unterschätzen. "Es ist zu früh, um den Sieg über das Hochwasser bei Breslau zu verkünden." Man müsse die Lage weiter im Auge behalten.
Nach Einschätzung von Expertinnen und Experten gilt es, auch die kleineren Oder-Zuflüsse im Raum Breslau im Auge zu behalten. Das Hochwasser könnte laut Prognosen bis Montag anhalten. Dies bedeutet eine große Belastung für die Deiche.
Von der Leyen reist nach Polen
Am Nachmittag wird EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Polen erwartet. Sie will sich einen Überblick über die Lage verschaffen. Nach Angaben der EU-Kommission erfolgt die Reise auf Einladung des polnischen Regierungschefs Tusk. Zu dem Treffen werden auch der tschechische Regierungschef Petr Fiala, sein slowakischer Kollege Robert Fico und der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer erwartet.
Bei den Gesprächen dürfte es auch um die Frage von Mitteln aus Brüssel für den Wiederaufbau gehen. Noch ist das Ausmaß der Schäden unklar. Länder wie Polen haben den Betroffenen bereits Unterstützung zugesagt. Österreich will die Mittel im Katastrophenfonds von 300 Millionen Euro auf eine Milliarde Euro aufstocken. Das kündigte Kanzler Nehammer (ÖVP) an. Aus diesem Topf können Kommunen und Privatpersonen finanzielle Hilfe erhalten.
Heftiger Regen in Italien
Während der Regen aus den Überschwemmungsgebieten abgezogen ist, hat Italien mit übermäßigen Niederschlägen zu kämpfen. Nach den Prognosen der Wetterdienste wird in mehreren Regionen wie der Toskana und der Emilia-Romagna im Norden zumindest bis Freitag heftiger Regen bis hin zu Wolkenbrüchen erwartet.
In der Emilia-Romagna mit der Hauptstadt Bologna bleiben am Donnerstag viele Schulen sicherheitshalber geschlossen. Zudem riefen die dortigen Behörden die Bevölkerung auf, besser zu Hause zu bleiben.