Soldaten posieren vor Deutschlands erster Iris-T SLM Einheit in Todenhorf.

Reaktion auf russische Aufrüstung Bundeswehr verstärkt Luftverteidigung

Stand: 04.09.2024 18:20 Uhr

Die Bundeswehr hat die erste Einheit des neuen Flugabwehrsystems Iris-T SLM in Betrieb genommen. Das System ist Teil der geplanten Europäischen Luftverteidigung. Verteidigungsminister Pistorius sprach von "gelebter Zeitenwende".

Deutschland hat eine neue Flugabwehr. Im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz und Verteidigungsminister Boris Pistorius haben die Soldatinnen und Soldaten im schleswig-holsteinischen Todendorf die erste Einheit des SystemIris-T SLM übernommen. Nach und nach sollen fünf weitere Einheiten folgen.

Der Standort wird künftig auch eine wichtige Rolle beim Aufbau der gemeinsamen Europäischen Luftverteidigung spielen. Künftig sollen hier die Soldatinnen und Soldaten aus ganz Europa ausgebildet werden - als zentraler Bestandteil der europäischen Flug- und Raketenabwehr (European Sky Shield), an der sich bereits 21 Länder beteiligen.

Kilian Pfeffer, ARD Berlin, zzt. Todendorf, zur Stationierung des Luftabwehrsystems Iris-T-SLM

tagesschau24, 04.09.2024 16:00 Uhr

Schulung ukrainischer Soldaten hat bereits begonnen

In Todendorf entsteht deshalb auch ein Ausbildungszentrum, in dem jetzt schon ukrainische Soldaten geschult werden. Pistorius spricht deshalb von gelebter Zeitenwende. Der Ort an der Ostseeküste werde zum Zukunftsstandort der Flugabwehrraketentruppe. "Sie zeigen täglich: Auf unsere Bundeswehr ist Verlass", so der Minister bei der Übergabezeremonie.

Flugabwehrsytem Iris-T SLM

Iris-T SLM wird vom deutschen Rüstungskonzern Diehl in Überlingen hergestellt. Es dient dem Schutz von bewohnten Gebieten, Gebäuden und Anlagen. Es kann Drohnen, Flugzeuge, Hubschrauber oder Marschflugkörper bekämpfen - in einer Entfernung von bis zu 40 Kilometern und einer Höhe von bis zu 20 Kilometern. Eine Feuereinheit besteht aus dem Gefechtsstand, einem Radargerät und mehreren Startgeräten zum Verschießen der Lenkflugkörper.

Handlungsfähig in Zeiten der Zeitenwende

Die neuen Systeme seien laut Pistorius auch ein Beweis für eine neue Handlungsfähigkeit Deutschlands. "Wir zeigen, wie Beschaffung läuft, wenn Industrie und Truppe Hand in Hand arbeiten", sagte er. "Mit unserem deutschen System unterstreichen wir insgesamt die Leistungsfähigkeit Deutschlands als Hochtechnologiestandort", sagte Pistorius.

Auch Bundeskanzler Scholz betonte noch einmal die Wichtigkeit des Projektes. In Todendorf erinnerte er noch einmal daran, warum Deutschland insgesamt sechs neue Luftverteidigungssysteme vom Typ Iris-T SLM anschafft. "Das hier ist nicht irgendein Projekt", so der SPD-Politiker. "Hier geht es - ohne jede Übertreibung - um die Wahrung von Sicherheit und Frieden in Europa."

Bundeskanzler Olaf Scholz, Verteidigungsminister Boris Pistorius, der Chef von Diehl Defence Harald Albrecht Luftwaffengeneralinspektor Ingo Gerhartz posieren vor Deutschlands erster Iris-T-SLM Luftabwehr-Einheit.

"Gelebte Zeitenwende": Bundeskanzler Scholz und Verteidigungsminister Pistorius bei der Übergabe des neuen Iris-T SLM-Systems.

"Nicht auf Putin zu reagieren wäre fahrlässig"

Der russische Präsident Wladimir Putin rüste seit Jahren vor allem im Bereich der Raketen und Marschflugkörper auf und habe Abrüstungsverträge gebrochen. "Er hat Raketen bis nach Kaliningrad verlegt, Luftlinie 530 Kilometer von Berlin. Darauf nicht angemessen zu reagieren, wäre fahrlässig", sagte Scholz.

Die Bundesregierung hat bereits vier Waffensysteme vom Typ Iris-T SLM und drei verwandte Iris-T SLS der baden-württembergischen Firma Diehl Defence an die Ukraine geliefert. Dort hätten sie sich bei der Abwehr von russischen Angriffen bewährt. Scholz sagte, es seien 250 russische Marschflugkörper, Drohnen und Raketen damit abgeschossen worden.

"Die deutsche Unterstützung für die Ukraine lässt nicht nach. Wir haben vorgesorgt und so rechtzeitig Verträge und Finanzierung gesichert, dass die Ukraine sich auch in Zukunft voll auf uns verlassen kann", stellte Scholz klar. Damit trat er auch Forderungen des BSW (Bündnis Sarah Wagenknecht) entgegen, das die Bundesregierung zu mehr Diplomatie statt Waffenlieferungen auffordert.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 04. September 2024 um 16:00 Uhr.