Bundesrat billigt Gesetz Gelingt es, die Fachkräfte-Lücke zu schließen?
Der Bundesrat hat das Fachkräfteeinwanderungsgesetz gebilligt. Für Unternehmen soll es damit einfacher werden, Personal aus dem Ausland anzuwerben. Die Berliner Charité tut das schon jetzt - mit Erfolg.
Der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften ist groß. Bei einem Besuch in der Berliner Charité betonten Wirtschaftsminister Robert Habeck und Arbeitsminister Hubertus Heil: "Wenn wir uns jetzt nicht massiv kümmern, wird das Problem riesig groß." Denn bis 2035 werden voraussichtlich sieben Millionen Arbeitskräfte in Deutschland fehlen. Das geht aus Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit hervor, auf die sich der Minister beruft. Diese Lücke kann aus Heils Sicht nur durch Zuwanderung geschlossen werden.
Die Berliner Charité zeigt beispielhaft, wie das Anwerben ausländischer Arbeitskräfte funktionieren kann. Seit vier Jahren rekrutiert das Krankenhaus sehr erfolgreich Pflegekräfte aus Brasilien, Kolumbien, Mexiko und Indonesien. 640 Menschen hat die Charité schon nach Deutschland geholt.
Dafür betreibt die Klinik viel Aufwand, der sich aber auszahlt, findet Habeck: "Es war interessant zu hören, dass sie in Teams - in Tandems - arbeiten, um die neugewonnen Kolleginnen und Kollegen nicht zu überfordern." Es sei gut, sie erst einmal in den Beruf reinzuholen und sich auch um das zu kümmern, was über die Arbeit in der Pflege hinausgehe - die Integration.
Aufwand, der sich auszahlt
In der Charité sorgt ein ganzes Team dafür, Pflegekräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Das Krankenhaus übernimmt die Kosten für Sprachkurse, kümmert sich um Anträge bei Behörden, organisiert Flugtickets und auch die erste Wohnung. Durch das neue Einwanderungsrecht erhofft sich das Krankenhaus einige Erleichterungen - vor allem mit den Behörden, erklärt Nagi Salaz von der Charité: "Wir haben Antragsverfahren, die wir händisch ausfüllen. In einem überdimensionierten bürokratischen Aufwand. Mit dem Gesetz wird es so sein, dass in einem vereinfachten Verfahren anhand der Qualifikation eingereist werden darf."
In Zukunft soll ein Punktesystem entscheiden, wer als Fachkraft nach Deutschland einwandern darf. Neben der Berufserfahrung zählen Sprachkenntnisse und das Alter. Außerdem wird es einfacher, Familienangehörige nach Deutschland zu holen. Für eine kürzere Bearbeitungszeit der Anträge soll eine zentrale Stelle im Außenministerium eingerichtet werden.
Aus Sicht der Charité eine wichtige Verbesserung, damit potenzielle Bewerber nicht wegen zu langen Wartezeiten abspringen. "Daraus erhoffe ich mir schon, dass wir den Kollegen einen Horizont bieten können. Eben nicht in sieben Monaten nach Deutschland einreisen zu können, sondern schon in drei Monaten", sagt Salaz. Damit werde man mit Sicherheit auch noch mal wettbewerbsfähiger sein.
Reform des Einbürgerungsrecht in Arbeit
Für Arbeitsminister Heil ist damit aber nicht alles getan. Das neue Gesetz macht zwar Zuwanderung leichter. Aus seiner Sicht geht es aber auch darum, Fachkräfte langfristig in Deutschland zu halten: "Ein paar Dinge auf dem Zettel sind auch noch Hausaufgaben für uns." Vor allem sei ihm die "kulturelle Integration" aufgefallen. "Dass wir Menschen, die hierherkommen, die hier arbeiten und steuern zahlen, die einen Beitrag zu unserem Land leisten, auch die Chance geben, Teil der Gesellschaft zu werden. Das geht bis hin zur Staatsbürgerschaft."
An einer Reform des Einbürgerungsrechts arbeitet die Ampelkoalition parallel schon. Nach der Sommerpause soll auch dieses Gesetz geändert werden. Zuwanderer können dann die deutsche Staatsangehörigkeit leichter bekommen.