Mutter und Kind halten sich an der Hand

Familienbericht Experten empfehlen mehr Hilfe für Alleinerziehende

Stand: 15.01.2025 12:31 Uhr

Probleme bei der Betreuung, Nachteile auf dem Arbeitsmarkt, höheres Armutsrisiko: Wer sein Kind alleine großzieht, steht vor enormen Herausforderungen. Der Familienbericht der Bundesregierung empfiehlt, Alleinerziehende gezielter zu fördern.

In fast jeder fünften Familie in Deutschland gibt es allein- oder getrennt erziehende Eltern - so das Statistische Bundesamt. Das sind etwa 1,7 Millionen Menschen, die mit minderjährigen Kindern in einem Haushalt leben.

Und diese treffen auf eine Vielzahl von Herausforderungen: Zu wenig Betreuungsangebote für die Kinder, steuerliche und soziale Benachteiligungen, Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt, weniger Rente und somit ein Armutsrisiko, das etwa dreimal höher liegt als bei Eltern in einer Partnerschaft. Das geht aus dem zehnten Familienbericht hervor, den Ministerin Lisa Paus vorgelegt hat.

"Ganztagsausbau findet statt", Lisa Paus, B'90/Die Grünen, Familienministerin, über Familienbericht zu geteilter Kindererziehung

Morgenmagazin, 15.01.2025 05:30 Uhr

"Für Alleinerziehende hatten wir uns mehr vorgenommen"

2023 hatte das Bundesfamilienministerium eine Sachverständigenkommission beauftragt, um die Lebenswirklichkeit alleinerziehender Eltern zu beleuchten. "Sie treffen auf steuerliche Rahmenbedingungen, auf soziale Rahmenbedingungen, auf Rahmenbedingungen bei der sozialen Infrastruktur, die für sie nicht passen", kritisierte Familienministerin Paus, im ARD-Morgenmagazin.

Zwar verteidigte die Grünen-Politikern die Arbeit der Bundesregierung - so sei etwa das Kindergeld bereits erhöht worden - gestand aber auch ein: "Gerade für allein und getrennt Erziehende hatten wir uns noch mehr vorgenommen."

Paus spricht sich etwa dafür aus, den Entlastungsbetrag in eine Steuergutschrift umzuwandeln. Davon würden dann alle Alleinerziehenden profitieren und nicht bloß Besserverdienende.

Die Sachverständigenkommission kommt im Familienbericht zu dem Schluss, dass die finanzielle Eigenständigkeit und die gemeinsame elterliche Verantwortung lebenslang gefördert werden muss. Die Politik solle Wahlmöglichkeiten eröffnen, damit Eltern nach einer Trennung oder Scheidung die Betreuung ihrer Kinder besser vereinbaren können.

Zudem sollte die Beantragung von Transferleistungen und der Zugang zu Angeboten der sozialen Finanz-, Existenzsicherungs- und Schuldnerberatung vereinfacht werden, da Alleinerziehende oft verschuldet seien.

Hochwertige Kinderbetreuung wichtig

Eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung sei zudem ein Schritt in die richtige Richtung. Ein Ansatz, den auch Paus unterstreicht. "Gerade Alleinerziehende sind auf eine verlässliche Kinderbetreuung angewiesen, um ökonomisch eigenständig zu sein", sagte sie.

Nur wer sich auf die Kitas verlassen könne, könne auch arbeiten. Mit dem Kita-Qualitätsgesetz unterstütze man die zuständigen Länder mit insgesamt vier Milliarden Euro dabei, eine qualitativ hochwertige Betreuung und ausreichend Fachkräfte sicherzustellen, so Paus. Das komme auch Alleinerziehenden zugute.

Nicht zu unterschätzen: Die Lebensumstände, so Experten, führten bei alleinerziehenden Müttern und Vätern häufig auch zu gesundheitlichen Problemen. Viele leiden demnach häufig unter gesundheitlichen Belastungen, wie Depressionen - das wirke sich auch negativ auf das Wohlbefinden der Kinder aus.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 15. Januar 2025 um 12:24 Uhr.