IGLU-Studie Eine Katastrophe für die Gesellschaft
Deutschland hat mit der IGLU-Studie ein schlechtes Zeugnis bekommen. Ein Schulsystem, das massenhaft Bildungsverlierer produziert, ist eine Katastrophe. Damit sich etwas ändert, wäre ein Aufschrei nötig.
Das haben die Schülerinnen und Schüler in Deutschland nicht verdient. Wenn 25 Prozent der Viertklässler nicht gut genug lesen können, um im Unterricht mitzukommen, dann kann der Fehler nicht bei den Kindern liegen. Zwar bekommen sie die schlechten Noten, verdient allerdings haben die miesen Zeugnisse andere: diejenigen, die in Deutschland die Bildungspolitik gestalten zum Beispiel, denn sie hätten den Kindern mehr Chancen verschaffen müssen.
Eine Katastrophe für die Gesellschaft
Den Studienergebnissen nach kommen viele der Kinder, die schlecht lesen können, aus Familien, die nicht Deutsch sprechen - oder wenn, dann selten und vermutlich auch nicht fehlerfrei. Kinder aus eher bildungsfernen Familien kommen ebenfalls schlecht mit. Bildungsaufsteiger sind demnach in Deutschland die Ausnahme, nicht die Regel.
Das ist traurig für die Kinder, die es betrifft. Trostlos für die Familien, die nicht genug helfen können, woran auch immer es hapert. Für die Gesellschaft allerdings ist es eine Katastrophe.
Ein Schulsystem, das massenhaft Bildungsverlierer produziert, wird sicher nicht für ausreichend Fachkräfte sorgen. Die Zukunft des Landes steht auf dem Spiel. Und keiner kann sagen, er hätte nichts davon gewusst. Doch obwohl Bildungspolitik fast alle Familien in Deutschland betrifft, baut sich kaum Druck auf. Heizungen oder Panzer bekommen irgendwie mehr Aufmerksamkeit.
Es gibt aber auch Hoffnung
Dennoch gibt es Hoffnung: Denn erstens wollen die Kinder. Laut Studie sind die Schulmotivation und die Schulzufriedenheit hoch. Zweitens: Es gibt gute Beispiele für erfolgreiche Schulen, in denen die Kinder gut lernen. Auch Bundesländer wie Bayern und Sachsen machen viel richtig. Sogar in den Großstädten gibt es Leuchttürme: So schneidet Hamburg erheblich besser ab als Bremen oder Berlin. Man könnte sich ein Beispiel daran nehmen.
Drittens ist längst klar, dass Früherkennung von Bildungsschwächen wichtig ist. Nur dann kann man früh damit beginnen, einzelne Kinder gezielt zu fördern, damit sie aufholen können. Und viertens muss vor allem vor der Schule, also in den Kitas, Sprachkompetenz vermittelt werden, dann haben die Kinder eine Chance auf Erfolgserlebnisse schon ab der ersten Grundschulklasse.
Ein Aufschrei ist nötig
Für Bildung braucht man gutes Personal, und auch dafür braucht man Geld. Das Startchancenprogramm, mit dem der Bund ab 2024 circa 4000 Schulen helfen will, die bis dato benachteiligt waren, kann ein Anfang sein.
Auch die Länder müssen tiefer in die Tasche greifen und den Schulen mehr geben - auch Freiräume. Damit das passiert, damit wirklich etwas passiert, ist aber wohl ein Aufschrei nötig. Und zwar aus der Mitte der Gesellschaft. Die Schülerinnen und Schüler haben es doch verdient.
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