Patienten in einem Wartezimmer.

Beiträge zur Krankenversicherung "Es wird richtig happig"

Stand: 13.12.2024 08:37 Uhr

Millionen Beschäftigte und Rentner müssen sich zum Jahreswechsel auf steigende Zusatzbeiträge zur Krankenversicherung einstellen. Es könnte sogar noch teurer werden als erwartet. Das befürchten die Krankenkassen und schlagen Alarm.

Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung warnt vor stärker steigenden Kassenbeiträgen zum Jahreswechsel als bereits erwartet. Der von jeder einzelnen Kasse berechnete Zusatzbeitrag drohe in vielen Fällen den von der Bundesregierung geplanten Durchschnitt von 2,5 Prozent deutlich zu überschreiten, sagte die Vorstandsvorsitzende Doris Pfeiffer der Augsburger Allgemeinen.

"Drastischer Erhöhungsdruck"

"Die Krankenkassen haben im kommenden Jahr einen drastischen Erhöhungsdruck." Den meisten Krankenkassen stünden "keine Reserven mehr zur Verfügung, um Beitragssteigerungen im nächsten Jahr zu vermeiden oder auch nur abzumildern".

Mehrere Kassen hätten bereits Beitragserhöhungen angekündigt, die über den 0,8 Prozentpunkten lägen, die der vom Bund beauftragte Schätzerkreis prognostiziert habe. Für immer mehr Kassen sei es ein Problem, ihre gesetzliche Mindestreserve von 20 Prozent der Ausgaben eines Monats vorzuhalten.

Historischer Höchststand erwartet

"Zum Jahreswechsel wird es für Beitragszahler und Arbeitgeber richtig happig", sagte auch die Vorsitzende des AOK-Bundesverbands Carola Reimann der Zeitung. Wie bereits erfolgte Ankündigungen einiger Kassen zeigten, "werden 0,8 Prozentpunkte nicht überall ausreichen", betonte sie. Der Zusatzbeitrag klettere auf einen historischen Höchststand.

"Das liegt vor allem daran, dass die Politik in den letzten Jahren die Kassenrücklagen abgeschmolzen und immer mehr Instrumente zur Ausgabensteuerung abgeschafft hat, während gleichzeitig die Entwicklung der Ausgaben steil nach oben zeigt", sagte Reimann.

Die Krankenkassen kritisieren seit Langem, dass die Regierung politische Maßnahmen wie die bessere Bezahlung von Pflegekräften, die Kosten der geplanten Krankenhausreform oder die Versorgungskosten einer steigenden Zahl von Bürgergeldempfängern allein auf die gesetzlichen Versicherten abwälze. Der Bund müsse diese versicherungsfremden Leistungen endlich vollständig übernehmen, fordert die Chefin des AOK-Bundesverbands Reimann.

Knappe Kassen bei den Kassen

Der festgeschriebene allgemeine Beitragssatz der gesetzlichen Krankenkasse beträgt 14,6 Prozent, die Hälfte davon trägt der Arbeitgeber. Krankenkassen können ergänzend noch einen Zusatzbeitrag erheben, der unterschiedlich hoch sein kann. Damit soll auch der Wettbewerb gestärkt werden. Im Schnitt liegt der Zusatzbeitrag aktuell bei 1,7 Prozent; laut ersten Prognosen könnte er auf über 2,5 Prozent ansteigen.

Hintergrund ist die prekäre Finanzlage der Kassen. Laut der jüngsten Berechnungen geht der Schätzerkreis der Gesetzlichen Krankenversicherungen für 2025 von einer Finanzierungslücke von 13,8 Mrd. Euro aus. Diese muss grundsätzlich durch höhere Zusatzbeiträge der Krankenkassen geschlossen werden. Erhöht eine Kasse ihren Zusatzbeitragssatz, haben die Mitglieder ein Sonderkündigungsrecht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 13. Dezember 2024 um 07:39 Uhr.