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Steigende Beiträge Lohnt sich jetzt der Krankenkassen-Wechsel?

Stand: 17.10.2024 06:38 Uhr

Die gesetzliche Krankenversicherung wird kommendes Jahr voraussichtlich teurer. Lässt sich mit einem Wechsel der Krankenkasse nun Geld sparen? Und was ist dabei zu beachten? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was wird im kommenden Jahr teurer?

Bei steigenden Krankenkassenbeiträgen geht es konkret um den Anstieg des sogenannten Zusatzbeitrages. Alle gesetzlich Versicherten haben den festen Beitragssatz von 14,6 Prozent - zur Hälfte getragen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. An diesem allgemeinen Beitragssatz, der per Gesetz festgelegt wird, ändert sich nichts.

Zusätzlich zu diesem festen Beitrag können Krankenkassen einen Zusatzbeitrag erheben, um ihre Kosten zu decken. Der wird ebenfalls zur Hälfte vom Arbeitgeber und zur Hälfte vom Arbeitnehmer gezahlt. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag ist ein Richtwert, den das Bundesgesundheitsministerium (BMG) festlegt. Er ist bereits Anfang 2024 von 1,6 auf 1,7 Prozent gestiegen und könnte nun noch weiter steigen.

Denn die gesetzlichen Krankenkassen brauchen Geld: Die Kassen hatten schon Anfang September gewarnt, dass ihre Ausgaben im ersten Halbjahr noch stärker gestiegen seien als im ersten Quartal. Das Defizit sei auf mehr als zwei Milliarden Euro angewachsen und werde im Gesamtjahr bis zu 4,5 Milliarden Euro erreichen.

Wie stark könnten die Zusatzbeiträge 2025 steigen?

Experten des sogenannten Schätzerkreises haben für das Bundestagswahljahr 2025 eine rechnerisch nötige Erhöhung des Zusatzbeitrages um 0,8 Punkte auf 2,5 Prozent vom beitragspflichtigen Einkommen ermittelt. Das teilte am Mittwoch das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) in Bonn mit. In diesem Schätzerkreis sitzen Fachleute des Bundesgesundheitsministeriums, des BAS und des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV).

Die Prognose des Schätzerkreises ist eine theoretische Größe, die sich aus dem Verhältnis von laufenden Einnahmen und Ausgaben der Krankenkassen insgesamt ergibt. Die Ausgaben der Krankenkassen im Jahr 2025 werden demnach mit 341,4 Milliarden Euro veranschlagt.

Auf Basis dieser Ausgaben-Schätzung gibt das Gesundheitsministerium bis zum 1. November einen durchschnittlichen Zusatzbeitrag für das kommende Jahr bekannt. Die genaue Höhe des Zusatzbeitrags legen die Krankenkassen dann aber jeweils für sich selbst fest - je nachdem, wie ihre aktuelle finanzielle Situation ist.

Was bedeutet eine solche Erhöhung konkret?

Rechnerisch würde eine Erhöhung um 0,8 Prozentpunkte bei einem Einkommen von 3.000 Euro brutto im Monat 12 Euro weniger netto bedeuten - die anderen 12 Euro zahlt der Arbeitgeber.

Wichtig dabei: Den Zusatzbeitrag zahlen Versicherte ebenso wie den allgemeinen Beitragssatz nur auf das Brutto-Einkommen bis zur sogenannten Beitragsbemessungsgrenze. Die liegt aktuell bei einem Bruttogehalt von 5.175 Euro im Monat. Die Grenze soll im kommenden Jahr allerdings deutlich steigen auf 5,512,50 Euro. Besserverdiener werden dadurch zusätzlich belastet.

Lohnt sich ein Wechsel der Krankenkasse?

Werden die Zusatzbeiträge der Krankenkassen erhöht, kann es sich lohnen, in eine günstigere Krankenkasse zu wechseln. Denn nicht jede Kasse erhöht die Zusatzbeiträge gleichermaßen und einige Kassen sind billiger als andere. Dabei kann es sich auch lohnen, zwischen bundesweiten und regionalen Kassen zu vergleichen.

Die derzeit günstigste Krankenkasse deutschlandweit ist die BKK firmus. Sie hat einen Zusatzbeitrag von nur 0,9 Prozent, wodurch sich ein Beitragssatz von 15,50 Prozent ergibt. Auch die Handelskrankenkasse (hkk) erhebt nur 0,98 Prozent Zusatzbeitrag. Und die Techniker Krankenkasse hat ebenfalls einen vergleichsweise geringen Zusatzbeitrag von 1,2 Prozent.

Zu den derzeit teuersten Krankenkassen mit den höchsten Zusatzbeiträgen gehört die Kaufmännische Krankenkasse KKH. Sie verlangt einen Zusatzbeitrag von 3,28 Prozent. Auch die BKK 24 erhebt einen hohen Zusatzbeitrag von 3,25 Prozent. Und die Knappschaft gehört aktuell ebenfalls zu den teureren Krankenkassen: Hier liegt der Zusatzbeitrag aktuell bei 2,7 Prozent.

Kann man immer die Kasse wechseln?

Während der Laufzeit des Wahltarifs ist man an seine Krankenversicherung gebunden und kann nicht einfach wechseln. Die Laufzeit beträgt je Wahltarif in der Regel zwischen einem und drei Jahre. Erhöht die Krankenkasse aber den Zusatzbeitrag, haben die Mitglieder ein Sonderkündigungsrecht.

Worauf sollte man beim Wechsel achten?

Neben finanziellen Ersparnissen sollten auch die angebotenen Leistungen der Krankenkasse bei einem Wechsel berücksichtigt werden. Die Verbaucherzentralen weisen darauf hin, dass sich die Krankenkassen bei den freiwilligen Leistungen unterscheiden. Die freiwilligen Leistungen sind sogenannte Satzungsleistungen - etwa für Prävention, Reha-Maßnahmen oder Bonusprogramme.

Die Verbraucherzentralen raten dazu, sich vor einem Wechsel darüber zu informieren, welche Zusatzleistungen über das gesetzliche Maß hinaus angeboten werden, ob es Unterstützung bei der Arztsuche gibt oder in welcher Höhe Kosten für Gesundheitskurse übernommen werden.

Zum Vergleich verschiedener Kassen empfehlen die Verbraucherschützer den Krankenkassenvergleich der Stiftung Warentest und anderer Internetportale.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 16. Oktober 2024 um 16:00 Uhr.