Scholz bei Übung "Air Defender" "Jeden Zentimeter unseres Territoriums verteidigen"
Das größte Luftwaffenmanöver in der Geschichte der NATO läuft derzeit über Deutschland. Kanzler Scholz sagte bei einem Besuch auf dem Fliegerhorst Jagel, er werte "Air Defender" als "Zeichen der Geschlossenheit".
Bundeskanzler Olaf Scholz hat das Luftwaffen-Großmanöver "Air Defender" als Zeichen der Geschlossenheit und Verteidigungsbereitschaft der NATO und ihrer Verbündeten gewertet. Die Übung von insgesamt 25 Nationen solle dazu beitragen, dass "die Aussage auch ernst genommen wird von allen, dass wir bereit sind, jeden Zentimeter unseres Territoriums zu verteidigen", sagte Scholz beim Besuch auf dem Fliegerhorst Jagel in Schleswig-Holstein.
Die Übung sei "sehr wichtig" und "ein Zeichen, dass wir gut vorbereitet sind", betonte der Bundeskanzler mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Zuvor hatte er sich vom Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, über die Übung informieren lassen. Scholz besichtigte Kampfjets der NATO-Partner Ungarn, Türkei, Finnland und USA, bevor er sich in das Cockpit eines deutschen Eurofighters setzte, um sich den Kampfjet erklären zu lassen.
An der NATO-Luftstreitkräfteübung "Air Defender 23" nehmen 25 Staaten (grün; USA und Japan nicht im Bild) teil. Das Manöver findet vor allem in drei Lufträumen (schraffiert) statt. Außerdem gibt es Flüge zur NATO-Ostgrenze.
10.000 Soldaten nehmen am Manöver teil
Im Anschluss an die Waffenschau waren Gespräche mit Soldatinnen und Soldaten geplant. Der Bundeskanzler betonte neben der symbolischen auch den praktischen Nutzen der Übung. Es gehe darum, "zu lernen, wo wir Verbesserungsmöglichkeiten haben", etwa bei der Zusammenarbeit oder in technischer Hinsicht. Er lobte die Bereitschaft der an dem Manöver teilnehmenden Nationen, "eng zu kooperieren".
Scholz zeigte sich auch froh über die nur geringen Auswirkungen der Übung auf den zivilen Luftverkehr. Das zwölftägige Großmanöver im Luftraum über Deutschland war am Montag angelaufen. Es ist die größte Verlegeübung seit Gründung der NATO. An "Air Defender" nehmen unter deutscher Führung etwa 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus 25 Ländern mit 250 Flugzeugen teil.
Szenario ist ein Angriff aus dem Osten
In Jagel sind während der Übung unter anderem deutsche Tornados, F-16 und A-10 aus den USA sowie Jets aus der Türkei und Ungarn stationiert. Insgesamt sind rund 2000 Flüge geplant. Geübt wird das fiktive Szenario eines Angriffs aus dem Osten. Übungsziel ist laut Bundesregierung "der sichtbare Beweis der schnellen Reaktions- und Verlegefähigkeit von Luftstreitkräften".
Im Mittelpunkt stehen laut Bundeswehr die Optimierung und Ausweitung der Kooperation. Die teilnehmenden Flugzeuge werden während des Manövers hauptsächlich von Flugplätzen in Schleswig-Holstein, Bayern, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen sowie in den Niederlanden und Tschechien starten.
Die Linke spricht von einer "militärischen Drohkulisse"
Die Linken-Außenpolitikerin Sevim Dagdelen kritisierte Scholz für seinen Auftritt in Jagel. Der Kanzler solle sich besser "um eine Waffenruhe und Frieden bemühen, statt auf dem Fliegerhorst Jagel die Kriegsübung 'Air Defender' abzunehmen", erklärte Dagdelen. Die Linken-Politikerin sprach von einer "militärischen Drohkulisse" der NATO.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hatte bereits am Donnerstag ein "sehr, sehr positives" erstes Fazit der Übung gezogen. Es habe bisher "keine Zwischenfälle" und "so gut wie keine Verspätungen oder Beeinträchtigungen des zivilen Luftverkehrs" gegeben, sagte Pistorius am Rande des NATO-Verteidigungsministertreffens in Brüssel.