Kultusministerkonferenz Flüchtlingskinder schnell an Schulen bringen
Angesichts des Ukraine-Krieges bereiten sich Bund und Länder auf Zehntausende Flüchtlinge vor - darunter viele Kinder. Heute beraten die Kultusminister über die Lage. Ein Vorschlag: Geflüchtete Lehrkräfte für deutsche Schulen gewinnen.
Die Bundespolizei hat bereits rund 96.000 Menschen registriert, die vor dem Krieg aus der Ukraine nach Deutschland geflohen sind - und täglich werden es mehr. Die Bundesländer bereiten sich darauf vor, aus der Ukraine geflüchtete Kinder an den Schulen aufzunehmen. Heute berät daher auch die Kultusministerkonferenz über die steigende Zahl der Flüchtlinge und darüber, wie man ihnen unkompliziert helfen kann.
Bereits vor dem Treffen sprach sich Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger dafür aus, geflüchtete Lehrerinnen und Lehrer aus der Ukraine an Schulen und Kitas in Deutschland arbeiten zu lassen. Für geflüchtete Kinder und Jugendliche würden ausreichend Kita- und Schulplätze benötigt. Es brauche eine schnelle Lösung. "Dabei werden sicher auch geflüchtete ukrainische Lehrkräfte helfen wollen und können", so Stark-Watzinger.
Prien: "Unsere moralische Verpflichtung"
Auch Schleswig-Holsteinis Kultusministerin Karin Prien plädierte im Vorfeld dafür, ukrainische Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrkräfte einzusetzen, um die steigende Zahl geflüchteter Kinder betreuen und unterrichten zu können. "Es ist unsere moralische Verpflichtung, ihnen nicht nur ein Dach über dem Kopf und ein warmes Essen, sondern vor allem auch den Kontakt mit anderen Kindern so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen", sagte Prien im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF.
"Wir werden sie in unsere etablierten Strukturen, die wir ja haben seit 2015, integrieren", fügte sie mit Blick auf die damalige Flüchtlingskrise hinzu. Sie rechne damit, dass "viele hunderttausend Kinder" in Deutschland Zuflucht suchen werden. "Wir sind gut darauf vorbereitet."
Schulbesuch auch bei unklarem Aufenthaltsstatus
Die nordrhein-westfälische Bildungsministerin Yvonne Gebauer teilte mit: "Den zu uns flüchtenden Kindern und Jugendlichen wollen wir möglichst viel Normalität und dann auch einen Schulbesuch ermöglichen, der ihnen ein Gefühl der Sicherheit zurückgibt und das Ankommen erleichtert." Es solle sich um das psychische Wohlergehen gekümmert werden, zudem werde gezielt das Erlernen der deutschen Sprache gefördert.
Die Schulämter sollten den Kindern und Jugendlichen Schulplätze zuweisen, sobald die Familie einer Kommune zugewiesen sei, so Gebauer. Der Schulbesuch solle aber auch dann grundsätzlich möglich sein, wenn Kinder mit noch ungeklärtem Aufenthaltsstatus sich direkt bei Schulen meldeten.
Verbände fordern mehr Geld und Lehrkräfte
Lehrerverbände und Bundesländer fordern angesichts der Notwendigkeit zur Betreuung von ukrainischen Flüchtlingskindern mehr Geld und Lehrkräfte für Schulen. Diese müssten finanzielle Unterstützung und zusätzliches Personal "ohne bürokratische Hürden" erhalten, sagte der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).
Auch die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Maike Finnern, mahnte mehr Lehrkräfte mit Qualifikation zur Unterrichtung von Deutsch als Fremdsprache sowie Dolmetscherinnen und Dolmetscher an. Die Pädagogen müssten zudem im Umgang mit den Themen Flucht und Traumatisierung geschult werden.
Kinderschutzbund fordert Gipfel für Flüchtlingskinder
Der Deutsche Kinderschutzbund forderte von Bund, Ländern und Kommunen einen Flüchtlingsgipfel mit Schwerpunkt auf die Kinder unter den geflohenen Ukrainern. "Wir werden nach den aktuellen Einschätzungen in Europa mit drei bis vier Millionen Kindern unter den ukrainischen Kriegsflüchtlingen rechnen müssen" - mehr als je zuvor, sagte Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers der "Augsburger Allgemeinen". "Dies wird eine Herausforderung für unser Bildungssystem, die Schulen und die Kindertagesstätten."
Wichtig sei von Anfang an das Bemühen um Integration. "Alles, was wir an Bildung und Integration leisten, wird den Kriegsflüchtlingen auch dann zugutekommen, falls sie in ihre Heimat zurückkehren", so Hilgers. Allerdings müsse man sich darauf einstellen, dass viele Kriegsflüchtlinge möglicherweise für Jahre oder für immer in Deutschland blieben.