Lemke will Wasserqualität verbessern Oder-Fischsterben als Weckruf
Das Fischsterben in der Oder muss laut Uumweltministerin Lemke "ein Weckruf" sein. Wenige Tage vor der Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse kündigte sie nun an, auch die Wasserqualität anderer Flüsse verbessern zu wollen.
Nach dem massiven Fischsterben in der Oder hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) Konsequenzen für Flüsse in Deutschland angekündigt. Sie kündigte an, "bald mit den Umweltministerinnen und -ministern der Bundesländer" sprechen zu wollen. Das Thema laut Lemke: "die schlechte Wasserqualität in fast allen deutschen Fließ- und Oberflächengewässern".
Erst im Juni hatte ein Bericht der Europäischen Umweltagentur (EUA) Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Staaten in Bezug auf die Qualität seiner Gewässer noch im oberen Mittelfeld eingestuft. Die Auswertung beschäftigte sich speziell mit der Belastung der Gewässer durch Fäkalbakterien. Diese kommen normalerweise im Darm von Menschen oder Tieren vor und können - außerhalb des Darms - zu schwerwiegenden Erkrankungen wie Blutvergiftungen führen.
Oder-Katastrophe als Auslöser
Die geplanten Beratungen begründete Lemke mit der Umweltkatastrophe in der Oder, aber auch mit dem Klimawandel. So zeige die Katastrophe in der Oder "überdeutlich, wie andauernd hohe Sommertemperaturen Umweltprobleme verschärfen können".
Seit Anfang August waren aus dem deutsch-polnischen Grenzfluss tonnenweise tote Fische und tote Muscheln geborgen worden, nachdem auf polnischer Seite unter anderem chemische Substanzen in das Wasser geleitet worden waren.
Ursache für Fischsterben noch unklar
Nach ersten Erkenntnissen könnten aber auch andere Umstände zu der Katastrophe beigetragen haben. Bei einem deutsch-polnischen Umweltrat Ende August hatte Lemke die Ursachen für das Fischsterben so zusammengefasst: "Hitze, niedrige Wasserstände und menschengemachte Einleitungen". Über die Art der chemischen Einleitungen machte Lemke damals noch keine Angaben und verwies auf eine deutsch-polnische Gruppe von Expertinnen und Experten. Deren Untersuchungsergebnisse sollen nun voraussichtlich am 30. September vorgestellt werden.
Lemke: Weniger chemische Substanzen in Flüsse leiten
Für konkrete Schlussfolgerungen zur Oder-Katastrophe müsse man - so Lemke - auf die Ergebnisse der Fachuntersuchung warten. Eines sei aber schon jetzt klar: "Wir brauchen ein neues, gemeinsames Verständnis von den Folgen von Hitze und Dürre und was unseren Gewässern noch zugemutet werden kann", erklärte die Ministerin. "Lang andauernde hohe Wassertemperaturen in Fließgewässern, auch in gestauten Fließgewässern, sowie niedrige Wasserstände können offenbar die Wirkung von Schadstoffen verstärken", folgerte die Ministerin.
Wenn wir die Katastrophe an der Oder nicht als Weckruf verstehen, werden wir wahrscheinlich noch mehrere solcher Katastrophen erleben.
Konkret warb die Ministerin vor dem Hintergrund der Klimakrise dafür, die Einleitung chemischer Substanzen in Flüsse künftig zu verringern. Die Flüsse dürften zudem weniger verbaut werden. Das sei nicht nur ein Problem der Oder, erklärte Lemke. So gebe es nennenswerte Schadstoffmengen in vielen Flüssen Europas, die durch die Klimakrise anders auf Ökosysteme wirkten als bisher.
Oder muss regenerieren
An der Oder steht laut Lemke nach einer solchen Katastrophe die Regeneration im Vordergrund. "Es ist nicht die Zeit für Baumaßnahmen, erst recht nicht mit dem Bagger in den Flachwasserbereichen der Oder." Deutschland und Polen hatten 2015 den Ausbau der Oder vereinbart. Ein Aktionsbündnis klagt gegen das Projekt, auf polnischer Seite wird aber bereits gebaut.