DRK warnt vor Notstand Weniger Blutkonserven, mehr Bedarf
Nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes spenden derzeit noch weniger Menschen Blut als sonst. So wenige, dass mittlerweile bundesweit eine "kritische Versorgungslage" eingetreten ist. Nun ruft das DRK erneut zum Spenden auf.
Die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Gerda Hasselfeldt, hat die Menschen in Deutschland angesichts mangelnder Vorräte dringend dazu aufgerufen, Blut spenden zu gehen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, hohe Temperaturen, Ferien und ein hohes Reiseaufkommen sorgen laut DRK seit Wochen für eine rückläufige Spendebereitschaft und mittlerweile für eine bundesweit kritische Versorgungslage. "Ein Notstand muss unter allen Umständen vermieden werden", erklärte Hasselfeldt.
Mehr Bedarf wegen nachgeholter Operationen
Zugleich würden Operationen und Behandlungen nachgeholt, die während der Hochphase der Pandemie verschoben worden waren, so Hasselfeldt. Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI), Hubert Schrezenmeier, erklärte zudem, neben den nachzuholenden Operationen führe auch die Rückkehr vieler Freizeitsportler vermehrt zu Unfällen und einem höheren Bedarf an Blutkonserven.
"Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt"
"Wir sind im Moment in einer kritischen Situation, weil wir sehr hohen Bedarf an Blutkonserven in Kliniken haben", sagte auch der Sprecher der Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes, Patric Nohe. Dazu kommt: Viele bisherige Spender seien nicht erreichbar. "Wer also noch nie Blut gespendet hat - jetzt wäre ein idealer Zeitpunkt dafür", so Nohe.
Mit der bundesweit angelegten Kampagne "#missingtype - erst wenn's fehlt, fällt's auf", machen die Blutspendedienste des DRK auf eine dringende Notwendigkeit von Blutspenden aufmerksam. Ziel ist es, neue Spenderinnen und Spender für eine erste Blutspende zu begeistern und dann als Lebensretter kontinuierlich aktiv zu bleiben.
Nur 3,5 Prozent der Deutschen spenden
In Deutschland spenden nach Zahlen des DRK nur 3,5 Prozent der Menschen Blut. Demgegenüber steht, dass jeder dritte Bundesbürger statistisch gesehen mindestens einmal in seinem Leben auf ein Blutprodukt angewiesen ist.
Ähnliche Zahlen liefert auch eine repräsentative Studie des Versicherungsunternehmens "Clark" in Zusammenarbeit mit "YouGov": Demnach hat jeder fünfte Mensch in Deutschland schon mal Blut gespendet (20 Prozent). Nur sechs Prozent täten dies allerdings regelmäßig, heißt es. Einer der wichtigsten Gründe für das Blutspenden ist laut der Studie der Wunsch, der Allgemeinheit zu helfen (48 Prozent) oder Organisationen wie die Deutsche Knochenmark-Spenderdatei (DKMS) zu unterstützen (28 Prozent). Finanzielle Anreize spielen nur für 18 Prozent der Spender eine Rolle.
Schwierig, neue Spender zu finden
Auch bei denjenigen, die bisher noch kein Blut gespendet haben, ist laut der Studie zumindest prinzipielles Interesse erkennbar: 19 Prozent der Befragten könnten sich grundsätzlich vorstellen, Blut zu spenden. Das gilt vor allem für die 18- bis 34-Jährigen (25 Prozent). Bei Personen ab 55 Jahren liegt die Bereitschaft zur ersten Blutspende nur noch bei 14 Prozent. Dagegen hat fast jeder fünfte Mensch in Deutschland (18 Prozent) laut der Studie bisher noch nie Blut gespendet und kann es sich auch in Zukunft nicht vorstellen.
Auch der Einfluss der Corona-Pandemie auf die Blutspendebereitschaft ist immer noch spürbar: Fünf Prozent der Befragten gaben an, vor der Pandemie Blut gespendet zu haben - seither jedoch nicht mehr. In Deutschland werden jeden Tag rund 15.000 Blutspenden benötigt, um kranken und verletzten Menschen zu helfen.