Merkel räumt Fehler ein Land nicht "in einem Tip-Top-Zustand hinterlassen"
Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bei der Vorstellung ihrer Memoiren über eigene Versäumnisse gesprochen. Konkret nannte sie drei Themen: Klimaschutz, Digitalisierung und die Stärkung der Bundeswehr.
Auf gut 700 Seiten hat die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre "Erinnerungen" an mehrere Jahrzehnte in der Politik aufgeschrieben. Das Buch ist am Dienstag erschienen. Passend dazu trat die 70-Jährige am Abend im Deutschen Theater in Berlin auf und sprach über ihre Memoiren. Dabei räumte Merkel auch Fehler ein.
Dass sie Deutschland zum Ende ihrer Amtszeit "in einem Tip-Top-Zustand hinterlassen hätte, das kann man nicht sagen, wirklich nicht", sagte sie und nannte konkrete Beispiele. Als großes Versäumnis sehe sie heute, "dass es mir nicht gelungen ist, mithilfe demokratischer Mechanismen die richtigen Antworten auf den Klimaschutz zu geben". Zudem sei es ihr "nicht gelungen, dass wir das Zwei-Prozent-Ziel schnell genug bei der Verteidigung erreicht haben".
"Erstarken der AfD durch Aufnahme von Flüchtlingen"
Merkel räumte auch ein, dass ihre Entscheidung aus dem Jahr 2015 zur Aufnahme in Ungarn festsitzender Flüchtlinge in Deutschland zum Erstarken der AfD beigetragen habe. Die AfD sei "stärker geworden durch die Tatsache, dass so viele Menschen zu uns gekommen sind", sagte die frühere CDU-Politikerin. Sie habe damals aber keine Alternative zu ihrer Entscheidung gesehen, weil eine Zurückweisung der Geflohenen an der deutschen Grenze noch dramatischer gewesen wäre.
"Insofern habe ich am Anfang akzeptiert, dass so viele Menschen kamen", sagte Merkel. "Ich habe mir nicht ausgesucht, dass die Flüchtlinge kamen, sondern sie kamen wegen der Umstände außerhalb Europas", sagte Merkel weiter. Der Zuzug habe sich dann auf die politischen Verhältnisse in Deutschland ausgewirkt:
Ich freue mich natürlich nicht, dass die AfD stark geworden ist.
Mit Gelassenheit reagierte Merkel darauf, dass sie von Kritikern für viele der aktuellen Probleme Deutschlands mit verantwortlich gemacht wird. "Wenn es hilft, dann soll man sagen: 'Merkel war's' - ich glaube nur, dass damit dem Land auch nicht geholfen ist", sagte die Ex-Kanzlerin. "Damit, dass Merkel weg ist, ist weder die Bahn in Ordnung, noch sind die Überlandleitungen schneller gebaut."
Merkel gönnt Merz Aussicht aufs Kanzleramt
Auch auf die aktuelle Politik ging die 70-Jährige ein. Bei Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz sieht sie eine wichtige Voraussetzung für das höchste Regierungsamt erfüllt. "Man braucht diesen unbedingten Willen zur Macht. Friedrich Merz hat ihn auch, und deshalb gönne ich es ihm."
Doch in der aktuellen Frage, ob es an den deutschen Grenzen auch Zurückweisungen von Asylsuchenden geben sollte, bekräftigte Merkel Differenzen zu Merz. "Für mich war es wichtig, dass wir das nicht tun. Ich halte das auch für den falschen Weg. Aber es ist nun mal so, dass er diese Meinung hat, ja." In einer großen Volkspartei wie der CDU gehörten unterschiedlichen Auffassungen dazu.