Das Team von Alba Berlin bespricht sich (imago images/Eibner)

Berlin Alba Berlin in der Krise: 5 Dinge, die jetzt noch Hoffnung machen

Stand: 10.12.2024 20:34 Uhr

Platz 14 in der Bundesliga, Pokal-Aus im Viertelfinale und Vorletzter in der Euroleague - Alba Berlin steckt derzeit in einer sportlichen Krise. Diese fünf Dinge machen jetzt noch Hoffnung auf einen Turnaround des Vizemeisters.

1. Kommt Zeit, kommt Rat

Der große Kaderumbruch im vorletzten Sommer hat bei Alba Berlin bis heute Spuren hinterlassen. Als am Ende der vergangenen Saison mit Kapitän und Weltmeister Johannes Thiemann auch noch der letzte Anker von Board ging, musste Coach Israel Gonzalez quasi wieder von null anfangen.
 
Vom großartigen Teambasketball, der die Berliner über Jahre prägte, ist nicht mehr viel übriggeblieben. Derzeit mangelt es an Abstimmung, die Spielsysteme funktionieren nicht, es gibt wenig freie Würfe, viele Ballverluste und es fehlt an Selbstbewusstsein. Hinzu kommen zahlreiche Ausfälle und gerade erst zurückgekehrte Langzeitverletzte, die noch auf der Suche nach altem Rhythmus sind.

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Es ist also nicht verwunderlich, dass der Teambuilding-Prozess noch nicht abgeschlossen ist und Geduld benötigt wird. Gleichzeitig weckt genau das aber auch die Hoffnung, dass das Potenzial der Mannschaft auch längst noch nicht ausgeschöpft ist. Je öfter das Team nun zusammen auf dem Parkett steht, desto eingespielter wird es werden. Kontinuität war schließlich schon in der Vergangenheit immer wieder ein Erfolgsrezept der Berliner.

2. Individuelle Lichtblicke

Dass die Qualität des Kaders in den letzten zwei Jahren zwar abgenommen hat, aber immer noch völlig ausreichend sein müsste, um in der Bundesliga oben mitspielen zu können, dürfte wohl trotz der aktuellen Krise kaum abzusprechen sein.
 
Das zeigen auch die zuletzt starken Einzelleistungen einiger Akteure. So erzielte Matteo Spagnolo gegen Vechta einen neuen Saison-Punktebestwert (22) und Gabriele Procida gegen Mailand (29), Youngstar Elias Rapieque stellte in der Euroleague gegen Tel Aviv einen persönlichen Punkterekord auf (14) und Jonas Mattiseck traf gegen Ulm so viele Dreier wie noch nie zuvor in seiner Bundesliga-Karriere (6).
 
Es sind Bestwerte, die im Schatten der Krise derzeit etwas untergehen, aber dennoch die Hoffnung schüren, dass im Kader ausreichend Talent für den Turnaround vorhanden ist.

3. Eine Sorge weniger, eine Hoffnung mehr

Dreieinhalb Jahre spielte Khalifa Koumadje für die Albatrosse, gewann in dieser Zeit mit ihnen zweimal den Pokal und einmal die Meisterschaft. Doch zuletzt hatte er vor allem für Unruhe gesorgt, statt seinem Team zu helfen. Der Center kassierte zahlreiche disqualifizierende Fouls, wurde wegen einer Tätlichkeit gegen einen Dopingkontrolleur in den nationalen Wettbewerben gesperrt, dann suspendierte ihn Alba auf unbestimmte Zeit. In den sozialen Medien hatte seine frühere Partnerin zudem schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben haben. Mitte November war der Vertrag mit dem 2,21 Meter großen Riesen daraufhin im beiderseitigen Einvernehmen aufgelöst worden.

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Für Alba ist es in der Krise eine große Baustelle weniger, zumal schnell vielversprechender Ersatz verpflichtet werden konnte. David McCormack wechselte vor zwei Wochen aus Mailand an die Spree und konnte in der kurzen Zeit bereits überzeugen. In der Euroleague glänzte er mit einem Double-Double gegen Bologna (16 Punkte, 14 Rebounds) und einer hundertprozentigen Trefferquote gegen Monaco (6/6 aus dem Feld, 4/4 von der Freiwurflinie). Seine notgedrungene Verpflichtung könnte am Ende ein echter Glücksgriff gewesen sein.

4. Ausreißer auf europäischem Parkett

Bei all der berechtigten Kritik, welche auf die Berliner nach dem schwachen Saisonstart zurecht einprasselt, gab es in der Mannschaftsleistung auch einige Ausreißer nach oben. Und das gerade in der Königsklasse. In der Euroleague schlugen sie Bologna und Villeurbanne, feierten einen Achtungserfolg gegen Mailand und hielten gegen große Gegner wie Paris und Real Madrid gut dagegen.
 
In 14 Spielen sind das international immerhin schon drei Siege und damit nur zwei weniger als in der gesamten vergangenen Spielzeit. Und diese Erfolge machen Mut, dass die Mannschaft eben doch in der Lage ist, guten und fokussierten Basketball zu spielen. Das muss ihr nun nur auch öfter auf nationalem Parkett gelingen.

5. Playoffs bleiben zum Greifen nah

Auch wenn es beim Blick auf die Bundesliga-Tabelle für die Berliner düster aussieht: Noch sind erst neun von 34 Spieltagen absolviert und Alba ist keinesfalls abgeschlagen. Die Play-In-Plätze sind nur einen, die Playoff-Ränge nur zwei Siege entfernt. Nur mit einer kleinen Serie könnte man also ruckzuck wieder oben angreifen.

David McCormack (Alba Berlin) dunkt den Ball in den Korb. (Bild: picture alliance / Sipa USA | SOPA Images)
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Und letztlich wird es in der restlichen regulären Spielzeit nur darum gehen, einigermaßen stressfrei die Playoffs zu erreichen. Dort könnten die Karten sowieso noch einmal komplett neu gemischt werden, wie Ligakonkurrent Ulm 2023 eindrucksvoll bewies. Die bayerischen Schwaben hatten sich damals auf Rang sieben noch gerade so für die Playoffs qualifiziert, räumten dann die Schwergewichte Alba und München aus dem Weg und krönten sich in der Finalserie gegen Bonn völlig überraschend zum Meister.
 
Auch wenn die Berliner von dieser Mentalität derzeit noch meilenweit entfernt scheinen, bleibt in der Bundesliga also noch alles möglich. Und vielleicht erinnert sich schon im Frühling niemand mehr an die Krise zum Saisonstart.

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