Berlin Am Späti in Berlin-Zehlendorf: "Fürs nächste Jahr wünsche ich mir vor allem Frieden"
Die meisten Berliner wohnen außerhalb des Rings. Zwei rbb|24-Reporter sprechen dort Leute am Späti an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Rentnerin, die erfüllt von ihrem jahrzehntelangen Engagement in der Kirche und im Sportverein ist.
rbb|24 will mit den Gesprächsprotokollen, die "Am Späti" entstanden sind, Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben die Meinungen der Gesprächspartner wieder.
Ich wohne gerne hier, es ist nicht so ein Trubel, obwohl dort das Krankenhaus ist. Ich komme häufig morgens an den Kiosk und kaufe meine Brötchen und manchmal auch Blumen. Die Tochter meiner Schwester wohnt in Kreuzberg, die besuchen wir dort öfter und dann sehen wir den Unterschied zu Zehlendorf und sind immer froh, hier zu wohnen.
Sie - helle, freundliche Augen – ist eine auffällig ruhige Gesprächspartnerin. Sie hat es nicht eilig und zögert kein bisschen, sich ein wenig zu unterhalten.
Mein Jahr war gut. Ich bin schon lange in einer Kirchengemeinde in Wilmersdorf tätig, ich leite dort eine Theatergruppe mit 28 Leuten. Ich bin also voll im Leben drin, mit anderen Menschen im Kontakt. Früher habe ich in der Kirche auch gearbeitet und dort die Kita geleitet. Heute sehe ich viele der Kinder immer noch. Manche der Eltern sind zum Beispiel in meiner Theatergruppe und manche der Kinder auch.
Letztes Jahr haben wir "One of us", ein Jugendbuch, aufgeführt. Das hatte ganz viel Erfolg. Wir haben uns gefragt: Wie kriegen wir noch mal so viel Erfolg? Jetzt haben wir ein ganz anderes Stück aufgeführt und zwar verschiedene Szenen über die Liebe. Wie hält ein Mann die Liebe zu seiner dementen Frau aufrecht? Oder wie sieht die Liebe zwischen zwei Männern aus? Ist Freundschaft auch Liebe?
Auf der Brötchentüte in ihrer Hand steht ihr Name, jeden Morgen wird die für sie zurückgelegt. In der Hand hält sie außerdem einen Schlüsselbund, an dem ein Ball befestigt ist, der wie ein Golf- oder Hockeyball aussieht.
Ich denke immer um die Weihnachtszeit, es wird ruhiger, aber das wird es nie. Jetzt ist wieder der Weihnachtsbasar in der Gemeinde. Ich bin lange im Steglitzer Sportverein tätig gewesen - 50 Jahre lang. Ich habe auch Kinder trainiert und Hockey gespielt. Meine ganze Familie spielt Hockey. Ein super schöner Sport. Das ist einfach mein Traum – der Sport und die Kirche. Immer mit ganz vielen Menschen zusammen sein, das gefällt mir.
Ich bin hier in Zehlendorf aufgewachsen. Meine Zwillingsschwester wohnt zwei Straßen weiter. Sie hat auch Hockey gespielt und auch alles das gemacht hat, was ich gemacht habe. Wir streiten uns nie. Sie hat früher auch eine Kita geleitet, wir haben uns sehr viel austauschen können. Wir verstehen uns blind.
Ich wünsche mir für das nächste Jahr vor allem Frieden. Ich habe ein bisschen Sorge vor der Politik. Ich denke dann an meine eigenen Kinder und denke: Hoffentlich geht das gut!
Das Gespräch führte Anna Bordel, rbb|24