Berlin Berliner Singer-Songwriterin Kat Frankie über Harmonien und das Zuhören
Die australische Singer-Songwriterin Kat Frankie hat vor 20 Jahren in Berlin ihre Heimat gefunden. Seitdem ist sie eine feste Größe in der Berliner Musikszene. Mit ihrem neuen Projekt "BODIES" betritt sie Neuland. Im Interview eklärt sie, warum.
rbb: Kat Frankie, was fasziniert Sie an A-Cappella-Musik?
Kat Frankie: Bei A capella geht es um Stimmen und Stimmen sind körperlich. Es fühlt sich einfach gut an im Körper, es tut gut. Und wenn man mehrere Leute reinbringt, gibt es Harmonien. Das sind Klangwellen, die ineinander gehen. Es fühlt sich sehr gut an, zu singen und mit anderen Leuten zu singen. Für mich ist das eine Community.
Worauf muss man achten, wenn man zusammen singt?
Ich denke, manchmal ist es wichtiger zu hören als zu singen. Um Harmonien zu kreieren, muss man sehr, sehr gut zuhören. Es geht nicht nur darum, wie ich klinge, sondern was die anderen machen. Dann muss ich vielleicht kleine Änderungen machen, damit die Töne schöner miteinander spielen. Eine gute Sängerin muss auch eine sehr gute Zuhörerin sein.
Wie wichtig ist die menschliche Ebene beim A-cappella-Singen?
Die ist sehr wichtig. Wenn wir ohne Instrumente auf die Bühne gehen, bringen wir nur unsere Körper mit und deswegen müssen wir auch Vertrauen haben. Da ist es sehr wichtig, dass wir uns gut kennen. Wir verbringen auch sehr viel Zeit miteinander. Wir sind alle befreundet und wir treffen uns auch nicht nur für die Proben. Es ist eine wunderbare Gruppe von Frauen.
Wie haben Sie die anderen Sängerinnen gefunden?
Ein paar von ihnen waren schon in meiner Band als Background-Sängerinnen. Dann habe ich Freunde von Freunden gefragt und auf Instagram gesucht. Ich habe Sängerinnen gesucht und dann einfach gefragt, ob sie mit mir singen wollen.
Video: rbbKultur | 07.12.2024 | Lilli Klinger
Ist es ein anderes Gefühl gegenüber dem Publikum, wenn man auf der Bühne steht und A cappella singt?
Das erste Mal, als ich ohne Gitarre auf eine Bühne getreten bin, habe ich mich nackt und sehr verletzlich gefühlt. Aber es war auch befreiend. Das ist ziemlich spannend. Und wenn du als Kollektiv auf der Bühne stehst, dann fühlst du dich unschlagbar. Dann fühlst du dich super danach: Das haben wir geschafft, nur mit unseren Körpern. Die Reaktion vom Publikum ist auch sehr schön. Wir haben nichts dabei, wir benutzen nur unsere Stimme. Die Emotionen haben keinen Filter dazwischen.
Wie blicken Sie auf die Lage für Künstler:innen und Musikeri:nnen in Berlin?
Ich bin sehr glücklich, dass ich seit 20 Jahren hier bin. Mitte der Nuller Jahre bin ich hierhergekommen. Da hat die Stadt angefangen, die besetzten Häuser zu verkaufen. Viele Klubs und unabhängige Veranstaltungsorte haben geschlossen. Dann kam das Geld in die Stadt. Google ist hierhergekommen und alles wurde teurer. Es ist schwieriger geworden und das sehe ich auch in der Musik. Vielleicht ist es nur meine Erfahrung, aber ich finde, dass die Musik, die hier gemacht wird, nicht mehr so viel Lebensfreude versprüht.
Sie sagten einmal, dass Sie sich bei Ihrer Musik auch immer die Frage stellen, was die Bedeutung und Macht von Kunst sein kann. Welche Antworten haben Sie bei diesem Projekt auf die Frage gefunden?
Ich glaube, Kunst ist ein Mechanismus zur Bewältigung des Lebens. Ich habe viel über Protestbewegungen nachgedacht. Lieder allein können nicht unbedingt Veränderung bewirken, aber ich glaube, dass sie dazu da sind, bestimmte soziale Gruppen und Aktivisten zu unterstützen. Manchmal kann Musik also der Soundtrack für soziale Bewegungen sein. Ich hoffe, dass das Projekt "BODIES" eine Aussage darüber trifft, wie man als Kollektiv zusammenkommt, aber auch wie man man selbst ist [letzte Antwort aus dem Englischen übersetzt, Anm. d. Red.].
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Lilli Klinger für rbbKultur. Das Interview würde für die Online-Fassung gekürzt und redigiert.
frankie-bodies
Sendung: rbbKultur, 07.12.2024, 18:30 Uhr