Paul Drux (re.) im Austausch mit Füchse-Trainer Jaron Siewert (Quelle: IMAGO / Eibner)

Berlin Handballer Paul Drux über vorzeitiges Karriere-Ende: "Es tut extrem weh"

Stand: 09.12.2024 19:35 Uhr

Eine Knieverletzung zwang den Handballspieler Paul Drux im Oktober 2024 zum vorzeitigen Karriereende. Mit gerade einmal 29 Jahren. Zwei Monate später hat sich sein Leben gehörig geändert. Die Füchse Berlin aber spielen immer noch eine große Rolle.

rbb: Paul Drux, beim Spiel der Füchse Berlin gegen Magdeburg haben Sie am Sonntag in der Max-Schmeling-Halle wieder auf der Tribüne gesessen. Haben Sie sich schon daran gewöhnt oder ist es immer noch ungewohnt, die ehemaligen Kollegen auf der Platte zu sehen?
 
Paul Drux: Man gewöhnt sich sicherlich daran. Bei einem Spiel wie gegen Magdeburg ist man aber etwas angespannter, wenn man zur Halle fährt, weil man weiß, wie wichtig dieses Spiel ist. Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Es macht Spaß, die Jungs zu sehen und zu beobachten, wie sich die Mannschaft entwickelt. Auf der anderen Seite tut es weh, weil man gerne mitmachen würde.
 
Können Sie beschreiben, was seit Oktober passiert ist?
 
Vor allem in den ersten anderthalb Wochen ist viel passiert. Ich habe die Diagnose bekommen und die Entscheidung [meine Karriere zu beenden; Anm. d. Red.] stand relativ schnell fest. Dann bin ich glücklicherweise zum zweiten Mal Papa geworden — und habe mich in der Woche drauf operieren lassen. Jedes dieser drei Ereignisse, die in diesen zwei Wochen passiert sind, hätte schon für sich ausgereicht, um den Monat perfekt zu machen. Es war ein Wechselbad der Gefühle. Die Geburt meiner zweiten Tochter hat vieles in den Hintergrund rücken lassen, der Alltag hat einen aber schnell wieder. So langsam realisiert man das und es tut extrem weh.

Paul Drux bei einem Länderspiel der deutschen Auswahl (Bild: IMAGO/Philipp Szyza)
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Wie ist seitdem die Reha verlaufen?
 
Ich durfte mich sechs Wochen lang nur auf Krücken fortbewegen und so gut wie gar nicht auftreten, seit anderthalb Wochen bin ich jetzt ohne Krücken unterwegs. Ich bin froh, dass dieser Schritt gemacht ist und das normale Gehen gut funktioniert. Aktuell befinde ich mich in dem Prozess, wieder Krafttraining zu machen und Beweglichkeit zu bekommen.
 
Ist es so, dass Ärzte Ihnen sagen, dass Sie in Zukunft ein schmerzfreies Leben führen können – ohne Leistungssport?
 
Ja, zumindest sollte es der Plan sein, dass man ganz normalen Bewegungssport machen und sich im Alltag relativ problemfrei bewegen kann. Durch den jahrelangen Leistungssport wird man sicherlich das eine oder andere Zwicken schneller haben.
 
Wie stellen Sie sich Ihr Leben nach der Handballerkarriere vor?
 
Ich hatte zwar Zeit zu überlegen, aber irgendwie auch doch noch nicht so richtig. Durch die zwei Kinder bin ich viel eingespannt. Ich muss erstmal die Ruhe und den Abstand finden, zu erörtern, wo die Reise hingehen soll. Ich bin froh, dass der Jahreswechsel kommt — da kann man einen Cut machen und gestärkt ins neue Jahr starten.

Bob Hanning hat uns gegenüber in den höchsten Tönen von Ihnen geschwärmt. Er sagte, dass er es sich sehr gut vorstellen kann, dass Sie sein Nachfolger bei den Füchsen werden. Was sagen Sie dazu?
 
Erstmal ist das ja noch ein paar Jahre hin. Der zeitliche Horizont, der mein Plan war, hat sich deutlich verändert. Ich bin mir sicher, dass ich noch einiges zu lernen habe. Grundsätzlich ist das aber eine superspannende Aufgabe und es macht mich stolz, dass mir das zugetraut wird. Es geht darum, zu schauen, wie man da am besten hinkommt. Wie man lernt, was man bisher noch nicht lernen konnte — gerade auch Fähigkeiten, die über das Sportliche hinausgehen.
 
Sie haben in der Vergangenheit ja auch schon ein Wirtschaftsstudium an einer Fern-Uni begonnen.
 
Ich bin gerade dabei, meine Bachelorarbeit zu schreiben. Mir war immer klar, dass ich neben dem Sport etwas machen möchte: sowohl für eine Situation wie sie jetzt eingetreten ist als auch als Ausgleich neben dem Sport, um etwas für seinen Kopf zu machen.
 
Die Füchse sind seit Jahren Ihr sportliches Zuhause. Welche Rolle spielt dieser Verein in Ihrer aktuellen Situation?
 
Eine ganz große. Ich habe dem Verein viel zu verdanken, habe hier super viele Erfahrungen sammeln dürfen. Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Ich habe hier meine Frau kennengelernt und eine Familie gegründet. Ich kann Berlin mein Zuhause nennen. Ich bin hier total gerne — und der Verein wird immer einen großen Platz in meinem Herzen haben.

Füchse-Trainer Jaron Siewert. Bild: picture alliance/dpa | Andreas Gora
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Würden Sie Ihre weitere Karriere, abseits des Spielfeldes, also am liebsten bei den Füchsen vorantreiben?
 
Auf jeden Fall. Man muss sicherlich gucken, inwieweit das umsetzbar ist und passt. Es gehören ja zwei Seiten dazu. Und ich muss wie gesagt noch Fähigkeiten entwickeln, die über das Sportliche hinausgehen.
 
Wie intensiv ist der Austausch mit Bob Hanning? Quatschen Sie jede Woche mit ihm oder lässt er Sie in Ruhe?
 
(Lacht) Wir sehen uns zum Glück regelmäßig. Ich komme, wie am vergangenen Samstag, auch mal vorbei — dann trinken wir einen Kaffee zusammen. Nach dem Jahreswechsel werden wir sicher konkreter in die Planung gehen. An Erfahrungen und Fähigkeiten, die ich mir von ihm abschauen kann, mangelt es nicht.

Vielen Dank für das Gespräch!
 
Das Interview führte Tabea Kunze, rbb Sport.

Sendung: DER TAG in Berlin & Brandenburg, 09.12.2024, 18 Uhr