Grafik:Eine Person hält eine Zeitung in der hand.(Quelle:rbb)

Berlin Hausverwalter in Berlin-Britz: "Die Leute kiffen sich die Birne weg und jetzt dürfen sie das auch"

Stand: 21.12.2024 18:16 Uhr

Die meisten Berliner wohnen außerhalb des Rings. Zwei rbb|24-Reporter sprechen dort Leute am Späti an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Hausverwalter, der gegen das Heizungsgesetz und die Freigabe von Cannabis ist.

rbb|24 will mit den Gesprächsprotokollen, die "Am Späti" entstanden sind, Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben die Meinungen der Gesprächspartner wieder.

Ich wohne seit fast 30 Jahren hier im Kiez. Es ist in den letzten Jahrzehnten immer dreckiger geworden und der Umgangston ist ruppiger als noch vor einigen Jahren. Ich komme gut klar, aber ich kenne viele, die gerne wegziehen würden, wenn sie was anderes hätten. Ich arbeite auch in der Gegend als Hausverwalter.
 
In diesem Jahr hätte alles noch viel schlimmer kommen können, sag ich mal, privat, aber auch politisch. Obwohl es viel schlimmer als rot-grün in der Politik eigentlich gar nicht werden kann. Die Liberalen lassen wir mal außen vor. Die Politik ist aber gerade nicht verlässlich.
 
Das Heizungsgesetz ist Bullshit und wird nicht funktionieren. Wir haben nicht genug Fernwärme für alle und die ist nicht emissionsneutral. Noch nicht mal fast. Wir haben auch nicht genug Strom dafür. Die ganze Nummer wird hoffentlich richtig krachend an die Wand fahren. Ich kann nicht Atomkraftwerke abstellen und entscheiden, wir machen alles mit emissionsfreier Energie und dann haben wir gar nicht genug Strom dafür. Das ist einfach völliger Blödsinn.

Jetzt lässt er sich über Details des Heizungsgesetzes aus und wieso das in seinen Augen nicht funktionieren wird.
 
Britz ist schon nochmal was anderes als Nord-Neukölln innerhalb des Rings. Hier ist es ein bisschen offener und grüner. Ich gucke auf einen grünen Hof. Zum Beispiel an die Karl-Marx-Straße würde ich nicht ziehen. Vorne Lärm, hinten Dreck und sechs Meter hinter dem einen Fenster, die nächste Wand.
 
Es ist nicht unbedingt witzig hier mit der Migration. Da bin ich völlig ehrlich. Mit den Ukrainern haben wir kein Problem, auch wenn die in der Menge nicht hierhergehören, meiner Meinung nach. Aber vorher sind auch schon viele Menschen gekommen, die einfach nicht in unsere Gesellschaft gehören. Und auch gar nicht hierher gehören wollen. Die gibt es sehr viel in Neukölln, aber auch in anderen Bezirken. Ich nenne mal zum Beispiel Clans. Ich kenne einige von denen und ich denke, das Leben hier wäre geordneter, wenn die nicht hier wären, zumindest viele von ihnen nicht.

Ich habe mit denen in Neukölln zu tun. Ich gehe ja mit offenen Augen durch die Gegend und ich weiß, wer welche Läden betreibt. Nicht nur hier, auch weiter drin in Neukölln und in Tempelhof, ich kenne mich schon ein bisschen aus. Ich wohne schon immer in Berlin und gehe jetzt hart auf die 60 zu. Da kennen Sie sich schon ein bisschen aus und wissen auch was läuft.
 
Er schaut sich über die Schulter, nickt mit dem Kopf vage in Richtung einer Straßenecke. Was läuft denn so?
 
Ich rede mit vielen Leuten, ich bin ja nicht ganz schüchtern. Für mich ist das die Kapitulation vom Staat unter dem Mantel des Rassismus. Es kann nicht sein, dass irgendwelche Läden nicht durchsucht werden dürfen, weil irgendeine Senatorin oder Stadträtin sagt: Nein, das geht nicht, da wart ihr ja grade erst, das ist rassistisch, den erneut zu durchsuchen. Und das, obwohl beim ersten Mal etwas gefunden wurde. Das haben mir die Polizisten gesagt, die bei der Durchsuchung dabei waren. Das Problem wird auch mit Herrn Wegner nicht besser, denn der kann ja nicht alleine handeln.

Tropfen fallen von einem Balkonsims über uns auf seine Zeitung. Er geht einen Schritt zurück. Eigentlich will er los, sagt er, eine Sache sei da aber noch.
 
Ich bin an sich völlig schmerzfrei bei Leuten, die kiffen. In jedem Haus, durch das ich seit Jahzehnten gehe, ist irgendeine Wohnung dabei, bei der man riecht, dass dort gekifft wird. Aber was sich jetzt entwickelt, ist, dass ich auf der Straße von einer Wolke in die andere laufe. Ich halte die Freigabe nicht für richtig. Das wird uns noch tierisch auf die Füße fallen. Die Leute kiffen sich die Birne weg und jetzt dürfen sie das auch. Auf die Dauer werden wir merken, dass viel mehr Menschen nicht mehr arbeitsfähig sind. Weil die irgendeinen Scheiß kiffen und einfach krank werden. Die Leute, die ich kannte, die in den 80er Jahren viel gekifft haben, sind heute tot oder in der Klapse.

Er wendet sich zum Gehen, dreht sich aber nochmal um und kommt einen Schritt zurück. Da ist doch noch etwas.
 
Ich bin kein Freund des rbb. Und das hat gar nichts mit gendergerechter Sprache zu tun, die idiotisch ist in Berichten. Damit meine ich nicht "Hörerinnen und Hörer", das nehme ich noch gern mit. Aber alles darüber hinaus ist Erziehung. Damit beziehe ich mich auf das Radio. Die Abendschau geht noch. Die gucke ich aber kaum noch. Manchmal bei meiner Schwiegermutter und dann finde ich es auch noch ganz erträglich. Aber Inforadio ist eine Geschichte, da kriege ich zum Teil echt Anfälle. Das erfüllt für mich nicht mehr den Rundfunkauftrag. Jetzt muss ich aber los zu meiner Frau Mutter, die hat nämlich heute nicht die richtige Zeitung bekommen, sondern den Tagesspiegel und da sind nicht die richtigen Rätsel drin.
 
Und dann geht er wirklich.

Das Gespräch führte Anna Bordel, rbb|24