Berlin Union Berlin gibt nach 2:0-Führung Spiel in Stuttgart noch aus der Hand
Nach fünf Bundesliga-Spielen ohne Sieg schien alles nach einem Befreiungsschlag auszusehen für den 1. FC Union Berlin in Stuttgart. Doch dann schlug die große Stunde des Nick Woltemade.
- Sechstes Bundesligaspiel ohne Sieg für Union
- Union-Trainer Bo Svensson gegen Stuttgart weiter ohne Sieg
- Überragende Aktionen des eingewechselten Nick Woltemade bringen Stuttgart nach Berliner Führung zurück
Zum Auftakt des 13. Spieltags in der Fußball-Bundesliga hat der 1. FC Union Berlin beim VfB Stuttgart mit 2:3 (1:0) verloren. Für die Mannschaft von Trainer Bo Svensson trafen Danilho Doekhi (37. Minute) und Robert Skov (48.). Nach nun sechs Bundesliga-Spielen ohne Sieg verbleiben die Berliner vorläufig mit 16 Punkten auf Rang elf.
Der Spielverlauf
Wer es sich die ersten 37 Minuten dieser Partie zur Aufgabe gemacht hatte, die Torchancen zu zählen, hatte leichtes Spiel: Es gab keine. Dabei war es ein durchaus temporeiches Spiel mit Gästen aus Berlin, die mit viel Lauffreude und Zweikampflust überzeugten. Und dann mit der ersten Möglichkeit der Begegnung in Führung gingen. Nach Einwurf von der linken Seite gelang Andras Schäfer ein guter Lauf in die Tiefe und eine noch bessere Flanke ins Zentrum, wo Danilho Doekhi erstaunlich frei stand und zum 1:0 einköpfte (37.).
Die zweite Halbzeit dann zeigte ein gänzlich verändertes Bild. Temporeich war das Spiel noch immer, doch nun hagelte es förmlich Torchancen. Und in der Folge auch Tore. Den Anfang machte Robert Skov für Union, dessen Flankenversuch keinen Mitspieler, dafür aber den Weg ins Tor (48.) fand. Dann betrat Nick Woltemade die Bühne, traf doppelt (51., 59.). Zunächst mit Kraft, dann mit viel Ruhe und beide Mal äußerst sehenswert.
Zehn Minuten später war das Spiel gänzlich gedreht. Nach einem katastrophalen Fehlpass von Union-Keeper Frederik Rönnow in die Füße von Stuttgarts Atakan Karazor hatte dieser wenig Mühe, um aus zehn Metern und allein vor Rönnow zum 3:2 einzuschieben (69.). Weitere zwei Minuten später hatte der eingewechselte Jordan die große Chance, für Union auf 3:3 zu stellen. Sein abgefälschter Versuch aus der Drehung (71.) traf jedoch nur die Latte. Es war die letzte Möglichkeit für die Berliner, denen zunehmend die Kräfte ausgingen.
Union-Trainer Bo Svensson während der Partie in Stuttgart.
Spieler des Tages
Würde die alte Fußball-Weisheit besagen, dass der Ball rund ist und ein Spiel 50 Minuten dauert, wäre es Unions Robert Skov gewesen, der den nachhaltigsten Eindruck alle Aktiven hinterlassen hätte. Der Linksfuß interpretierte die Rolle als Rechtsverteidiger herausragend — nicht nur wegen seines mehr oder minder gewollten Treffers. Skov schob an, rückte geschickt ein und zeigte sich gegen seinen direkten Gegenspieler Chris Führich, immerhin deutscher Nationalspieler, defensiv erstaunlich stabil. Und trotzdem muss die Ehrung für den Spieler des Tages an Doppeltorschützen Nick Woltemade gehen.
Der sich beim 1:2 nach schöner Kombination mit Sturmpartner Ermedin Demirovic fast schon als Zimmermann betätigte, so sehr er den Ball letztlich in den Winkelte hämmerte. Nur um beim 2:2 die ganz eine Klinge zu zücken. Ballannahme, Ballmitnahme allein waren schon angetan, Kunst-Seminare darüber abzuhalten. Und dann streichelte dieser 1,98-Mann den Ball anschließend auch noch an Union-Keeper Frederik Rönnow vorbei, dass man gar nicht anders konnte, als seinen Kinnladen zu suchen.
Was war denn da los?
Es war ein fantastisches Spiel vor fantastischer Kulisse mit fantastisch vielen Geschichten, die es lohnen würde, zu erzählen. Nebel, Karten-Hagel und mit Bo Svensson ein Union-Trainer, der auch im siebten Spiel gegen den VfB Stuttgart nicht gewinnen konnte und direkt nach dem 2:0 für seine Mannschaft so eine Ahnung zu haben schien, da er scherzhaft eine Geste machte, die den sofortigen Abpfiff einforderte.
Doch am Ende muss leider vor allem erzählt werden, dass es trotz dieses eigentlich fantastischen Abends schlagartig sehr still wurde im Stuttgarter Stadion mit seinen knapp 60.000 Zuschauern. Nachdem ein Union-Anhänger im Gästeblock kollabiert war und Rettungskräfte zu Reanimationsmaßnahmen greifen mussten, stellten beide Fanlager den Support ein. Vollkommen verständlich. Auch wenn das Spiel dadurch sichtbar einen Knacks erhielt.
Zählbares
- Trotz Niederlage: Mit zwei Toren zeigte sich Unions Offensive so treffsicher wie in den sechs vorigen Pflichtspielen zusammen.
- 14 Torschüsse für Union zu sieben Torschüsse für Stuttgart zeigen: Es war mehr drin!
- Mit 2,03 xG zu 1,47 xG lag Stuttgart bei den statistisch erwarteten Toren vorn. Allerdings zählt dabei allein der komplett durch Union-Keeper Rönnow begünstigte Treffer durch Karazor zum 3:2 mit 0,54 xG
Sendung: rbb24, 6.12.2024, 22 Uhr