Berlin Umwelt-Aktivisten protestieren gegen Konferenz der Gas-Branche in Berlin
Vier Tage lang treffen sich führende Vertreter der internationalen Gas-Branche im Berliner Luxushotel Adlon. Umweltaktivisten machen dagegen mobil: Sie sprechen von der Flüssiggas-Technologie als "Klimakiller".
Eine internationale Wirtschaftskonferenz zum Thema Flüssiggas in Berlin hat am Montag von Protesten begleitet begonnen.
Am Vormittag standen Mitglieder der Gruppe "Letzte Generation" mit Transparenten vor dem Luxushotel Adlon in Berlin-Mitte, wo die Konferenz stattfindet. Sie versuchten, sich hinzusetzen, wurden aber von Polizisten auf den Gehweg getragen.
Zuvor hatten Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace am Morgen den Schriftzug "Sauberes Gas ist eine dreckige Lüge" auf die Fassade des Hotels projiziert.
Mehrere Umweltverbände, darunter Amnesty International und "Fridays for Future", haben anlässlich der Konferenz zahlreiche Protestaktionen angekündigt. Aber auch Klimaschutzgruppen, die auf illegale Widerstandsaktionen setzen wie "Ende Gelände" und "Extinction Rebellion" planen demnach Aktionen. Am Dienstagnachmittag soll es eine Demonstration vor dem Hotel geben.
Kritik an "gezielter Desinformation" - Gas sei "Klimakiller"
Die Aktivisten kritisieren: "Multinationale Konzerne nutzen bei diesem Gasgipfel gezielte Desinformation und Lobbyismus, um fossiles Gas als sogenannte "Brückentechnologie" zu erneuerbaren Energien zu etablieren." Dabei sei Gas, wenn der Förderprozess einbezogen werde, umweltschädlicher als Kohle.
Die Sprecherin der Klimabewegung "Fridays for Future", Carla Reemtsma, sagte bei einer Pressekonferenz am Montagvormittag, es sei eine absurde politische Entscheidung, die Gasinfrastruktur in Zeiten der Klimakrise auszubauen. Zudem mache man sich nach dem Ende der russischen Erdgaslieferung erneut von Autokraten abhängig.
Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz bei der Deutschen Umwelthilfe, ergänzte, Gas sei ein "Klimakiller" und es handle sich um "hoch spekulative Geschäfte, die Kriege erneut anfachen könnten". Man sehe derzeit, dass die Auslastung auf Rügen seit Inbetriebnahme des LNG-Terminals dort auf unter zehn Prozent geschrumpft sei, nun aber Verstöße gegen die Umweltauflagen zunähmen.
Konferenz erstmals in Deutschland
Deutschland importiert Flüssigerdgas vorwiegend aus den USA, das mithilfe von umweltbelastendem Fracking gewonnen wird, sowie aus Nord- und Westafrika und dem Nahen Osten. Eine Studie der US-amerikanischen Cornell University kam Anfang des Jahres zu dem Ergebnis, dass LNG klimaschädlicher ist als Kohle, wenn die Transport- und Förderungsbedingungen mitgerechnet werden.
Der "World LNG Summit" ist eine internationale Konferenz, auf der sich führende Akteure der Gas-Branche treffen. Sie findet erstmals in Deutschland von Montag bis Donnerstag statt. Rund 750 Chefs und Lobbyisten aus 50 Ländern kommen laut Veranstaltern dort zusammen. Der Ticketpreis liegt bei rund 4.000 Euro. Auch Vertreter der Bundesregierung werden erwartet.
Sendung: Radio 3, 09.12.2024, 17:10 Uhr