Teilnehmer einer Demonstration der rechtsextremistischen Kleinstpartei III. Weg haben sich am 29.03.2025 auf dem Berliner Alice-Salomon-Platz versammelt. (Quelle: dpa-Bildfunk/Joerg Carstensen)
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Berlin Polizisten und Journalisten bei rechtsextremer Demo in Berlin angegriffen - mehrere Festnahmen

Stand: 30.03.2025 19:14 Uhr

Nach einer rechtsextremen Demo in Marzahn-Hellersdorf sind mehrere Menschen festgenommen worden. Am U-Bahnhof Hellersdorf war es zu Angriffen auf Medienvertreter und Polizisten gekommen.

  • Versammlung von 250 Anhängern der rechtsextremen Partei "III. Weg" in Hellersdorf
  • begleitet von ähnlich vielen Gegendemonstranten und umfangreicher Polizeipräsenz
  • nach Angriffen auf Polizei und Medienvertreter sowie Hitlergrüßen wurden mehrere Tatverdächtige festgenommen

Eine rechtsextreme Demonstration hat in Marzahn-Hellersdorf zu einem größeren Polizeieinsatz geführt. Rund 250 Menschen aus der rechtsextremen Szene zogen laut Polizei am Samstagnachmittag durch Hellersdorf, darunter vor allem Unterstützer der rechtsextremen Partei "III. Weg". Es kam dabei auch zu Gewaltvorfällen.
 
Laut Polizei haben nach der rechtsextreme Demonstration mehrere Teilnehmer Medienvertreter und Polizisten angegriffen. Wie ein Sprecher sagte, sei zunächst beobachtet worden, wie Pressevertreter angegriffen wurden. Als Tatverdächtige am U-Bahnhof Hellersdorf festgenommen werden sollten, seien dann auch Einsatzkräfte aus größeren Gruppen heraus getreten, geschlagen und mit Flaschen beworfen worden. Zwei Polizisten wurden demnach dabei leicht verletzt.
 
Insgesamt kam es im Zusammenhang mit der Versammlung des rechtsextremen Spektrums zu drei Angriffen auf drei Medienvertretende sowie zu einer Beleidigung eines weiteren Pressevertreters. In allen vier Fällen konnten die Tatverdächtigen festgenommen und Strafermittlungsverfahren eingeleitet werden, erklärte die Polizei.
 
Die Demo-Teilnehmer des rechtsextremen Aufzugs bestiegen gegen 17:25 Uhr die U-Bahn in Richtung Hönow. "Da die Eingestiegenen nun die Begleitkräfte der Polizei hartnäckig daran hinderten, ebenfalls in die Waggons einzusteigen, musste wiederholt gezielter unmittelbarer Zwang in Form von Schieben, Faustschlägen und Tritten angewendet werden", erklärte die Polizei weiter am Sonntag.

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Teilnehmer aus Dänemark und Frankreich zeigten Hitlergruß

Insgesamt rund 30 Menschen wurden rund um die Demo vorläufig festgenommen, ein Teil von ihnen am U-Bahnof Hönow, wo sie nach den Angriffen wiedererkannt worden seien. Gegen sie werde nun wegen Landfriedensbruchs sowie Widerstands und Angriffs gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt.
 
Acht Demonstranten aus Dänemark und Frankreich wurden wegen des Hitlergrußes kontrolliert und vorläufig festgenommen. Weitere vorläufige Festnahmen habe es wegen ähnlicher verbotener Symbole und Widerstandes gegeben. Auch bei den Gegendemonstranten aus linken Initiativen seien Verstöße festgestellt worden, so die Polizei.
 
Aus dem gesamten Bundesgebiet sowie Skandinavien und anderen europäischen Ländern seien "relevante Szene-Personen" angereist, hatte die Polizei zuvor mitgeteilt. Die Demonstration begann am Alice-Salomon-Platz und sollte dort auch enden, wie aus Polizeiangaben hervorging. Die Veranstalter hatten demnach 70 Teilnehmer angemeldet. Es kamen aber deutlich mehr.
 
Zeitgleich waren mehrere Gegenproteste auf der Marschroute angemeldet. Beide Lager waren etwa gleich groß, die Polizei habe sie auf dem Platz an der Alice-Salomon-Hochschule getrennt, sagte ein Polizeiprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Teilnehmer einer Demonstration der rechtsextremistischen Kleinstpartei III. Weg marschieren am 29.03.2025 durch Hellersdorf, während im Hintergrund vereinzelt Gegenproteste stattfinden. (Quelle: dpa-Bildfunk/Jörg Carstensen)

In Marzahn Hellerdorf protestieren Gegendemonstranten gegen die rechtsextreme Partei "III. Weg".

Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf wies in einer Pressemitteilung vorab auf den Gegenprotest des Bündnisses für Demokratie und Toleranz hin. Bezirksbürgermeisterin Nadja Zivkovic (CDU) kündigte an, sie werde als Schirmherrin des Bündnisses und als Bürgermeisterin bei der Demonstration "Wir sind laut" vor Ort sein. "Wir werden gemeinsam ein klares Zeichen setzen, dass Fremdenhass und Intoleranz keinen Platz in unserem Bezirk und in unserer Gesellschaft haben", so Zivkovic.
 
Die Polizei war am Samstag in ganz Berlin mit 1.000 Personen im Einsatz, allerdings auch bei Demonstrationen im Rahmen des Al-Kuds-Tags sowie des Hertha-Spiels im Olympiastadion gegen Karlsruhe. Im Verlauf des Tages konzentrierte sich die Polizei vermehrt auf das Geschehen in Marzahn-Hellersdorf.

Rechtsextreme Kleinpartei seit 2015 in Berlin

Der Grund für die Demonstration soll der zehnte Jahrestag der Gründung der Berliner Parteigliederung des "III. Wegs" sein. Sie habe sich am 29. März 2015 in Hönow gegründet, so das Bündnis für Demokratie und Toleranz.
 
Der "III. Weg" ist laut der Bundeszentrale für politische Bildung eine seit 2013 bestehende rechtsextreme Kleinpartei. Sie habe ein stark neonazistisches Profil und verstehe sich als radikale Alternative zur Partei "Die Heimat" (früher NPD). Seit einigen Jahren tritt die Partei vermehrt im Osten Berlins auf.
 
Bereits am vergangenen Wochenende wollten Neonazis in Berlin-Friedrichshain aufmarschieren, wurden aber von Gegendemonstranten daran gehindert.

Sendung: rbb24 Abendschau, 29.03.2025, 19:30 Uhr