Berlin Brandenburg Ostprignitz-Ruppin: Berlinchen gehen die Ortseingangsschilder aus
Im Dörfchen Berlinchen bei Wittstock/Dosse ist der Frust groß. Seit Jahren werden dort immer wieder die Ortseingangsschilder gestohlen - aktuell fehlen zwei. Ein Berliner Werbevideo brachte nun neue Aufmerksamkeit.
Seit Jahren werden in Berlinchen (Ostprignitz-Ruppin) im Norden Brandenburgs immer wieder die Ortseingangsschilder gestohlen. Pro Jahr würden bis zu vier Stück entwendet, sagte Jean Dibbert, der Stadtsprecher des zehn Kilometer entfernten Wittstock/Dosse dem rbb auf Nachfrage.
Die Anwohnerinnen und Anwohner befürchten, dass es nun noch mehr werden, denn ein fiktiver Berliner Werbefilm [berlin.de] brachte neue Aufmerksamkeit für das Dörfchen.
Werbevideo kam nicht gut an im Dorf
Das 15-minütige Werbevideo ist Teil einer neuen, bundesweiten Imagekampagne für Berlin. Darin versuchen zwei Hipster namens Luise und Jannick, typische Berliner Elemente in das kleine Berlinchen zu verpflanzen.
Berlinchen ist ein kleiner Ortsteil der Stadt Wittstock/Dosse mit etwa 190 Einwohnern und nur vier Straßen - es gibt keinen Supermarkt, keinen Fleischer, keinen Bäcker, keine Kneipe und natürlich auch keinen Späti. Luise und Jannick wollen dort, 135 Kilometer von Berlin entfernt, ein "Zwerghain" - Club und Kita in einem - errichten, angelehnt an den Berliner Nachtclub Berghain. Zudem wollen sie Gemüsedöner in Berlinchen verkaufen.
Das Werbevideo ist bei den Berlinchenern nicht sonderlich gut angekommen. Es sei "katastrophal", sagte der Ortswehrführer der Freiwilligen Feuerwehr im Gespräch mit dem rbb. "Es ist fernab der Realität", ergänzte seine Frau. Der Film sei ein Anti-Werbefilm für Berlinchen.
Schilder haben Anziehungskraft
Der Diebstahl von Schildern wird mit Geld- bis hin zu Haftstrafen geahndet. Das schreckt aber offenbar nicht ab. "Vier Schrauben, zehn Minuten Angst und dann sind sie weg", stellte der Ortswehrführer fest. Das Klauen sei denkbar einfach. "Man sieht oft, dass die Schilder fotografiert werden", berichtete ein anderer Anwohner. Das Schild habe eine gewisse Anziehungskraft. Er schlug daraufhin vor, Ortseingangsschilder als Souvenir zu verkaufen. So könne womöglich das Klauen eingeschränkt werden.
Stadtsprecher Dibbert sieht, dass durch den Film "die Bekanntheitsgrad von Berlinchen noch einmal gestiegen ist". Er glaubt aber nicht, dass das Video Diebe animiert: "Den Film jetzt mit dem Verlust von Ortsschildern in Verbindung zu bringen, halten wir für ein bisschen weit hergeholt." Dennoch sei reagiert worden: Der Bauhof habe sich mit der Thematik auseinandergesetzt, wolle die Schilder künftig besser befestigen. So will die Stadt entgegenwirken. "Einen Schutz gegen Diebstahl gibt es letztlich aber nie", so Dibbert.
Zweiter Teil des Werbefilms erscheint 2025
Das Phänomen ist in Wittstock und seinen Ortsteilen nicht neu: Schon 2023 hatte sich die Zahl der Diebstähle von Verkehrsschildern im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht. Am meisten werde Berlinchen gestohlen - vor Schweinrich, so Dibbert. Die Neuanschaffung des jeweiligen Schildes koste 60 Euro rechnete der Stadtsprecher vor. Hinzukämen noch die Arbeitskosten.
In Berlinchen werden die geklauten Ortsschilder aber teilweise gar nicht mehr aufgestellt, auch aktuell fehlen zwei. Und im kommenden Jahr droht eine neue Welle der Bekanntheit - dann wird der zweite Teil des Berlin-Berlinchen-Werbefilms erscheinen.
Mit Material von Britta Streiter/Antenne Brandenburg
Sendung: Antenne Brandenburg, 13.12.2024, 17 Uhr