
Berlin Protest in Berlin: Hunderte fordern Freilassung von Istanbuler Bürgermeister Imamoglu
Mehr als 1.000 Menschen haben am Sonntag in Berlin gegen die Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu demonstriert. Die Teilnehmenden forderten lautstark "ihre Demokratie zurück".
Aus Protest gegen die Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu sind in Berlin am Sonntag Hunderte Menschen auf die Straße gegangen. Die Polizei sprach nach ersten Schätzungen von 1.300 Teilnehmenden an einer Demonstration auf dem Breitscheidplatz.
Lautstark protestierten die Menschen gegen das Geschehen in der Türkei. Auf Plakaten stand unter anderem: "Gemeinsam für eine demokratische Türkei" oder "We want our democracy back" (Deutsch: "Wir wollen unsere Demokratie zurück"). Der Protestzug lief von der Gedächtniskirche in Richtung Adenauerplatz. Am Ende der Abschlusskundgebung wurden noch etwa 300 Teilnehmende gezählt.
Protest bereits am Tag der Festnahme
Zu der Kundgebung aufgerufen hatte erneut der CHP Bund in Berlin. Die CHP ist die größte türkische Oppositionspartei, zu der auch Imamoglu gehört. Bereits kurz nach der Festnahme Imamoglus am vergangenen Mittwoch hatten sich in Berlin nach dessen Aufruf schätzungsweise 200 Menschen vor dem Brandenburger Tor versammelt und protestiert.
In Berlin bilden Türkinnen und Türken zahlenmäßig die größte Gruppe von Staatsangehörigen aus dem Ausland. Stand 2024 leben hier allein 110.000 Meschen mit türkischer Staatsangehörigkeit. Darin enthalten sind noch keine Doppelstaatler.
Imamoglu war am Mittwoch wegen Terrorismus- und Korruptionsvorwürfen festgenommen worden. Am heutigen Sonntag wollte ihn die CHP als Präsidentschaftskandidat nominieren.

Erdogans politischer Rivale
Imamoglu gilt als aussichtsreichster Konkurrent von Präsident Recep Tayyip Erdogan für die nächsten Präsidentschaftswahlen. Die CHP wirft der Erdogan-Regierung vor, mit der Festnahme einen politischen Konkurrenten ausschalten zu wollen.
Die Anordnung der Untersuchungshaft erfolgte zunächst in Verbindung mit den Korruptionsermittlungen. Daneben wurden dem Oppositionspolitiker auch "Terror"-Vergehen zur Last gelegt. Das Büro İmamoğlus teilte mit, das Gericht habe die Anordnung im Kontext der Terrorermittlungen vorerst als nicht notwendig erachtet, weil bereits Untersuchungshaft angeordnet worden sei. In beiden Verfahren wird gegen 106 Personen ermittelt. Auch gegen Imamoglu Berater und viele andere wurde Untersuchungshaft angeordnet. Das türkische Innenministerium hat Imamoglu am Sonntag vorläufig seines Bürgermeisteramtes enthoben.
Imamoglu hat die Vorwürfe zurückgewiesen und sie als "unvorstellbare Beschuldigungen und Verleumdungen" bezeichnet. Er wolle sich nicht dem politischen Druck in der Türkei beugen, schrieb er jetzt auf dem Nachrichtendienst X: "Hand in Hand werden wir diesen Schlag, diesen schwarzen Fleck auf unserer Demokratie ausmerzen (...) Ich stehe aufrecht, ich werde mich nicht beugen."
Sendung: rbb24 Abendschau, 23.03.2025, 19:30 Uhr