Krankenhaus in Angermünde (Quelle: rbb)

Brandenburg Angermünde demonstriert gegen Umstrukturierung von Krankenhaus

Stand: 19.12.2024 16:52 Uhr

Die geplante Umstrukturierung des Krankenhauses in Angermünde sorgt für Proteste. Stadt und Gewerkschaften befürchten eine Verschlechterung der medizinischen Versorgung. Die Betreiber sprechen hingegen von einem tragfähigen Konzept.

In Angermünde geht der Streit über die Umwandlung des Krankenhauses weiter: Mehrere Gewerkschaften und die Stadt Angermünde haben am Donnerstag zu einer Großdemonstration ab 17 Uhr aufgerufen. Die Betreiber-Gesellschaft für Leben und Gesundheit (GLG) plant dort, bis 2029 die stationäre Innere Medizin in ambulante Leistungen umzuwandeln und die Lungenheilkunde in einer vierjährigen Phase nach Eberswalde (Barnim) zu überführen.
 
Das Krankenhaus in Angermünde soll nach Angaben der GLG zu einem Fachkrankenhaus für Psychiatrie umgewandelt werden. Die Einrichtung stand Ende November mit rund 1,8 Millionen Euro im Defizit.

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Bürgermeisterin kritisiert Vorhaben

"Gesundheit darf einfach nicht den wirtschaftlichen Interessen zum Opfer fallen. Wir haben eine gute verkehrliche Anbindung, einen Hubschrauberlandeplatz, und eine Innere Medizin sowie eine Notfallversorgung", sagte die Angermünder Bürgermeisterin Ute Erhardt (parteilos) dem rbb. Das sollte jeder Krankenhausstandort anbieten, so die Bürgermeisterin.
 
Die gesundheitliche Versorgung sei zudem ein wirtschaftlicher Standortfaktor. Die Pläne der GLG hätten Auswirkungen auf die Fachkräftesicherung für kleine und mittlere Unternehmen. Erhardt verlangt weitere Gespräche und einen runden Tisch zu den Plänen.

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Medizinisches Versorgungszentrum soll entstehen

Die GLG sprach in einem Schreiben an ihre Mitarbeiter von einer "Sanierungsphase" der Krankenhäuser in Angermünde und Prenzlau. Der Aufsichtsrat hatte am 10. Dezember den Wirtschaftsplänen zugestimmt. Neben der Schließung der vollstationären Inneren Medizin und ihrer Umwandlung in andere ambulante Versorgungsformen in Angermünde soll dort ein sogenanntes 24/7-Medizinisches Versorgungszentrum entstehen. Geplant seien unter anderem die Fachrichtungen Gastroenterologie, Onkologie und Pneumologie, teilte die GLG am Mittwoch mit.
 
Dabei handele es sich um ein "tragfähiges Konzept". Laut dem Bevollmächtigten der Geschäftsführung, Robert Schindler, kann man nicht von einer "Klinikschließung" sprechen, sondern von einer Umwandlung. Die GLG will nach eigenen Angaben die Maßnahmen ausarbeiten und Termine klar definieren. "Es ist uns ein großes Anliegen, diesen Prozess strukturiert und transparent zu gestalten", so die GLG. Betriebsbedingte Kündigungen schließt die Gesellschaft aus, außerdem wolle sie mit dem Betriebsrat zusammenarbeiten.

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Landkreise sind größte GLG-Gesellschafter

Die GLG ist nach eigenen Angaben der größte Arbeitgeber im Nordosten Brandenburgs. Größter Gesellschafter der GLG sind die Landkreise Barnim und Uckermark. Die Gewerkschaft Verdi fordert, dass die kommunalen Verantwortungsträger ihren Einfluss in der GLG geltend machen, "um die geplanten Schließungen zu stoppen". Verdi fordert von der neuen Brandenburger Regierung aus SPD und BSW finanzielle Unterstützung, um die Standorte mit ihrem bestehenden Leistungsangebot zu erhalten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.12.2024, 16:40 Uhr