Archivbild: Fertige Brücke in Brandenburg an der Havel, ohne Zufahrten. (Quelle: NDR/extra 3)

Brandenburg Bau-Posse in Brandenburg an der Havel: Eine Brücke im Niemandsland

Stand: 08.12.2024 08:23 Uhr

In Wust wurde eine Brücke über die RE1-Gleise gebaut. Sie kann aber nicht genutzt werden, weil die Straßenanschlüsse fehlen. Die sollen bis Herbst 2026 gebaut werden. Bis dahin bleibt der Bahnübergang ein Ärgernis. Von Philipp Rother

Wer aus Brandenburg an der Havel mit dem Auto über Groß Kreutz (Potsdam-Mittelmark) nach Potsdam fährt, nutzt die Bundesstraße 1. Die Fahrzeit beträgt rund eine Stunde. Es kann aber auch länger dauern - deutlich länger.
 
Wenn nämlich die Bahnschranken in Wust, einem Ortsteil von Brandenburg an der Havel, unten sind, ist mitunter viel Geduld nötig. Zwanzig bis dreißig Minuten Wartezeit seien schon öfter der Fall, berichtet ein wartender Autofahrer. "Es gibt Zeiten, da sind die Dinger von einer Stunde eine dreiviertel zu", konkretisiert ein anderer Mann in der Warteschlange.

Archivbild: Fertige Brücke in Brandenburg an der Havel, ohne Zufahrten. (Quelle: NDR/extra 3)

Die Brücke direkt neben dem Bahnübergang.

Brücke fertig, Zufahrten fehlen

Auf der Bahnstrecke verkehrt der RE1 - werktags zur Hauptverkehrszeit dreimal pro Stunde, ansonsten im 30-Minuten-Takt. Darüber hinaus sind zahlreiche Güterzüge unterwegs.
 
"Das verärgert einen - ist ja alles Lebenszeit", beschwert sich ein jüngerer Mann vor Ort. Das Unverständnis ist so groß, weil direkt neben dem Bahnübergang eine fertige Brücke, die über die Gleise führt, steht. Sie sollte den Autofahrenden das Warten ersparen. In Betrieb genommen wurde die Brücke bisher aber nicht. Es fehlen die Zufahrten. Daher steht die 65 Meter lange und 6,20 Meter breite Überführung aktuell auch im Niemandsland.
 
"Das ist ein Witz", sagt ein Autofahrer: "Man kann doch nicht eine Brücke bauen und vergessen, die Zufahrten auszuschreiben." Vergessen wurde es nicht, Brücke und Zufahrten muss sich der Landesbetrieb Straßenwesen (LS) allerdings einzeln genehmigen lassen.

Archivbild: Fertige Brücke in Brandenburg an der Havel, ohne Zufahrten. (Quelle: NDR/extra 3)

Die provisorische Rampe ins Nichts.

Genehmigung galt nur für die Brücke

Zunächst wurde nur die Genehmigung für die Brücke beantragt. Die wurde auch erteilt. "Diese Genehmigung bezog sich allein auf den geplanten Brückenbau, nicht auf die Straßenanschlüsse", bestätigte der Landesbetrieb auf Nachfrage. Im Frühjahr 2022 begannen dann die Bauarbeiten - in nur 18 Monaten entstand eine Brücke über die RE1-Gleise, seit Oktober 2023 ist sie fertig. Nur verbinden tut sie aktuell nichts, zumindest keine Straße.
 
Die B1 ist die Hauptverbindung zwischen Brandenburg an der Havel und Potsdam. Daher sei auch mehr als 20 Jahre um die Überführung gekämpft worden, berichtet Dirk Stieger (Freie Wähler) im Gespräch mit "extra 3" vom NDR [ardmediathek.de/video]. Nun steht die Brücke. Allerdings nur für sich. Immerhin eine halbfertige Auffahrt gibt es auch schon: "Die provisorische Rampe war erforderlich, um oben auf der Brücke die Asphaltarbeiten zu machen", sagt Stieger. Die Rampe selbst ist aber nicht asphaltiert worden.

Bau der Straßenanschlüsse ausgeschrieben

Im September ist nun der Bau der Straßenanschlüsse europaweit ausgeschrieben worden. Läuft alles nach Plan, werden die Arbeiten im März 2025 beginnen, teilte der Landesbetrieb Straßenwesen mit. Die Kosten für das gesamte Projekt, rund 17 Millionen Euro, trägt der Bund. Im Herbst 2026 soll alles fertig sein.
 
Bis dahin bleibt der Bahnübergang in Wust - wie in den vergangenen Jahrzehnten auch - ein Ärgernis.

Mit Material von extra 3/NDR [ardmediathek.de/video]