Archivbild: Vorstellung der Jahresstatistik zu rechter und rassistischer Gewalt. (Quelle: dpa/Christian Ditsch)

Brandenburg Brandenburg: Opferperspektive meldet mehr rechtsextreme Gewalt

Stand: 28.03.2025 16:33 Uhr

Die brandenburgische Beratungseinrichtung Opferperspektive hat 2024 insgesamt 273 rechtsextreme, rassistische und antisemitische Gewalttaten erfasst. Damit sei im Bundesland ein Höchststand seit Beginn des Monitorings 2002 verzeichnet worden, sagte Geschäftsführerin Judith Porath am Freitag bei der Vorstellung des Jahresberichts für 2024 in Potsdam.

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"Wir stehen an einer Eskalationsschwelle"

Porath sagte, diese Entwicklung setze sich seit 2023 nahtlos fort. Dazu trage vor allem ein durch die AfD polarisiertes politisches Klima bei.
 
2023 hatte die Opferperspektive 242, im Jahr davor 138 rechte und rassistische Gewalttaten registriert. 2023 und 2024 seien auch durch eine veränderte Erfassung von Bedrohungen und Nötigungen höhere Zahlen verzeichnet worden, hieß es. Ohne diese Anpassungen [opferperspektive.de] hätte die Gesamtzahl 2024 bei 202 Fällen gelegen.

Rechte Gewalt besonders in Potsdam, Cottbus und Oder-Spree stark

Porath sagte, eine Zunahme rechter Gewalt sei in Brandenburg flächendeckend festzustellen, darunter besonders stark in Potsdam, Cottbus und dem Landkreis Oder-Spree. Die Opferperspektive forderte Politik und Gesellschaft auf, entschieden zu handeln, "um diese gefährliche Entwicklung zu stoppen".
 
Im vergangenen Jahr seien mindestens 416 Menschen unmittelbar von den Gewalttaten betroffen gewesen, 26 mehr als 2023, hieß es.141 der erfassten Gewalttaten waren den Angaben zufolge Körperverletzungen, 116 Nötigungen und Bedrohungen. Das häufigste Tatmotiv für rechte Gewalt sei mit 130 erfassten Angriffen weiterhin Rassismus gewesen.

Zunehmende rechte Gewalt gegen politische Gegner

Beunruhigend sei, dass rechts motivierte Gewalttaten gegen Mädchen und Frauen erneut stark angestiegen seien, hieß es weiter. 2024 seien 121 weibliche Betroffene erfasst worden, 2023 waren es 82 Mädchen und Frauen, im Jahr davor 48 weibliche Betroffene.

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Besonders besorgniserregend sei zugleich die zunehmende rechte Gewalt gegen als politische Gegnerinnen und Gegner betrachtete Menschen, hieß es weiter. Solche Angriffe hätten im Vergleich zum Vorjahr um nahezu 75 Prozent auf insgesamt 66 Fälle zugenommen. Dies sei der bislang höchste Wert für dieses Tatmotiv. Die Angriffe hätten sich sowohl gegen politische Verantwortungsträgerinnen und -träger sowie Journalistinnen und Journalisten als auch gegen häufig junge Menschen gerichtet, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren.

Radikalisierung im Zusammenhang mit Wahlen

Besonders im Zusammenhang mit den Kommunal-, Europa- und Landtagswahlen 2024 sei eine deutliche Radikalisierung zu beobachten gewesen, betonte die Opferperspektive. Bedrohungen, Sachbeschädigungen und direkte Angriffe seien gezielt eingesetzt worden, um Angst zu verbreiten.
 
Insgesamt zeichne sich ab, dass sich in Brandenburg eine neue subkulturell geprägte rechte Jugendkultur mit hohem Gewaltpotenzial verfestige. Die Zunahme rechter Gewalt sei auch Ausdruck eines sich ausweitenden Dominanzanspruchs extrem rechter Personen, die keinen Widerspruch dulden. Dem müsse dringend entgegengewirkt werden.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 28.03.2025, 19:30 Uhr