Grafik: Autos stehen vor eine Tankstelle an den Zapfsäulen. (Quelle: rbb)

Brandenburg Leiter eines Paketdepots in Brandenburg: "Es gibt nicht viele Menschen, die sich das zutrauen"

Stand: 07.01.2025 18:27 Uhr

Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Mann, der ein Paketdepot leitet und es schwer hat, einen Stellvertreter zu finden.

rbb|24 will mit den Gesprächsprotokollen, die "An der Tanke" entstanden sind, Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben die Meinungen der Gesprächspartner wieder.

Ich wohne seit zwei Jahren in einem kleinen Dorf bei Trebbin. Es gefällt mir dort sehr gut, ich habe meine Ruhe. Vorher habe ich in Berlin und auch in Potsdam gelebt. Aber in der Stadt ist mir alles zu laut und zu viel. Im Dorf waren die Menschen sehr hilfreich von Anfang an.
 
Unsere Kinder gehen noch in Potsdam zur Schule. Wir müssen sie immer bringen und abholen, weil die Verbindung mit dem Bus sehr schlecht ist. Wir haben 208 Bewohner in unserem Dorf. Da gibt es nur einen Rufbus. Den habe ich noch nie gerufen.
 
Ich bin sowieso den ganzen Tag mit dem Auto unterwegs. Hier in Neuruppin leite ich ein Paketdepot. Mein Vater und ich sind seit 14 Jahren selbstständig in dem Bereich und es funktioniert. Es ist aber auch viel Arbeit. Wir haben etwas über 50 Mitarbeiter. Vor Weihnachten ist viel los, aber wir sind vorbereitet. Wir haben genug Leute da und alle Autos sind fit.

Er - groß, blaue Outdoorjacke, derbe Schuhe - trägt eine Wollmütze mit einem Knopf vorne.
 
Der Knopf ist für Licht. Im Winter fahre ich morgens im Dunkeln los, ich komme immer im Dunkeln zurück. Ich muss 24 Stunden verfügbar sein und habe keine festen Arbeitszeiten. Ich bin hier erstmal für ein paar Stunden, die Pakete losschicken, die Fahrer losschicken. Dann fahre ich zu unserer Garage, da treffe ich meinen Vater und dann besprechen wir dies und das. Es sind viele Aufgaben.

Wenn jemand sich von unterwegs bei mir meldet, weil er ein Problem hat - zum Beispiel ist das Auto kaputt gegangen oder es gibt ein Problem mit einem Kunden - dann muss ich sofort reagieren. Wenn es sein muss, muss ich auch hinfahren, aber wir haben natürlich auch unsere Leute, wie unseren Mechaniker, wenn etwas mit dem Auto nicht stimmt.

Ich wünsche mir fürs nächste Jahr einen Vertreter für mich. Aber es ist ganz schwer eine Vertretung zu finden. Es gibt nicht viele Menschen, die sich zutrauen, das zu machen. Oder es ist zu viel Verantwortung. Das ist ja auch anstrengend. Man ist verantwortlich für so viele Pakete und so viele Menschen, nicht jeder will das machen. Oder jemand macht es, aber nicht vernünftig, nicht so, wie ich mir das vorstelle.

Im Moment verliere ich viel Zeit unterwegs. Bald übernehme ich wahrscheinlich die ganze Firma. Mein Vater will ja langsam in Rente gehen. Da muss ich schon die Zeit haben, mich um alles zu kümmern.
 
Ich komme aus Bulgarien, bin 2011 hierher gekommen. Das Leben war am Anfang einerseits schwieriger und andererseits einfacher. Viele Dinge sind in den letzten Jahren teurer geworden. Es gibt viel mehr Bürokratie als noch vor ein paar Jahren. Früher konnte man leichter eine Wohnung finden als jetzt.

Zwischendrin hält er inne, schaut über das Dach seines Autos, zuckt kurz und fragt dann: Wo waren wir?
 
In Deutschland habe ich mich von Anfang an akzeptiert gefühlt. Da muss ich sehr dankbar sein. Auch zu Beginn in Berlin. Ich habe damals noch viel Sport getrieben, Basketball. Ich wurde sofort in die Mannschaft aufgenommen und war ein Teil der ganzen Sportfamilie. Das hat mir den Start sehr erleichtert. Jetzt spiele ich nur noch sehr selten, ich habe leider nicht mehr so viel Zeit dafür, weil die Kinder auch spielen, in Potsdam.
 
Meine Kinder sind 8 und 12 Jahre alt. Mein Sohn war gerade am Wochenende in Polen bei einem internationalen Turnier. Da bin ich stolz. Und auch froh, dass meine Kinder sich mit Sport beschäftigen. Gut, dass sie zum Training gehen. Man kann sich auch irgendwo draußen mit Kindern rumtreiben und nicht so gute Dinge machen.
 
 

Das Gespräch führte Anna Bordel, rbb|24