
Brandenburg Potsdamer Filmmuseum zeigt Austellung über Ergreifung von Adolf Eichmann
Der Name Adolf Eichmann steht für das akribisch geplante industrielle Ermorden von Juden während der Zeit des Nationalsozialismus. Das Potsdamer Filmmuseum beschäftigt sich mit seiner Ergreifung und dem Prozess gegen ihn. Von Michel Nowak
Mitten in der Ausstellung steht eine Glaskabine mit drei Plätzen – zwei für Wachmänner, einer für den Angeklagten. Sie ist eigentlich ein Nachbau. Aber schon wegen der an die Wand projizierten Videoaufnahmen mit dem Konterfei von Adolf Eichmann dahinter wird nachvollziehbar, wie es war, als der frühere SS-Obersturmbannführer in einer solchen Kabine Platz nehmen musste. Damals, 1961, als ihm in Israel live vor den Kameras der Welt der Prozess gemacht wurde.
Die Glaskabine ist eine von mehr als 60 Exponaten in der neuen Ausstellung des Potsadamer Filmmuseums. "How to Catch a Nazi" heißt sie: "Wie man einen Nazi fängt", zuvor in den USA und in München zu sehen.

Aufsehenerregender Prozess
Erzählt wird die Geschichte Adolf Eichmanns, eines Massenmörders, der sich selbst als Schreibtischtäter sah. Akribisch hatte er im Berliner Reichsicherheitshauptamt die Deportation und das Ermorden von Juden in Vernichtungslagern wie Auschwitz mitorganisiert. Viele der Einrichtungen besichtigte er persönlich. Sechs Millionen jüdische Menschen starben. Nach Kriegsende bedauerte Eichmann einmal ausdrücklich, dass es nicht noch mehr waren.
Da war er längst in Argentinien untergetaucht. Im Jahr 1960 flog er auf. Agenten des israelischen Geheimdiensts Mossad entführten ihn nach Israel. Dort stand er schließlich vor Gericht. Nach einem medial aufsehenerregenden Prozess und dem abschließenden Schuldspruch wurde Eichmann 1962 erhängt.

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Schirmherr Günther Jauch
Über all das berichtet jetzt die Potsdamer Ausstellung. Deren Schirmherr ist der Fernsehmoderator Günther Jauch, selbst Potsdamer. Persönliche Kontakte zur heute 94-jährigen Auschwitz-Überlebenden Eva Erben motivierten ihn, sich für die Ausstellung zu engagieren, wie er sagt. "Vor mehr als 20 Jahren hat sie mir einen Brief aus Israel geschickt", erzählt er bei der Eröffnung. "Wir haben uns dann in Israel getroffen und heute ist Eva eine echte Freundin."

Ausstellung gezielt für junge Menschen
Kurator Avnar Avrahm war früher selbst Mitarbeiter des israelischen Geheimdienst Mossad. "Die Ausstellung richtet sich gezielt an jüngere Menschen" sagt er. "Ssie können sich hier über die Spionage der israelischen Agenten und den Eichmann-Prozess informieren."
Projekte mit Schülern sind für die nächsten zehn Monate bereits verabredet. So lange ist die Ausstellung in Potsdam zu sehen. Mit Medienstationen und einem Begleitprogramm, wie es sich für ein Filmmuseum gehört. "Wir werden viele Filme zum Thema zeigen, die wir dann auch mit Gästen diskutieren", blickt Direktor Michael Fürst voraus.
Schreibtischtäter und Massenmörder
Mit Landkarten, Fotografien und Original-Exponaten zeigt "How to Catch a Nazi", wie ein nationalsozialistischer Schreibtischtäter den größten Massenmord der Menschheitsgeschichte mitorganisiert hat. Das Wissen darum bleibe wichtig, sagt Schirmherr Günther Jauch. "Wir sind ja in einem Land geboren worden, das eine Geschichte hat, die heute immer noch nachwirkt. Wenn neue Generationen geschichtsvergessen werden, dann würden sich ja alle paar Jahrzehnte die gleichen katastrophalen Fehler wiederholen." Und das, so Günther Jauch, wäre so ziemlich das Schlimmste, was passieren könne.
Mit der Präsentation beteiligt sich das Potsdamer Filmmuseum am Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren. Die Ausstellung bleibt bis zum 1. Februar des nächsten Jahres geöffnet.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 26.03.2025, 19.03.2025