Brandenburg Berlin 42 Silvester-Verletzte im Unfallkrankenhaus - Berliner Polizei meldet 400 Festnahmen
Die Zahl der Patienten, die mit Böller-Verletzungen im Unfallkrankenhaus Berlin behandelt werden, ist auf 42 gestiegen. In der Silvesternacht wurden zudem Häuser durch Pyrotechnik beschädigt. Es gab Hunderte Festnahmen.
- Unfallkrankenhaus Berlin behandelt 42 Verletzte aus der Silvesternacht
- Ein Toter und mehrere Schwerverletzte durch Pyrotechnik in Brandenburg
- Häuserfassaden in Berlin beschädigt, 36 Wohnungen unbewohnbar
- Etwa 400 Personen in Berlin zeitweise festgenommen
- Zahlreiche verletzte Einsatzkräfte
Wegen schwerer Verletzungen mit Silvesterfeuerwerk werden inzwischen allein im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) 42 Menschen behandelt. "Es gab Verlegungen aus anderen Krankenhäusern zu uns, auch niedergelassene Ärzte haben ihre Patienten ins Unfallkrankenhaus geschickt", teilte die Spezialklinik am Donnerstag auf der Onlineplattform X mit. Auch aus dem Umland würden Betroffene ins UKB verlegt, wie es hieß.
Mehrere Patienten seien durch sogenannte Kugelbomben schwer an Händen, Gesicht und Augen verletzt worden, darunter auch Kinder. Andere Betroffene hätten infolge der Explosion dieser Sprengkörper schwere Hörschäden bis hin zu einem dauerhaften Hörverlust erlitten, schilderte Sprecherin Angela Kijewski.
49 Personen in Charité behandelt
An der Charité in Berlin wurden 49 Personen mit feuerwerksbezogenen Verletzungen behandelt, wie Sprecherin Manuela Zingl am Donnerstag mitteilte. Die Zahl bezieht sich auf den Zeitraum zwischen dem 31. Dezember 8 Uhr und dem 1. Januar 8 Uhr. "Auffällig waren die Häufung von "Kugelbomben" und Berichte von gezieltem Feuerwerksbeschuss auf Passanten", so Zingl.
Mindestens 400 Festnahmen in Berlin
Die Berliner Polizei nahm während der Böllerei in der Silvesternacht mindestens 400 Menschen wegen unterschiedlicher Straftaten fest - etwa so viele wie vor einem Jahr. Etliche griffen Einsatzkräfte oder andere Menschen mit Pyrotechnik an, andere hatten illegale Waffen oder Böller dabei. Wieder andere fielen wegen Gewalttaten oder Brandstiftung auf. Die Polizei leitete 670 Strafverfahren ein.
37 Polizisten und eine Einsatzkraft der Feuerwehr seien verletzt worden, bilanzierten Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und die Berliner Polizei am Mittwoch. Zum Vergleich: Im Vorjahr hatten 54 Polizisten Verletzungen erlitten, darunter 34 Beamte der Einsatzhundertschaften und 20 Streifenpolizisten im Rahmen ihres normalen Dienstes.
Weitere Verstöße erfasste die Bundespolizei auf den Berliner Bahnhöfen, vor allem am Alexanderplatz, Gesundbrunnen, Hauptbahnhof, der Warschauer Straße und dem Ostkreuz, vor allem ging es um Schreckschusspistolen und Böller. Die Polizeibeamten nahmen 94 Personen in Gewahrsam. Die drei Böllerverbotszonen auf dem Alexanderplatz, in der Neuköllner Sonnenallee und dem Steinmetzkiez zeigten laut Berliner Polizei Wirkung, dort blieb es vergleichsweise ruhig. Am Brandenburger Tor feierten 60.000 Menschen friedlich.
Mehrere Schwerverletzte und ein Toter durch Kugelbomben
Ein Polizeibeamter wurde durch eine sogenannte Kugelbombe schwer am Bein verletzt, an der Ecke Prenzlauer Allee/Danziger Straße, wie es von der Polizei hieß. Er musste in einem Krankenhaus notoperiert werden und befand sich zwischenzeitlich in kritischem Zustand. Solche für Laien illegalen Feuerwerkskörper mit ihrer hohen Explosionskraft richteten in der Neujahrsnacht schwere Schäden an. Nach Angaben der Feuerwehr wurden in Schöneberg an der Kreuzung von Hauptstraße, Vorbergstraße und Belziger Straße bei einer heftigen Detonation zahlreiche Häuserfassaden schwer beschädigt und viele Fensterscheiben zerstört, 36 Wohnungen seien vorerst unbewohnbar, fünf Personen wurden verletzt. Ein Verdächtiger sei nach dieser Explosion festgenommen worden, so die Polizei.
Eine Kugelbombe explodierte laut Feuerwehr auch im Bottroper Weg im Stadtteil Tegel, hier inmitten einer Menschenmenge. Acht Menschen wurden nach Angaben des Sprechers verletzt, darunter zwei lebensbedrohlich. Unter den beiden Schwerverletzten sei auch ein siebenjähriger Junge, der wegen Lebensgefahr notoperiert werden musste. Zwei weitere Kinder wurden leicht verletzt. In der Neuköllner Okerstraße beschädigte die Druckwelle einer Kugelbombe Fensterscheiben von vier Wohnhäusern und drei Autos.
Getöteter hatte keine Genehmigung für Pyrotechnik
Im brandenburgischen Kremmen (Kreis Oberhavel) starb ein 21-Jähriger laut Polizei an den Verletzungen, die eine Kugelbombe beim Zünden angerichtet hatte. Er hätte den Sprengsatz laut eines Polizeisprechers gar nicht besitzen dürfen. Die Polizei ermittelt in dem Fall wegen des Verdachts von Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz.
In Havelsee-Fohrde nahe der Stadt Brandenburg an der Havel sei ein 42-jähriger Mann bei der Explosion einer selbstgebauten Kugelbombe lebensgefährlich an Hand und Körper verletzt worden. Er wurde in eine Berliner Klinik geflogen und notoperiert.
Brandenburgs Innenministerin Katrin Lange (SPD) sagte nach den Unfällen, sie habe sehr deutlich auf die Gefahren von unsachgemäßem Umgang mit Feuerwerk hingewiesen. "Es ist ein Wahnsinn, zumal man wohl davon ausgehen muss, dass die meisten dieser Vorfälle auf unsachgemäßen Umgang oder Fahrlässigkeit zurückzuführen sind. Oft mit Feuerwerk, das hier gar nicht zugelassen ist und illegal eingeführt wurde."
Wegner: "Mit Kugelbomben auf Polizisten schießen, Einsatzkräfte angreifen - unfassbar"
"Für den weitaus überwiegenden Teil der Berlinerinnen und Berliner und der Gäste war es ein friedliches Silvester", sagte die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Mittwoch. "Dennoch kam es zu Straftaten, bei denen Unbeteiligte und Einsatzkräfte verletzt wurden. Ich verurteile diese Taten aufs Schärfste und erwarte, dass sie konsequent aufgearbeitet und strafrechtlich verfolgt werden." Solche Gewalt sei ein Angriff auf die gesamte Gesellschaft und werde in Berlin nicht toleriert.
Wie Spranger dankte auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) den 5.500 Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. Sie hätten Schlimmeres verhindert. "Mit Kugelbomben auf Polizisten schießen, mit Pyrotechnik oder Steinen die Einsatz- und Rettungskräfte der Feuerwehr angreifen - unfassbar", sagte Wegner. Man werde diese Angriffe auf die Einsatzkräfte "niemals hinnehmen und auch im Nachgang den Ermittlungsdruck hochhalten", sagte Wegner.
Bewohner in Teilen Berlins von Wasserversorgung abgeschnitten
Die Bewohner mehrerer Bezirke waren am Dienstagabend außerdem wegen eines Wasserrohrbruchs zeitweise von der Wasserversorgung abgeschnitten gewesen. Noch vor Mitternacht normalisierte sich die Lage allmählich wieder. Die Berliner Wasserbetriebe rechnen damit, dass es nach dem Wasserrohrbruch in der Seestraße zu längeren Bauarbeiten kommen wird. Am Mittwochabend wurde ein zuvor gesperrter Teil der Straße Richtung A100 wieder für den Verkehr freigegeben.
Notruf zeitweise eingeschränkt
Der Notruf 112 war zwischen 1:30 Uhr und 3 Uhr nur eingeschränkt verfügbar. Wie der Sprecher der Berliner Feuerwehr, Vinzenz Kasch, rbb|24 am Mittwoch mitteilte, gab es eine technische Störung, aber keinen kompletten Ausfall des Notrufs. Dadurch sei es zu längeren Wartezeiten bei der 112 gekommen. Anrufer hätten den Hinweis erhalten, dass es zu Verzögerungen komme.
Die Störung sei wahrscheinlich auf die Vielzahl der Anrufe zurückzuführen, sagte Kasch weiter. Die genaue Ursache werde derzeit geprüft.
Fast drei Feuerwehreinsätze pro Minute
Die Feuerwehr musste über den Jahreswechsel zwischen 19 Uhr und 6 Uhr zu 1.892 Einsätzen ausrücken - fast drei pro Minute. Das waren insgesamt 294 mehr als im Vorjahr. In 13 Fällen wurden Einsatz- und Rettungskräfte laut Feuerwehr angegriffen oder bei ihrer Arbeit behindert. "Wir hatten ein Plus von 25 Prozent bei den Brandbekämpfungsmaßnahmen im Vergleich zum Vorjahr", sagte der Landesbranddirektor Homrighausen dem rbb. Es habe vier Großbrände gegeben, dazu viele mittlere und kleinere Brände, teils parallel. "Das hat uns an unsere Grenzen gebracht", sagte der Leiter der Feuerwehr.
"Auffällig waren in diesem Silvester vermehrt Brände in Wohngebäuden mit gefährdeten Personen, die durch die Berliner Feuerwehr gerettet und versorgt wurden", hieß es zuvor in einer Mitteilung. Ein Großbrand ereignete sich in Kreuzberg in der Ritterstraße, wo ein ehemaliges Parkhaus nach Feuerwehrangaben "auf zwei Etagen in ganzer Ausdehnung" brennt. Verletzt worden sei dort niemand. Mindestens 28 Autos brannten in der Nacht im Stadtgebiet, wie die Polizei mitteilte an zwei Stellen in Friedrichshain sowie in Gesundbrunnen, Staaken, Hakenfelde, Johannisthal und im Hansaviertel. Die Feuerwehr rückte jeweils an und löschte die Brände, es entstand hoher Sachschaden. Die Autos brannten völlig aus oder wurden stark beschädigt. Die Polizei ermittelt nun wegen mutmaßlicher Brandstiftung.
Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikum behandelte acht Menschen
Das Ernst-von-Bergmann-Klinikum in Potsdam hat in der Neujahrsnacht acht Menschen behandelt, die sich mit Böllern verletzt hatten. Sechs von ihnen hatten Augenverletzungen, sagte die leitende Oberärztin der Augenklinik dem rbb, darunter zwei 15-Jährige.
In ganz Deutschland starben in der Silvesternacht fünf Männer an den Folgen von explodierender Pyrotechnik.
Feuerwehr in Potsdam verzeichnete mehr Einsätze als im Vorjahr
Bei der Potsdamer Feuerwehr war in einer Mitteilung am Mittwochmittag von "einer unruhigen Silvesternacht" die Rede. Innerhalb von 24 Stunden wurde sie zu 138 Einsätzen gerufen, dies sei eine Steigerung von 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem musste sie demnach kleinere Brände löschen.
Einsatzkräfte der Polizei wurden im Stadtteil Babelsberg aus einer größeren Menschenansammlung in der Silvesternacht heraus angegriffen. Etwa 100 Personen versammelten sich, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Brandenburg dem rbb sagte.
Aus der Gruppe heraus wurden demnach Beamte mit Flaschen, Steinen und Pyrotechnik beworfen. Ein Polizist sei dabei leicht verletzt worden. Zwei Personen aus dieser Gruppe wurden den Angaben zufolge in Gewahrsam genommen. Der 19-Jährige und der 25-Jährige seien am Morgen wieder entlassen worden. Gegen sie werde nun wegen Landfriedensbruchs ermittelt. In Rhinow (Havelland) seien zwei Menschen durch Böller schwer im Gesicht verletzt worden.
Sendung: rbb24 Inforadio, 01.01.2025, 6:00 Uhr
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