Symbolbild: Blick in den Kofferraum eines PKWs. Die Bundespolizei entdeckte am 25.02.2019 in Frankfurt (Oder), Brandenburg, zehn Hundewelpen ohne erforderliche Papiere. (Quelle: Picture Alliance/Bundespolizeidirektion Berlin)

Brandenburg Tierschützer warnen vor Weihnachten vor illegalem Welpenkauf

Stand: 18.12.2024 12:07 Uhr

Noch immer sind Tiere als Geschenk zu Weihnachten beliebt. Käufer greifen dabei oft unüberlegt auf dubiose Quellen zurück, etwa auf polnischen Basaren oder von Kofferraum-Händlern. Tierschützer warnen vor Krankheiten und hohen Strafen.

Ein Welpe unterm Weihnachtsbaum ist für viele Familien oft ein großer Traum, der schnell zum Albtraum werden kann. Immer wieder werden die Tiere günstig auf Online-Portalen verkauft. Dabei stammen sie oftmals aus dem illegalem Handel.

Handel in Grenzregion - trotz Verbot

Hinter vielen der günstigen Angebote steckt Tierleid. Die Tiere stammen oft aus illegalen Zuchten in Osteuropa. Sie werden unter katastrophalen Bedingungen aufgezogen und dann, auch über Polen, nach Deutschland geschmuggelt.
 
Slubice, die polnische Nachbarstadt von Frankfurt (Oder), gilt als bekannter Umschlagplatz. Birgitt Thiesmann von der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" beobachtet den illegalen Handel seit mehr als 15 Jahren. "Grenzgebiete sind immer schwierig", sagt sie. "Slubice kenne ich kenne ich selber sehr gut. Schon vor über zehn Jahren gab es da diesen großen Markt. Dort wurden die Hunde auf dem Parkplatz angeboten. Das ist jetzt seit 2012 zwar nicht mehr erlaubt. Trotzdem blüht der Welpenhandel weiter."
 
Thiesmann zufolge kommen auch viele Berliner nach Polen, um auf die Schnelle Tiere zu kaufen. "Diese Tiere werden dann oft am selben Abend noch online gestellt und als eigene verkauft."

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Hohe Kosten und traumatisierte Käufer

Besonders vor Weihnachten läuft die Produktion in den sogenannten Vermehrerstationen auf Hochtouren. Tierschützer warnen, dass Tiere als Geschenk den illegalen Handel weiter befeuern. Die Folgen für die Tiere und ihre neuen Besitzerinnen und Besitzer seien oft tragisch, sagt Thiesmann. "Neben den Tierarzt-Kosten, die wirklich unglaublich hoch sind, muss man sich auch vorstellen, was das emotional mit den Menschen macht. Man nimmt einen kleinen Welpen ins Haus, freut sich - und dann hat man nichts anderes als Leid, Krankheit bis hin zum Einschläfern des Welpen. Für die Besitzer - oft auch Kinder - ist das traumatisierend und sehr traurig."

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Händler setzen nicht verkaufte Tiere aus

Dem schließt sich auch Jana Feister, die Leiterin des Frankfurter Tierheims, an. Ihre und andere Einrichtungen in der Grenzregion müssten sich häufig um Tiere aus dem illegalen Handel kümmern. "Das ist zum einen, wenn die Leute durch den Zoll an der Grenze gestoppt werden, weil die Hunde oft keinen genügenden Impfschutz oder Papiere haben", sagt sie. "Dann werden die Tiere beschlagnahmt, kommen in Quarantäne, weil es eben in anderen Ländern immer noch Krankheiten gibt, die es in Deutschland nicht mehr gibt. Oder viele Junghunde, die von den Händlern in Deutschland nicht verkauft werden können. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit werden dann mal schnell in der Grenzregion Tiere ausgesetzt, weil Händler sie nicht mehr über die Grenze zurücknehmen wollen."
 
Auch Feister führt Schicksale von Familien an, die sich auf unüberlegten Wegen Tiere kaufen und dann mit den Folgen konfrontiert sind. "Die Leute können die Kosten nicht mehr tragen und dann landen sie bei uns im Tierheim."

Es drohen Haft oder hohe Geldstrafen

Die Europäische Union stuft den Welpenhandel mittlerweile als organisierte Kriminalität ein - vergleichbar mit Drogenhandel. Entsprechend hart sind die Strafen. Tierschützerin Birgitt Thiesmann berichtet von einem aktuellen Fall: "Da ist ein junges Ehepaar mit fünf Kindern. Die haben mit Welpen gehandelt, die alle an Parvovirose (eine schwere virale Magen-Darm-Infektion, Anmerk. d. Red.) gestorben sind." Ein Gericht habe daraufhin eine Gefängnisstrafe von drei Jahren und eine Geldstrafe von 20.000 Euro verhängt. "Es gibt also mittlerweile dafür auch Haftstrafen. Das sind keine Ausnahmen mehr."

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Für Interessierte sei der Tierschutz die bessere Anlaufstelle, sagt Benjamin Goldberg vom Tierschutzverein in Frankfurt (Oder). Dort sei es dank ehrenamtlicher Helfer möglich, gezielt geeignete Tiere anzubieten. "Man lernt das Tier kennen und kann dann natürlich auch ganz anders vermitteln, weil man auch die persönlichen Eigenschaften dem neuen Besitzer weitergeben kann. Gerade bei Jungtieren oder über das Internet ist das nur eine Geld-Geschichte."

Polizei mahnt zur Vorsicht beim Kauf

Auch die Polizei warnt vor dem Kauf von Hunden und Katzen über Online-Portale [polizei-beratung.de]. Demnach würden sogenannte Kofferraum- oder Wühltischwelpen "unter tierschutzwidrigen Bedingungen aufgezogen, viel zu jung von der Mutter getrennt und nach Deutschland transportiert". Deshalb sollte laut Polizei entsprechenden Annoncen mit Vorsicht begegnet werden. Vom Kauf auf Autobahnraststätten oder Hinterhöfen wird komplett abgeraten. Zudem sollten Papiere, wie Kaufverträge oder Bescheinigungen vom Tierarzt, skeptisch geprüft werden.

Sendung: 17.12.2024, 14:10 Uhr
 
Mit Material von Corinna Cerruti