Brandenburg Warum Menschen für den Kauf von Feuerwerk und Böllern nach Polen fahren
Vor Silvester zieht es viele Deutsche über die Grenze nach Polen, um stärkere und günstige Feuerwerkskörper zu kaufen. Doch nicht alles, was dort verkauft wird, darf nach Deutschland mitgenommen werden. An der Grenze wird deswegen viel kontrolliert.
Seit Samstag und noch bis zum 31. Dezember ist der Verkauf von Feuerwerk in Deutschland erlaubt. Auf der anderen Seite der Oder hingegen läuft der Verkauf das ganze Jahr über. In diesen Tagen vor Silvester bildeten sich vor mehreren Verkaufsstellen im polnischen Slubice Schlangen von kaufwilligen Menschen. Viele erhoffen sich dort günstigere Preise als in Deutschland – und kräftigeres Feuerwerk.
"Ich habe 600 Euro ausgegeben"
Einer von ihnen ist Thorsten aus Berlin. Er hat ausschließlich große Feuerwerk-Batterien – "Kaliber 50 Millimeter" – gekauft. "In Berlin kriegst du das nicht zu kaufen. Da wir ein paar größere haben wollten und uns von der Masse abheben wollten, gehen wir hier einkaufen." Er möchte zusammen mit weiteren Personen ein großes Feuerwerk organisieren. Bis zu 50 Kilogramm Feuerwerk dürfe er nach Deutschland transportieren, da er einen entsprechenden Sprengstoffschein habe.
"Eingeplant hatte ich 300 bis 400 Euro, ausgegeben habe ich am Ende 600", sagte ein anderer Käufer dem rbb. Er sei um 4:30 Uhr morgens in Bremen nach Slubice losgefahren. In Polen spare er etwa 200 Euro im Vergleich zu Deutschland.
Menschen stehen vor einer Feuerwerk-Verkaufsstelle in Slubice. Bild: rbb
Mehrheit der Kunden kommt aus Deutschland
In Deutschland sind nur Feuerwerke der Kategorien F1 (Kleinstfeuerwerk wie Knallerbsen und Wunderkerzen) und F2 (z. B. typisches Silvester-Feuerwerk) zugelassen. Mittelfeuerwerk der Kategorie 3 ist in Polen frei verkäuflich, in Deutschland jedoch nur für Personen mit entsprechenden sprengstoffrechtlichen Erlaubnissen erlaubt.
"Man muss immer aufpassen, egal was man kauft", sagte Elisa Lobo, die als Verkäuferin in einem Feuerwerksgeschäft in Slubice arbeitet. Sie verkaufe ausschließlich legale, geprüfte Ware mit CE-Zeichen. "Wir haben 95 Prozent Kunden aus Deutschland." Es gebe aber auch Käufer aus den Niederlanden, Österreich und sogar Frankreich.
Alles, was nach Deutschland gebracht werden darf, sei im Geschäft mit einem gelben Aufkleber markiert. Silvester sei für sie eine wichtige Einnahmequelle, aber ihr Geschäft sei das ganze Jahr über geöffnet. Kurz vor Silvester gebe ein Kunde bei ihr im Durchschnitt etwa 200 Euro aus, so Lobo.
Auf CE-Kennzeichen und Prüfziffer achten
Ein paar hundert Meter von Lobos Geschäft entfernt wartet die Feuerprobe. Die Bundespolizei und der Zoll kontrollieren dort den grenzüberschreitenden Warenverkehr – und suchen nach illegalen Feuerwerkskörpern. Sie überprüfen die Kategorie des Feuerwerks, das CE-Kennzeichen und die Prüfziffer. "Wenn diese Dinge nicht drauf sind, dann können Sie sicher sein: Nehmen wir Ihnen dieses Feuerwerk weg", sagte Oliver-Thomas Pampel-Jabrane, Leiter des Hauptzollamtes Frankfurt (Oder), dem rbb.
Bei den Kontrollen ziehen die Beamten in Frankfurt jährlich zwischen drei und fünf Tonnen Feuerwerkskörper aus dem Verkehr, so Pampel-Jabrane. "Natürlich gibt es Strafverfahren, wenn wir was finden, und es gibt Strafrechtsfolgen. Das Wichtigste ist aber: Es ist ungeheuer gefährlich. Jedes Jahr passieren Unfälle mit Sach- und Körperschäden, die leicht vermeidbar wären."
Pyrotechnik aus Polen. Bild: rbb
Bußgelder und Freiheitstrafen bei illegaler Pyrotechnik möglich
Die Polizei warnt vor illegalen Böllern und Feuerwerkskörpern, die oft in Osteuropa hergestellt werden. Anders als die in Deutschland zugelassenen Feuerwerkskörper enthalten sie nicht selten Ammoniumnitrat mit einer 40-prozentigen Sprengkraft von TNT – und können nach dem Anzünden zu früh hochgehen. Der Umgang mit nicht CE-zertifizierter Pyrotechnik ist in Deutschland laut dem Sprengstoffgesetz illegal. Bußgelder bis zu 50.000 Euro und sogar Freiheitsstrafen sind möglich. Vor Kurzem beschlagnahmte der Zoll Hannover 4,4 Tonnen illegaler Pyrotechnik aus Polen [tagesschau.de]
"Wichtig ist, dass die Verbraucher verstehen, dass es wirklich gefährlich ist und dass dann dabei auch der Spaß aufhört", so Pampel-Jabrane. "Wenn eine Hand abgerissen ist, dann ist das unwiederbringlich. Das sollte sich jeder bewusst machen, wenn er so ein Feuerwerk kauft."
Sendung: Antenne Brandenburg, 27.12.2024, 16:40 Uhr
Mit Material von Maximiliam Devantier und Robert Schwaß