Brandenburg Berlin Woidke und Wegner verurteilen Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Politiker aus Berlin und Brandenburg zeigen sich erschüttert über den Anschlag in Magdeburg. Polizei und Feuerwehr bieten Einsatzkräften ihre Hilfe an. Bundeskanzler Scholz trat am Vormittag in Magdeburg mit Ministerpräsident Haselhoff vor Kameras.
- Woidke und Wegner äußern Wut und Trauer über Anschlag
- Potsdams OB Schubert warnt vor Hass in sozialen Medien
- Hilfsangebote aus Berlin und Brandenburg für Einsatzkräfte in Magdeburg
- Kanzler Scholz am Samstag in Magdeburg: "Furchtbar tragisches Ereignis"
Die Regierungschefs in Berlin und Brandenburg haben sich bestürzt und wütend über den Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt [mdr.de] geäußert.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sprach den Angehörigen der Opfer seine Anteilnahme aus und sprach von einer "schrecklichen Tragödie". Er vertraue der Arbeit der Ermittlungsbehörden, "die diese furchtbare Tat aufklären werden". Er werde am Nachmittag an der Gedenkandacht in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche für die Opfer in Magdeburg teilnehmen.
Mit Blick auf die Sicherheitslage der Märkte in Berlin sagte Wegner dem rbb: "Eine einhundertprozentige Sicherheit gibt es nicht." Dennoch habe Berlin seine Weihnachtsmärkte gut gesichert. "Wir haben eine hohe Polizeipräsenz. Wir haben seit vielen Jahren Sicherheitskonzepte."
Nach der Attacke in Magdeburg sind in Berlin seit Samstag noch mehr Polizistinnen und Polizisten auf den Weihnachtsmärkten im Einsatz. Wegner kündigte an, am Sonntag einen Weihnachtsmarkt in Berlin besuchen zu wollen. "Wir dürfen uns von solchen Taten nicht unser freiheitlich demokratisches Leben nehmen lassen", so der Regierende Bürgermeister.
Woidke: "Dieses Verbrechen macht mich wütend"
Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) erklärte am Samstag in einer Mitteilung: "Der Anschlag auf den friedlichen Weihnachtsmarkt ist furchtbar. Dieses Verbrechen macht mich wütend."
Mit Blick auf den Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt vor acht Jahren am Breitscheidplatz ergänzte er, die Nachrichten von Freitag hätten alte Wunden aufgerissen. "Es macht mich fassungslos und unendlich traurig." Seine Anteilnahme gelte den Opfern und der Dank allen Einsatzkräften, die schnell handelten und die Verletzten versorgten.
Brandenburgs stellvertretender Ministerpräsident und Finanzminister Robert Crumbach (BSW) erklärte, jetzt gelte es vor allem zu helfen. "Aber selbstverständlich müssen wir auch sehr schnell klären, was wir als Landesregierung noch tun können, um die Sicherheit der Weihnachtsmärkte und der anstehenden Feste und Feiern zum Jahreswechsel zu erhöhen."
Betroffen zeigte sich auch Gesundheitsministerin Britta Müller (BSW), die bis vor kurzem noch in Magdeburg gearbeitet hat. Sie habe erfahren, dass sich unter den Verletzten eine ehemalige Kollegin befinde, die in der Nacht das Krankenhaus verlassen konnte. Der Schock sitze sehr tief. Müller kündigte für Samstag einen Besuch in der Klinik in Brandenburg an der Havel an.
Potsdams OB Schubert warnt vor Hass in sozialen Medien
Der Potsdamer Oberbürgermeiste Mike Schubert (SPD) sagte, er sei "fassungslos" über die Ereignisse in Magdeburg. "Die Tat macht uns alle tief betroffen. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen, unser Dank gilt den Einsatzkräften." Die Landeshauptstadt Potsdam habe gestern umgehend mit der Oberbürgermeisterin von Magdeburg Kontakt aufgenommen und ihr, wenn nötig, Unterstützung angeboten, so Schubert.
Der Oberbürgermeister rief dazu auf, sich nicht an "an den aggressiven Spekulationen und dem Hass zu beteiligen", die nach dem Anschlag in den sozialen Medien kursierten.
Kanzler Scholz: Anschlag "furchtbar tragisches Ereignis"
Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte den Anschlagsort in Magdeburg am Samstag gemeinsam mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Justizminister Volker Wissing (parteilos) sowie CDU-Chef Friedrich Merz und Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Rainer Haseloff (CDU).
Scholz nannte die Tat "ein furchtbar tragisches Ereignis", das "zutiefst zu Herzen" gehe. Er lobte die professionelle und schnelle Unterstützung der Einsatzkräfte. Täter sollen mit "aller Härte des Gesetzes" bestraft werden. Scholz mahnte auch zur Solidarität "dass wir als Land zusammenbleiben" und "nicht diejenigen nicht durchkommen lassen, die Hass sehen wollen."
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff dankte in dem gemeinsamen Statement mit Scholz ebenfalls allen Hilfskräften. Die Tat sei "in Deutschland einzigartig in der negativen Konsequenz" und werde das Bundesland finanziell, organisatorisch aber auch gesellschaftlich noch viele Monate begleiten. Dabei werde man auch vom Bund unterstützt, so Haseloff.
Bischof Stäblein: Anschlag in Magdeburg "zerreißt alle vorweihnachtliche Freude"
Der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein spricht von einer Nacht des Entsetzens und der Fassungslosigkeit. "Wir kommen nicht zur Ruhe. Mitten hinein in die Vorfreude auf Weihnachten ist ein Mann mit einem Auto gerast", sagte Stäblein am Samstag dem rbb.
Wie beim Anschlag auf dem Breitscheidplatz 2016 gebe es Tote und zahlreiche Verletzte. "Das zerreißt alle vorweihnachtliche Freude", sagte Stäblein: "Wir suchen nach Worten, ringen mit dem Schrecken und dem Unfassbaren, versuchen Angst und Wut im Griff zu behalten."
Erst am Donnerstag hatte Berlin in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche der Opfer vom Breitscheidplatz gedacht und Seite an Seite mit den Angehörigen gestanden. "Der Schmerz bleibt. Nichts wird wie vorher", sagte Stäblein.
Hinterbliebenen-Sprecherin: Angehörige müssen betreut werden
Astrid Passin, Berlinerin und Sprecherin der Hinterbliebenen des islamistischen Attentats vom Breitscheidplatz 2016, ruft dazu auf, sich umfassend um die Angehörigen der Opfer des Magdeburger Anschlags zu kümmern: "Der Staat muss jetzt dafür sorgen, dass sich die Hinterbliebenen aufgefangen fühlen", sagte Passin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Es ist schrecklich und geht einfach durch und durch. Wir haben immer wieder diese Bilder und Ängste im Kopf."
Bei der Unterstützung der Hinterbliebenen könnten die seit 2016 erarbeiteten Mechanismen der Betreuung helfen, fügte sie hinzu. Immerhin gehörten zu jedem Opfer zahlreiche Familienangehörige und Freunde, "die das alle anfasst". Vor dem Attentat in Berlin habe es kaum Angebote und Strukturen für solche Fälle gegeben; sie seien erst im Anschluss erarbeitet worden. Passin hat nach eigenen Angaben mittlerweile eine Organisation mit dem Namen "Victims of terrorism" (VoT) Germany" (Opfer des Terrorismus in Deutschland) gegründet und ist deren erste Präsidentin. Derzeit steht die Registrierung der Organisation noch aus.
Brandenburg bietet Hilfe bei medizinischer Versorgung an
Feuerwehren in Berlin und Brandenburg haben ihren Magdeburger Kolleginnen und Kollegen indes Unterstützung angeboten. Der Berliner Landesbranddirektor Karsten Homrighausen sagte, man stehe den Magdeburger Einsatzkräften solidarisch zur Seite und wolle mit psychosozialer Notfallversorgung und Einsatznachsorge helfen.
Wie die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Samstag mitteilte, berieten die Sicherheitsbehörden derzeit über das weitere Vorgehen.
Die Brandenburger Polizei habe bereits Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei zur Unterstützung nach Magdeburg geschickt, teilte die Behörde am Samstag mit. Brandenburg hatte Sachsen-Anhalt bereits am Freitag umfangreiche Unterstützung zugesagt. Der Oberbürgermeister von Brandenburg an der Havel, Steffen Scheller (CDU), hatte zudem Kapazitäten des dortigen Klinikums angeboten. Am Samstagvormittag wurde bekannt, dass in dem Krankenhaus auch ein Verletzter aus Magdeburg behandelt wird. Sein Zustand sei stabil, hieß es.
Berliner Feuerwehr: Erinnerungen an Anschlag auf Breitscheidplatz 2016
Die Berliner Feuerwehr habe von dem Anschlag in Magdeburg mit "großer Betroffenheit" erfahren, hieß es in einem Statement. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Angehörigen, allen Betroffenen und den Einsatzkräften dieses schrecklichen Ereignisses."
Landesbranddirektor Karsten Homrighausen sagte: "Das ist ein Angriff, der uns alle erschüttert. Unsere Anteilnahme gilt den Hinterbliebenen und den Opfern dieser schrecklichen Tat." Man stehe den Magdeburger Einsatzkräften solidarisch zur Seite und wolle mit psychosozialer Notfallversorgung und Einsatznachsorge helfen. Auch der Rettungshubschrauber "Christoph 100", der sonst beim Helios-Krankenhaus in Berlin-Buch stationiert ist, hatte in der zurückliegenden Nacht bereits vor Ort unterstützt.
Der Anschlag habe Erinnerung geweckt an den Anschlag auf den Breitscheidplatz vor acht Jahren. "Wir wissen, wie schwer ein solches Ereignis wiegt. Insbesondere bei der Nachsorge für Betroffene haben wir auf Grundlage unserer eigenen Erfahrungen neue Strukturen aufgebaut", so Homrighausen.
Deutscher Schaustellerbund gegen Absage von Weihnachtsmärkten
Der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, Albert Ritter, erklärte in der "Rheinischen Post": "Die Betroffenheit ist groß." Zugleich spach sich Ritter gegen eine Absage von Weihnachtsmärkten in Deutschland aus. "Die Weihnachtsmärkte pauschal als Symbol abzusagen, wäre das falsche Zeichen. So wie wir sie feiern, ist das ein Zeichen gelebter Demokratie und des friedlichen Miteinanders." Zugleich kündigte der Verbandspräsident an, auf allen Weihnachtsmärkten in Deutschland werde es an diesem Samstag um 19 Uhr eine Gedenkminute geben.
Sendung: radioeins vom rbb, 20.12.2024, 23:00 Uhr