Ein Mitarbeiter des Autoherstellers Mercedes-Benz arbeitet in der Fertigung.

Bremen Autobranche steckt in der Krise – doch keine Panik in und um Bremen

Stand: 05.12.2024 18:34 Uhr

Die Automobilbranche gehört mit rund 20.000 Beschäftigten zu den größten Arbeitgebern rund um Bremen und Bremerhaven. Trotz Auftragslücken stehen kaum Jobs auf der Kippe.

Von Mario Neumann

Ein Advent zwischen ängstlichem Bangen und hoffnungsvoller Zuversicht? Stefanie Gebhardt von der IG Metall Bremen fühlt regelmäßig den Puls zahlreicher Betriebe aus der Automobilbranche in und um Bremen. Der geht einigermaßen normal in Norddeutschland.

Ich würde jetzt nicht sagen, dass wir hier oben Panik und Angst haben, bei den Zulieferern, bei den Dienstleistern und bei den Betriebsräten, auch nicht bei den Beschäftigten. Aber natürlich einen Blick in die Zukunft mit einer Unsicherheit.
(Stefanie Gebhardt, IG Metall)

In Bremen geht es vor allem um die Fertigung von Autos. Strategische Entscheidungen fallen eher im Süden der Republik, dort sind die Zentralen vieler Akteure beheimatet, erklärt Gebhardt. Es sei ohnehin ein globaler Markt, auch abhängig von geopolitischen Einflüssen. Im Augenblick stünden aber keine Arbeitsplätze in Bremen zur Disposition.

Wie sich die Arbeitsplätze in der Automobilbranche rund um Bremen aufteilen

Den Mitgliedern des Branchenverbands Automotive Nordwest geht es ähnlich, sagt Sprecher Ronald Brandes. Er befürchtet, dass norddeutsche Niederlassungen bei steigendem Kostendruck besonders gefährdet sind, wenn sich Zulieferer in ihre Hauptsitze zurückziehen.

Jeder ist unruhig. Denn keiner weiß genau, was auf ihn zukommt. Die Hiobsbotschaften sind ja überall. Und da sind natürlich auch die Zulieferer von betroffen und in der zweiten und dritten Stufe natürlich auch noch Dienstleister, die tätig sind für die Zulieferer.
(Ronald Brandes, Automotive Nordwest)

Gerade kleine und mittelständische Unternehmen plagen Bedenken, dass neu zu verhandelnde Verträge zu anderen Konditionen verhandelt werden sollen oder vielleicht gar nicht mehr vergeben werden. Um keine Kunden zu erschrecken, wollen die einzelnen Firmen in der Öffentlichkeit nicht konkret werden, aber der Aufruhr sei groß, so Brandes weiter.

Zulieferer suchen sich zum Teil Aufträge in der Medizintechnik

Während sich die Unternehmer weitere Standbeine suchen, etwa in der Medizintechnik oder der Rüstungsbranche, bereitet sich die Gewerkschaft auf mögliche Kämpfe um jeden einzelnen Arbeitsplatz vor. Einig sind sich beide Seiten darin, dass die Zeit des Autos noch lange nicht vorbei sei.

"Ein Bedarf nach Autos wird es immer geben, weil es ein individuelles Mobilitätsbedürfnis gibt. Wie sich das in 10, 15 oder 20 Jahren zusammensetzt – die Zukunft liegt in der Elektromobilität", ist sich Gebhardt sicher. Brandes fügt hinzu: "Auch wenn man sagt, die Fahrzeuge werden nicht mehr so gebraucht, weil viele dann auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen – im ländlichen Bereich können Sie es einfach nicht und nach drei, vier Jahren, dann setzt man sich hin und überlegt, ob man nicht ein neues Fahrzeug sich anschafft."

Gewerkschaft fordert effizientere Produktion

Wie eben diese E-Mobilität nach der Bundestagswahl im Februar politische Hilfe bekommt, da sind die Erwartungen groß. Groß ist auch die Konkurrenz an asiatischen Herstellern. Da haben deutsche Autohersteller einiges nachzuholen, an effizienter Produktion, meint Brandes. Inländische E-Autos dürften künftig nicht mehr so teuer sein.

Dieses Thema im Programm:
Bremen Zwei, Der Morgen, 5. Dezember 2024, 8:20 Uhr