Bremen Maroder Wohnblock in Bremer City: Stadt sperrt 100 Balkone
Das Hochhaus an der Discomeile ist derart marode, dass die Bauaufsicht die Balkone bis auf Weiteres sperren ließ. In dem Gebäude am Rembertiring leben mehr als hundert Menschen.
Der Eigentümer der Immobilie wurde zudem verpflichtet, Teile des Hauses mit einem Bauzaun abzuschirmen, um Passanten vor möglicherweise herabfallenden Fassadenteilen zu schützen. Denn an der Gebäudefront sind mehrere, teils metergroße Abrisse der Verkleidung erkennbar. Auch der Putz hat sich an zahlreichen Stellen gelöst.
Bewohner berichten davon, dass Unwetter in den vergangenen Jahren immer wieder Bauteile losgerissen hätten. Diese seien teilweise Dutzende Meter in die Tiefe gestürzt. Im August hatte die Baubehörde schließlich eingegriffen und die Sperrungen veranlasst.
Die akute Gefahr vor Ort wurde durch Zwangsmaßnahmen temporär beseitigt.
(Ein Sprecher der Baubehörde)
Mieter beklagen Probleme bei Strom und Heizung
Die Immobilie an der Discomeile gehört dem Schweizer Unternehmen Peach Property.
Für die baupolitische Sprecherin der Bremer Linken, Sofia Leonidakis, ist die Situation rund um das Gebäude damit aber noch nicht im Lot. "Die Baubehörde hat nach der ersten Beschwerde relativ schnell reagiert. Passiert ist dann aber seitens der Eigentümer relativ lange nichts", kritisiert die Politikerin. So seien etwa die Balkone nur sehr zögerlich abgeriegelt worden. Erst ein behördlich verordnetes Zwangsgeld habe Bewegung gebracht.
Zudem sei das Gebäude nach wie vor in keinem guten Zustand. Das bestätigen gegenüber buten un binnen auch zahlreiche Mieterinnen und Mieter des Hauses. Sie berichten von einem immer wieder defekten Fahrstuhl in dem zehnstöckigen Gebäude, einer störungsanfälligen Stromversorgung oder ausgefallenen Heizungen. Die Hausverwaltung reagiere oft monatelang nicht auf entsprechende Hinweise.
Immobilie gehört einer Schweizer Firma
Viele Mieter klagen außerdem über untragbare Zustände in Fluren und Treppenhäusern des Gebäudes. Drogenabhängige quartierten sich dort häufig ein und hinterließen Müll, Drogenbestecke und Fäkalien.
Norman Werner erachtet die Miete für seine Wohnung angesichts der Zustände als zu hoch.
Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund sei auch die Höhe der Miete alles andere als angemessen, beklagen viele Bewohner. "Meine Wohnfläche sind 37 Quadratmeter und ich bezahle 690 Euro — das ist viel, aber daran kann man wohl nichts ändern", sagt etwa Norman Werner, der nach eigenen Angaben seit einem halben Jahr in dem Gebäude lebt.
Linken-Politikerin Sofia Leonidakis hält die Miete für Wucher und will überprüfen lassen, ob es dagegen rechtliche Handhabe gibt.
Eigentümer der Immobilie ist das Schweizer Immobilienunternehmen Peach Property. Die in Zürich ansässige Gesellschaft lässt auf Anfrage mitteilen, dass man sich an den üblichen Mieten orientiere.
Baubehörde setzt auf Kooperation des Eigentümers
Nicht nur die Balkone sind in einem offensichtlich schlechten Zustand.
Zum Zustand des Gebäudes erklärt Peach Property, dass bereits ein großer Sanierungsbedarf geherrscht habe, als man das Gebäude vor wenigen Jahren erworben habe. "Wir arbeiten intensiv daran, die Situation vor Ort zu verbessern — leider gehen diese Veränderungen nicht über Nacht", schreibt ein Sprecher. Das Unternehmen wolle einen siebenstelligen Betrag in Fassadensanierung stecken. Einen konkreten Zeitplan nennt das Unternehmen allerdings nicht.
Die Linke hält das für eine Hinhaltetaktik und fordert, eine Enteignung zu prüfen. Die SPD-geführte Baubehörde dagegen setzt darauf, dass der Eigentümer der Problemimmobilie seine Versprechen hält. Die Bauaufsichtsbehörde arbeite seit 2022 mit Peach Property aktiv an einer nachhaltigen Lösung.
Dieses Thema im Programm:
Buten un binnen, 7. Januar 2025, 19:30 Uhr