Ein Fahrgeschäft dreht sich auf dem 989. Freimarkt. Der Markt wird seit dem Jahr 1035 veranstaltet und erfasst über das Festgelände Bürgerweide hinaus auch die historische Altstadt.

Bremen Bremer geben 1,2 Millionen Euro per Freikarte auf dem Freimarkt aus

Stand: 05.11.2024 14:06 Uhr

Kinder und Jugendliche haben knapp 300.000 Euro mehr per Freikarte auf dem Bremer Freimarkt ausgegeben als vor einem Jahr. Die Zahl der Fahrten stieg um rund 35.000.

Von Jörn Hüttmann

Insgesamt 46 Schausteller haben die Freikarte in diesem Jahr akzeptiert. So haben Kinder und Jugendliche in mehr als 157.000 Fällen mit dem 60-Euro-Guthaben ihrer Freikarte bezahlt, teilte ein Senatssprecher mit. Vor einem Jahr registrierte der Senat 121.000 Fälle. 2023 haben die Schausteller laut Senat 906.000 Euro Umsatz über die Freikarten gemacht, in diesem Jahr waren es knapp 1,2 Millionen.

Preise auf dem Freimarkt gestiegen

In die gestiegenen Ausgaben durch die Freikarte auf dem Freimarkt spielen offenbar auch gestiegene Preise mit hinein. "Es ist leider so, dass es in fast allen Segmenten Verteuerungen gegeben hat", hatte Susanne Keuneke, vom Verband der Schausteller und Marktkaufleute vor dem Freimarkt gesagt. Viele gestiegene Kosten – etwa für Energie – seien in den vergangenen Jahren nicht an die Kunden weitergegeben worden.

In den Jahren 2024 und 2025 hat der Bremer Senat 18 bis 19 Millionen Euro für die Freikarten eingeplant. Die Karten werden an alle Kinder und Jugendlichen in Bremen unter 18 Jahren verschickt. Mit der Karte können sie neben dem Freimarkt beispielsweise auch in Museen, Schwimmbäder und Kletterhallen bezahlen.

CDU kritisiert die Freikarte

Die CDU argumentiert, dass die Gelder für die Freikarte nicht nachhaltig eingesetzt sind. "Mit dem Geld könnten alle Jugendfreizeitheime in Bremen ein Jahr lang ihre Türen öffnen", sagt Hetav Tek, jugendpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion.

Anstatt diese – und vergleichbare – Einrichtungen zu unterstützen und nachhaltig zu finanzieren, wird das Geld in kurzfristigen Konsum gesteckt. Kurz gesagt: 52 Wochen Jugendfreizeitheime bringen mehr für Kinder und Jugendliche als zwei Freimarktbesuche.
(Hetav Tek, jugendpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion)

Gleichzeitig wüssten erfolgreiche Projekte, denen die Mittel gekürzt wurden, nicht, wie sie diese Kürzungen ausgleichen sollen. Statt gezielt von Armut betroffenen Kinder zu unterstützen, würden Gelder mit der Gießkanne verteilt, kritisiert Tek. "Das ist nicht zielführend."

Auch die FDP sieht die Freikarte kritisch: Zwar sei schön, dass der Freimarkt so positiv von Kindern und Jugendlichen genutzt wurde. "Wir als FDP-Fraktion sind nach wie vor der Meinung, dass die über 30 Millionen Euro, die der Senat in die Freikarte gesteckt hat, besser an anderer Stelle angelegt wäre, wie zum Beispiel in Sportprojekten, Kitas oder Ausstattung der Sicherheitsbehörden", sagt Ole Humpich, Sprecher für Kultur und Soziales. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Freikarte sei nicht gesund.

Bovenschulte : "Freikarte wird gebraucht"

Bei der SPD sieht man das anders: "157.000 Einsätze der Freikarte auf dem Freimarkt machen klar: Die Karte wird gebraucht", sagt Bürgermeister Andreas Bovenschulte. Durch die Freikarte hätten viele Kinder, die es sich sonst nie hätten leisten können, auf dem Freimarkt "ein paar schön Stunden" verbringen können. "Wer wollte ihnen das missgönnen?"

Dieses Thema im Programm:
Bremen Vier, Vier News, 5. November 2024, 16 Uhr