Gedenken an die Reichspogrom-Nacht (Archivbild)

Bremen Hier wird in Bremen und Bremerhaven der Reichspogromnacht gedacht

Stand: 09.11.2024 08:59 Uhr

Fünf Bremerinnen und Bremer jüdischen Glaubens wurden in der Reichspogromnacht ermordet. Ihnen und den anderen Opfern wird im Land Bremen an diesen Orten gedacht.

Von Leslie Melina Schmidt

Am 9. November 1938 riefen die Nationalsozialisten dazu auf, Synagogen und jüdische Geschäfte zu zerstören. Mehr als 1.400 Synagogen und jüdische Bethäuser wurden in dieser Nacht angezündet, 400 Menschen wurden ermordet und etwa 30.000 Menschen wurden in Konzentrationslager verschleppt.

In Bremen wurde damals die Synagoge in der Kolpingstraße in Brand gesetzt und mehr als 30 jüdische Geschäfte zerstört. Am und um den 9. November wird traditionell der Opfer dieser November-Pogrome gedacht – auch im Land Bremen gibt es einige Gedenkveranstaltungen.

1. Stolpersteine-Rundgang im Stephani-Quartier

Die Kulturkirche St. Stephani Bremen lädt am 9. November zu einem Stolpersteine-Rundgang durch das Stephani-Quartier ein. Der Rundgang mit Pastor Friedrich Scherrer beginnt am Begegnungszentrum St. Michaelis - St. Stephani am Doventorsteinweg 51 um 15 Uhr.

2. Einweihung des Jacob-Wolff-Platzes in Vegesack

Das Ortsamt Vegesack nimmt den 9. November zum Anlass den Jacob-Wolff-Platz in Vegesack einzuweihen. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr.

An diesem Platz stand früher die Synagoge der jüdischen Gemeinde, die vom NS-Regime niedergebrannt wurde. Jacob Wolff war der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Er wurde später im Konzentrationslager Theresienstadt inhaftiert und starb dort im Dezember 1942.

Das Straßenschild des Platzes soll symbolisch enthüllt werden. Dazu gibt es Wortbeiträge der Beiratssprecherin Heike Spreche, von Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik und von Elvira Noa, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde im Lande Bremen. Auch Bürgermeister Andreas Bovenschulte wird eine Rede halten.

3. Mahnwache vor ehemaligem jüdischen Altersheim in Gröpelingen

Der Gröpelinger Beirat hat zur Mahnwache am ehemaligen jüdischen Altersheim an der Gröpelinger Heerstraße 167 um 11 Uhr aufgerufen. Für den Beirat spricht die Leiterin des Ortsamts West, Cornelia Wiedemeyer. Für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN BdA) spricht Ulrich Stuwe. Ortrud Staude begleitet die Mahnwache musikalisch.

4. Gedenkveranstaltung und Lesung in Bremerhaven

Die Menorah – Liberale jüdische Gemeinde Bremen/Bremerhaven lädt am 9. November von 17:45 bis 18 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung nach Bremerhaven ein. Treffpunkt ist die Chanukkia neben der großen Kirche in der Bürgermeister-Smidt-Str. 45.

Kommunikationswissenschaftler Ruben Gerczikow wird bei der Veranstaltung dabei sein. Er recherchiert unter anderem zu antisemitischen Strukturen im digitalen und öffentlichen Raum. Außerdem wird der Politik- und Religionswissenschaftler Monty Ott teilnehmen. Er beschäftigt sich in einen Beiträgen regelmäßig mit Antisemitismus und Erinnerungskultur.

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung werden beide Gäste um 18:30 Uhr im Deutschen Auswandererhaus ein Lesung zu ihrem Buch "Wir lassen uns nicht unterkriegen – Junge jüdische Politik in Deutschland" geben und laden zu einer Podiumsdiskussion ein. Die Lesung findet innerhalb des Jüdischen Kulturprogramms "Resonanzen" im Deutschen Auswandererhaus statt.

5. Nacht der Jugend im Bremer Rathaus

Im Bremer Rathaus fand am 6. November wieder die "Nacht der Jugend" statt. Ab 18 Uhr haben Bremer Jugendliche hier der Opfer der Reichspogromnacht gedacht. Auf dem Programm standen mehrere Beiträge zum Thema Respekt, Musik und jugendpolitische Debatten.

Außerdem haben zwei Zeitzeugen von ihren Erlebnissen berichtet: Dr. Eva Umlauf, der als Zweijährige in Auschwitz ihre KZ-Nummer in den Unterarm tätowiert wurde. Und Friedrich Buhlrich, dessen drei Halbgeschwister von den Nationalsozialisten ermordet wurden.

Die Nacht der Jugend findet seit 1998 jedes Jahr im Bremer Rathaus statt. Sie wird von einem ehrenamtlichen Organisationsteam in Zusammenarbeit mit der Senatskanzlei veranstaltet.

6. Gedenkstunde im Schnoor

Am Mahnmal vor dem Landherrnamt in der Dechanatstraße erinnerten Mitglieder der Bremischen Bürgerschaft und des Senats am 8. November an die Bremer Opfer der November-Pogrome. In Bremen wurden in der Reichspogromnacht fünf Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens ermordet. Aus Rücksicht auf den jüdischen Ruhetag Schabbat fand die Gedenkstunde schon einen Tag vor dem Jahrestag statt.

Dr. Anastassia Pletoukhina wurde dieses Jahr als Rednerin eingeladen. Sie ist Sozialwissenschaftlerin und leitende Repräsentantin der Jewish Agency for Israel in Berlin. Im Jahr 2019 überlebte sie den antisemitischen Anschlag auf eine Synagoge in Halle (Saale).

7. Kranzniederlegung in Bremerhaven

Auch in Bremerhaven fand eine Gedenkveranstaltung bereits am 8. November statt. Zum Thema "Erinnern! Aber wie?" hat Dr. Beate Porombka, Vorsitzende des Jeanette-Schocken-Preis – Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur e.V, eine Rede halten.

Dieses Thema im Programm:
Bremen Eins, Nachrichten, 8. November 2024, 5:30 Uhr