Durch eine Schiffskollision wurde die Eisenbahnbrücke über die Hunte bei Elsfleth beschädigt.

Niedersachsen Beschädigte Huntebrücke: Lies rechnet mit zügiger Reparatur

Stand: 25.07.2024 18:58 Uhr

Nach dem Zusammenstoß eines Binnenschiffs mit der Ersatzbrücke über die Hunte in Elsfleth im Landkreis Wesermarsch zeigt sich Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies vorsichtig optimistisch.

"Nach den Ergebnissen aus der heutigen Konferenz bin ich guter Hoffnung, dass wir in sechs Wochen den Schaden behoben haben", sagte der SPD-Politiker nach einem Gespräch mit Vertretern der Häfen, der Bahn und der Wirtschaft. "Wann genau der erste Zug wieder die Hunte quert, lässt sich zum heutigen Stand noch nicht genau sagen", schränkte Lies aber ein. Der Landrat des Landkreises Wesermarsch, Stephan Siefken, nannte die von Lies geschätzte Bauzeit von sechs Wochen "das maximal erträgliche Maß".

Durch den Unfall an der Eisenbahnbrücke sind die Häfen links der Weser derzeit vom Bahnverkehr abgeschnitten. Lies hatte am Mittwoch die Beschädigung der Behelfsbrücke als "maximal unglücklich" bezeichnet. Den Häfen Brake, Oldenburg und Nordenham drohen Einnahmeausfälle in Millionenhöhe, so eine Sprecherin der Hafeninfrastrukturgesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts). "Die Wirtschaft in der Region und darüber hinaus braucht eine stabile und sichere Verbindung", sagte die NPorts-Sprecherin. Schiffe können den betroffenen Bereich mittlerweile wieder einspurig passieren. Das Schiff, das den Unfall am Dienstag verursacht hat, soll nach Bremen geschleppt oder geschoben werden, teilte die Wasserschutzpolizei am Donnerstag mit.

In einer Karte ist die Huntebrücke in Elsfleth eingezeichnet.

Die Beschädigung der Eisenbahnbrücke über die Hunte wirkt sich auf den Schiffs- und Zugverkehr aus.

Ersatzbrücke kommt aus dem Hilfsbrückenlager

Vertreter der Bahn versicherten am Donnerstag, man arbeite rund um die Uhr daran, die beschädigte Brücke so schnell wie möglich wieder befahrbar zu machen. Die benötigte Ersatzbrücke sei vorrätig und werde für einen Transport aus am DB-Hilfsbrückenlager in Konz (Rheinland-Pfalz) vorbereitet. Am Mittwoch hatte die Bahn bestätigt, dass lediglich eines der zwei Hilfsbrückenteile ersetzt werden müsse. Zuvor hatte das Unternehmen davon gesprochen, dass der Schaden durch den erneuten Schiffsunfall wahrscheinlich höher ausfallen würde als bei der letzten Kollision im Februar.

Schiff kollidiert mit Ersatzbrücke über Hunte

Beschädigte Huntebrücke - Millionen Tonnen Güter betroffen

Auch Brakes Bürgermeister Michael Kurz (SPD) hofft auf eine schnelle Reparatur der beschädigten Bahnbrücke, damit die Häfen in Brake und Nordenham im Landkreis Wesermarsch wieder bedient werden können. "Millionen Tonnen Güter werden aus den Häfen und in die Häfen transportiert", sagte er NDR Niedersachsen am Mittwoch. Wenn diese Verbindung nicht funktioniere, habe das den größtmöglichen Schaden zufolge, so Kurz weiter. Dadurch könne das Vertrauen der Kunden in die Häfen gestört werden und dies sei nach der ersten Kollision gerade erst wieder aufgebaut worden.

Wasserschutzpolizei: Keine Hinweise auf Sabotageakt

Die Wasserschutzpolizei hat einen technischen Defekt am Binnenschiff ausgeschlossen. Die Ermittler gehen davon aus, dass der 71 Jahre alte Schiffsführer die Durchfahrtshöhe falsch eingeschätzt hat. In der Folge war das Schiff am Dienstag gegen 17 Uhr mit der Behelfsbrücke bei Elsfleth kollidiert. Gegen den 71-Jährigen wird nun wegen der Gefährdung des Bahn-, Schiffs- und Luftverkehrs ermittelt. Außerdem ermittelt der Staatsschutz in dem Fall - es gebe allerdings keine Hinweise auf einen Sabotageakt, sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei dem NDR Niedersachsen am Mittwoch.

Niedrigere Brückenhöhe Ursache für Unfall?

Ein Selbstverschulden des Schiffsführers stellt derweil Sebastiaan van Vliet von der Reederei Dettmer infrage. Die Reederei ist Mitglied im Bundesverband Deutscher Binnenschifffahrt e.V. Er könne sich vorstellen, dass die niedrigere Brückenhöhe der Ersatzbrücke von 30 Zentimetern den Unfall begünstigt haben könnte. Wenn das nicht von dem Karten-Dienstleister rechtzeitig aktualisiert worden sei, könnten solche Unfälle passieren. Die niedrigere Behelfsbrücke können größere Binnenschiffe nur bei niedrigem Wasserstand durchfahren. Nach NDR Informationen gibt es daher einen Brückendienst, der einmal stündlich den stark schwankenden Pegelstand der Hunte an der Durchfahrtsstelle mitteilt.

Schienenersatzverkehr ab Hude und Teilausfälle von Zügen

Nach Angaben der Eisenbahngesellschaft Transdev kommt es zwischen Nordenham und Bremen zu Teilausfällen bei der Nordwestbahn. Zwischen Elsfleth und Berne ist demnach ab Hude ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Es ist der zweite Unfall an dieser Stelle - die reguläre Brücke war durch einen Schiffsunfall im Februar stark beschädigt worden. Auch damals soll der Schiffsführer die Durchfahrtshöhe falsch eingeschätzt haben, eine Anklage gegen den Mann wird erwartet. 

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 25.07.2024 | 18:00 Uhr