Die Brücke stürzt ein

Nordrhein-Westfalen Drei Jahre Chaos - Lüdenscheid leidet unter fehlender Autobahnbrücke

Stand: 02.12.2024 18:25 Uhr

Vor genau drei Jahren musste die Rahmedetalbrücke an der A45 gesperrt werden. Mittlerweile wurde sie gesprengt - mit drastischen Auswirkungen auf Lüdenscheid.

Von Claudia Roelvinck

Am 2. Dezember 2021 hat sich Lüdenscheid von einer Stunde auf die nächste verändert. Gegen 16 Uhr bekam Bürgermeister Sebastian Wagemeyer einen Anruf von der Autobahn GmbH: Die Rahmedetalbrücke an der A45 muss wegen massiver Schäden sofort gesperrt werden.

A45 Jahrestag: 3 Jahre Dauerstau

In dem Moment begreifen Sie die Dimension nicht.

Sebastian Wagemeyer, SPD, Bürgermeister Lüdenscheid

Es dauerte nicht lange bis der gesamte Verkehr von vier Autobahnspuren in die Straßen der Stadt Lüdenscheid einsickerte. Denn die einzige Umleitung zwischen den Autobahnanschlüssen Lüdenscheid und Lüdenscheid Nord führt mitten durch die Stadt.

Ein Ausnahmezustand - der zum Dauerzustand werden sollte. Die Brücke war so kaputt, dass nie wieder ein Auto darüber fahren durfte. Inzwischen ist sie gesprengt.

Ein Arbeitstag pro Woche im Stau

Stau in Lüdenscheid

Stau in Lüdenscheid

Bis heute lassen sich Fahrtzeiten nach Lüdenscheid und selbst innerhalb der Stadt schwer kalkulieren. Mit gravierenden Folgen. Viele Pendler haben sich einen neuen Arbeitsplatz in einer anderen Stadt gesucht.

Firmen können ihre Waren nicht transportieren, weil Speditionen Aufträge in dieser Region meiden. Handwerkerteams verbringen umgerechnet einen ganzen Arbeitstag pro Woche mit der Fahrt zu Kunden. Museen, Schwimmbädern und Geschäften fehlen Besucher.

Autobahn führt durch die Stadt

Wer an der Umleitungsstrecke wohnt, findet kaum Gelegenheit zum Lüften und wenig Ruhe. Tag und Nacht verläuft die Autobahn quasi durch die Stadt - auch noch nach drei Jahren. Die Risse und Schlaglöcher in den Straßen werden immer größer, das Gerumpel der Lastwagen dadurch immer lauter.

Es gibt zwar ein Durchfahrtsverbot für LKW, die in der Gegend weder Ware abholen noch ausliefern. Allerdings gibt es weiterhin viele Fernfahrer, die das missachten. Offenbar ist es ein geringeres Übel, ein Bußgeld zu zahlen, als einen großen Umweg über Köln oder Kassel zu fahren.

Doch es gibt auch Lichtblicke. Swanie Diehl wohnt unmittelbar an der Brückenbaustelle, sieht wie die neuen Brückenpfeiler in die Höhe wachsen, sobald sie morgens ihre Rolläden hochzieht.

Jeden Tag, wenn ich meine Fenster aufmache, habe ich Freude, weil die Leute arbeiten.

Swanie Diehl, Anwohnerin an der Brückenbaustelle

Ein Bagger

Baustelle der neuen Rahmedetalbrücke

Etwa 75 Meter über ihrem Kopf entsteht die neue Rahmedetalbrücke in einem bemerkenswerten Tempo. Von beiden Autobahnseiten aus werden Brückenelemente zueinander geschoben. Wenn sie sich in der Mitte treffen, ist das für Lüdenscheid ein wichtiger Schritt in Richtung Normalität.

Im Sommer 2026 soll die erste Hälfte der 450 Meter langen Brücke fertig sein und für den Verkehr freigegeben sein. Dann endlich können die Menschen beginnen, sich vom jahrelangen Ausnahmezustand zu erholen.

Unsere Quelle:

  • Südwestfälische Industrie- und Handelskammer
  • Sebastian Wagemeyer, SPD, Bürgermeister Lüdenscheid
  • Swanie Diehl, Anwohnerin an der Brückenbaustelle