Nordrhein-Westfalen Was hinter dem Hype um die Dubai-Schokolade steckt
Sie ist DER Hype in diesem Herbst: die Dubai-Schokolade. Instagram und Tiktok sind voll damit. Wir klären, wie er entstanden ist.
Sie ist süß, schmeckt nach Pistazien und ist vor allem teuer: die Dubai-Schokolade. Keine Süßigkeit liegt gerade so sehr im Trend. Doch wie ist der Food-Hype eigentlich entstanden? Warum ist die Schokolade so teuer? Und kann ich sie auch selbst machen?
- Was ist in der Dubai-Schokolade drin?
- Wer hat die Dubai-Schokolade erfunden?
- Warum ist die Dubai-Schokolade so begehrt?
- Gibt's die originale Dubai-Schokolade bei uns?
- Warum ist die Dubai-Schokolade so teuer?
- Kommen die Pistazien aus Dubai?
- Ist Dubai-Schokolade immer einwandfrei?
- Kann ich Dubai-Schokolade selbst machen?
Die Zutatenliste ist relativ kurz. Neben Vollmilchschokolade braucht man Pistazien-Creme, Sesammuß (Tahini) und feine Teigfäden, die man auch im türkischen Gebäck Baklava findet und die wie Engelshaar aussehen. Die geben der Schokolade ihren charakteristischen Crunch.
Die originale Dubai-Schokolade stammt, wie der Name schon sagt, aus Dubai, genauer gesagt von der Manufaktur "Fix Dessert Chocolatier". Als Erfinderin gilt deren Chefin Sarah Hamouda.
Sie habe während ihrer zweiten Schwangerschaft so viel Heißhunger gehabt, dass sie zunächst ihren Mann loschickte, um in Dubai Desserts und Schokoladen zu kaufen. So erzählt sie die Geschichte auf dem Unternehmensaccount bei Instagram.
"Die waren alle gut, aber nichts hat so wirklich geholfen." Daraufhin habe sie sich etwas eigenes ausgedacht - und fertig war die Schokolade mit der Pistaziencreme. Das war 2021.
Richtig bekannt wurde die Dubai-Schoki aber erst später. Im Dezember 2023 schwärmte Food-Influencerin Maria Vehera über die Kreation in einem Tiktok-Video, das viral ging. Und zack, war der Hype losgetreten. Das Video wurde mittlerweile millionenfach aufgerufen. Ob sie dafür Geld bekam, ist unklar.
Influencerin Kiki Aweimer mit ihrer Dubai-Schokolade.
Food-Bloggerin Kiki Aiweimer aus Bochum hat die Schokolade Anfang des Jahres auf einer Reise in Dubai entdeckt. Seither stellt sie ihre eigene her. Die Nachfrage danach sei hoch, die Wartezeiten entsprechend lang. "Wir erhalten derzeit minütlich Anrufe bezüglich der Schokolade", schreibt sie auf ihrer Homepage.
Der Grund, wieso die Menschen gerade so Sturm laufen würden für die Schokolade, sei die nicht zu bedienende hohe Nachfrage, sagte Aiweimer der dpa. "Jeder will mal probieren." Es habe sich wie ein Lauffeuer verbreitet.
Die Ware ist mittlerweile so begehrt, dass sie sogar geschmuggelt wird. So erwischte der Zoll Anfang November kurz hinter der Grenze von der Schweiz nach Deutschland einen Lieferwagen mit 45 Kilogramm Dubai-Schokolade in 243 Kartons. Ziel war Dortmund.
Nein. "Fix Dessert Chocolatier" verkauft die Originale nach eigenen Angaben nur in Dubai per Online-Lieferdienst. Die Sorten heißen "Dunkle Dubai-Pistazie", "Dark Lotus Pistazie" oder "Milc Dubai Pistazie". Im Internet werden zwar täuschend ähnliche Produkte angeboten. Das Unternehmen warnt aber auf den eigenen Kanälen davor, darauf hereinzufallen.
"Dass die Firma noch immer keinen internationalen Versand eingerichtet hat, dürfte Kalkül sein. Denn die Knappheit führt dazu, dass TikTok-User sich gezwungen sehen, die Schokolade selbst zu machen. So kann man Influencerinnen und Influencern bei ihrer kollektiven Suche nach dem besten Rezept zuschauen", schreibt der Spiegel. Jedes weitere Video verstärke den Heißhunger – und einen Trend, der auch nach fast einem Jahr nicht abzuebben scheint.
Viele andere Süßwarenhersteller sind auf den Zug aufgesprungen und produzieren Sorten, die denen aus Dubai sehr ähnlich sind. Und die sie dann unter dem deutschen Synonym Dubai-Schokolade verkaufen. Der Markenname ist übrigens rechtlich noch nicht geschützt, theoretisch kann das also jeder machen.
Auch wenn das nicht die Originale sind, sorgen sie für lange Warteschlangen und Weiterverkäufe im Internet für hunderte Euro.
In Dubai kostet die Schokolade umgerechnet etwa 16,60 Euro. Die Imitationen bei uns sind kaum günstiger. Das liegt zum einen an der geringen Verfügbarkeit bei gleichzeitiger hoher Nachfrage. Und zum anderen an der Pistaziencreme. Die sei nämlich gerade so gefragt wie nie, sagt Pascal Walch, Geschäftsführer des Dessert-Großhändlers JM Posner der dpa.
Vor rund zwei Monaten habe man die Produktion von 600 Kilogramm auf sechs Tonnen pro Woche erhöhen lassen - also um das Zehnfache. Zu Beginn sei der Händler deswegen belächelt worden. "Und trotzdem ist es nicht genug." Bei der aktuellen Nachfrage könne man auch zehn Tonnen pro Woche verkaufen.
Damit die Kunden die Creme nicht horteten, seien sogar Kaufbegrenzungen eingeführt worden. "Man kann nicht mehr als vier Eimer online kaufen." Teilweise bekomme er am Telefon höhere Preise geboten. Darauf lasse er sich nicht ein.
Die Vereinigten Arabischen Emirate bauen zwar Pistazien selbst an und exportieren sie auch. Die in der originalen Dubai-Schokolade stammen nach Unternehmensangaben aber aus der Türkei und dem Iran. Beide Länder sind nach den USA die größten Anbauer und Exporteure von Pistazien weltweit.
Bei Dessert-Großhändler JM Posner kommen die Pistazien für dessen Creme aus Sizilien. Zu den Abnehmern gehören Bäckereien, Desserthersteller und auch Privatkunden, berichtet der Geschäftsführer.
Pistaziencreme ist die Hauptzutat der Dubai-Schokolade.
Schon vor dem Trend zur Dubai-Schokolade sei die Nachfrage nach Pistaziencreme gestiegen - das Produkt werde etwa zur Füllung von Croissants verwendet. "Da haben wir generell dieses Jahr schon deutlich mehr verkauft als das Jahr zuvor."
Die Pistaziencreme werde nicht nur für selbstgemachte Dubai-Schokolade genutzt. "Viele machen auch Dubai-Tiramisu, Dubai-Eiscreme oder Dubai-Cheesecake daraus, es gibt viele Variationen." Oder auch Dubai-Currywurst wie jetzt in Dorsten. Alles verkaufe sich. "Sobald Dubai dransteht, kaufen es die Leute", sagt Pascal Walch.
Und das meine er nicht abwertend. "Wenn Dubai dransteht, wissen die Leute, was sie erwartet und probieren es. Das ist so ähnlich wie bei anderen Geschmacksrichtungen."
Leider nein. Die Lebensmittelaufsicht in Baden-Württemberg warnt vor importierten Produkten. Der Grund: Acht von acht untersuchten Proben - fünf aus dem Vereinigten Aarabischen Emiraten und drei aus der Türkei - waren dem Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA) negativ aufgefallen. Konkret geht es um Verunreinigungen, Farbstoffe, Allergene und Fremdfett.
Jetzt hat der Süßigkeiten-Trend Dubai-Schokolade auch die Lebensmittelüberwachung des Landes NRW auf den Plan gerufen. Bei ersten Untersuchungen von in NRW hergestellten Dubai-Schokoladen wurden laut einem Sprecher des Verbraucherschutzministeriums keine Mängel festgestellt, Dubai-Schokoladen aus Drittländern wiesen hingegen Kennzeichnungsmängel auf. Mit einem kurzfristigen Sonderprogramm würden nun landesweit Proben von Dubai-Schokolade aus Drittländern und in der EU hergestellte Produkte aus dem Handel genommen und zur Untersuchung zum CVUA nach Stuttgart geschickt.
Klar, das geht. Im Internet kursieren zig Anleitungen dazu mit Millionen Aufrufen. Wichtig für den Geschmack sei auch, dass man Edelvollmilchschokolade nimmt, sagt Food-Bloggerin Kiki Aiweimer aus Bochum.
Die Schokolade wird geschmolzen und in Form gebracht. Das Engelshaar, wie Kadayif-Fäden auch genannt werden, wird klein geschnitten und in einer Pfanne in Butter geröstet. Danach kommen Pistazien-Creme und Tahini dazu.
Die Schokolade wird nur noch damit gefüllt und wandert in den Kühlschrank. "Man beißt, es cruncht, man knackt die Schokolade auf", sagt Aiweimer. Die Schokolade sei so besonders, weil sie gleich mehrere Sinne anspreche.
Auch Dalal Bash Dash, die regelmäßig im Dubai-Restaurant ihrer Eltern in Neuss arbeitet, produziert zusammen mit ihrer Mutter Nesrin seit knapp drei Monaten ihre eigene Dubai-Schokolade. Zu ihrem Rezept geht's hier:
Na dann: Guten Appetit!
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